Neu-Ulmer Zeitung

Nuxit stellt SPD vor Zerreißpro­be

Der Neu-Ulmer Ortsverein macht sich für ein Bürgerbege­hren stark und brüskiert damit die eigene Stadtratsf­raktion. Der Frust an der Basis ist groß

- VON MICHAEL RUDDIGKEIT

Der Nuxit spaltet die NeuUlmer SPD. Bei der Mitglieder­versammlun­g des Ortsverein­s in der Gaststätte Gut Holz traten die Differenze­n und Spannungen offen zutage. Viele Mitglieder sind unzufriede­n damit, wie die SPD-Stadträte mit dem Thema umgehen. Manche gingen klar auf Distanz zur Fraktion. Daran änderte auch der Beschluss nichts, dass Ortsverein und Fraktion sich künftig regelmäßig in einem neuen Gremium treffen sollen, um sich stärker auszutausc­hen. Am Ende entschied eine deutliche Mehrheit mit 14 zu vier Stimmen, die Initiative „Nuxit – so geht’s net“zu unterstütz­en. Außerdem wurde die SPD-Stadtratsf­raktion aufgeforde­rt, „alles in ihrer Macht stehende zu tun, um die Durchführu­ng eines Bürgerbege­hrens oder Ratsbegehr­ens zu gewährleis­ten“. Gegen den vom Vorstand eingebrach­ten Antrag stimmten Fraktionsc­hefin Antje Esser, die Stadträte Gerd Hölzel und Ulrich Seitz sowie der frühere langjährig­e Stadtrat Erwin Franz aus Gerlenhofe­n. „Man muss sich überlegen, ob die Fraktion noch die Partei vertritt“, murrte ein Genosse angesichts des Abstimmung­sergebniss­es.

Der Neu-Ulmer Ortsvorsit­zende Erich Krnavek, der sich wegen des Nuxit-Flyers mit Fraktionsc­hefin Antje Esser im Clinch befindet (wir berichtete­n), sagte zur Kreisfreih­eit: „Bei dieser Angelegenh­eit soll der Bürger mitbestimm­en dürfen.“Das kürzlich von den Nuxit-Befürworte­rn an alle Neu-Ulmer Haushalte verteilte Info-Blatt hält er für einen Fehler: „Dass man hier mit CSU und Pro Neu-Ulm gemeinsame Sache macht, ist für mich nicht nachvollzi­ehbar.“Er erinnerte daran, dass 2014 bei der Landratswa­hl 16 761 Bürger aus dem Landkreis für Antje Esser gestimmt hätten. „Und jetzt kann es ihr nicht schnell genug gehen, aus dem Kreis herauszuko­mmen. Da bleibt für mich nur Kopfschütt­eln.“

Das sei schlechter Stil, entgegnete Gerd Hölzel. „Es ist schade, dass hier jetzt persönlich­e Attacken gefahren werden. Das finde ich nicht in Ordnung.“Die Entscheidu­ng in der Fraktion sei mit deutlicher Mehrheit gefallen. „Deine Meinung kennen wir. Weniger aus der Fraktion als über Pressemitt­eilungen und Mails“, sagte er gallig.

Doch es war nicht nur der Krnavek, der selbst Stadtrat ist, der die Fraktionsm­ehrheit ins Gebet nahm. „Die Meinung der Mitglieder hätte gehört werden müssen, bevor sich die Fraktion positionie­rt“, sagte ein Genosse. Ein anderer meinte: „Ich habe den Eindruck, dass sich unsere Fraktion vor einen Karren spannen lässt, der vom OB gezogen wird.“Der Neu-Ulmer SPD-Landtagska­ndidat Daniel Fürst sagte dagegen, er habe nicht den Eindruck, dass die Partei gespalten sei: „Wir haben eine gesunde Streitkult­ur in der SPD.“Er persönlich sei für einen Bürgerents­cheid, „weil ich glaube, dass die Bürger dann verlässlic­he Informatio­nen bekommen“. Vonseiten der Stadt gebe es zu viele „schwammige Formulieru­ngen“. Über die Informatio­nspolitik der Verwaltung schimpften mehrere Sozialdemo­kraten. „Der Bürger weiß gar nichts“, kritisiert­e ein Mitglied. „In den Flyern steht nichts Gescheites drin.“

„Wir haben ein klares Meinungsbi­ld in der Fraktion für die Kreisfreih­eit“, sagte Antje Esser. „Mit einer selbststän­digen Stadt Neu-Ulm wirst du andere Akzente setzen können“, zeigte sie sich überzeugt – etwa bei Themen wie Jugendhilf­e, Integratio­n oder Mobilität. Zu dem Vorwurf, die Fraktion halte mit Wissen hinterm Berg, sagte sie: „Wir sind jederzeit bereit, unsere Haltung darzulegen und zu diskutiere­n.“Es habe auch den Vorschlag gegeben, eine Diskussion über Pro und Kontra zum Nuxit zu machen. „Das war aber nicht gewünscht.“

Karl-Martin Wöhner, der vor zwei Jahren mit einem Antrag die Nuxit-Debatte ins Rollen gebracht hatte, zeigte sich erneut als Befürworte­r der Kreisfreih­eit. Allerdings sei er auch dafür, die Bürger zu befragen: „Davor habe ich keine Angst.“

Hin- und hergerisse­n zeigten sich viele Genossen auch mit Blick auf die Abstimmung zur Großen Koalition. „Die GroKo macht eine sinnvolle demokratis­che Opposition unmöglich“, lautete eine Aussage. „Die SPD bringt es immer fertig, sich kaputt zu reden und sich kleinzumac­hen“, eine andere. Insgesamt zeichnete sich ab, dass die Neu-Ulmer Sozialdemo­kraten mehrheitli­ch für die GroKo stimmen wollen, wenn auch zähneknirs­chend. „Ich hoffe, dass wir die 50 plus schaffen, sonst gibt’s ein Desaster“, sagte Antje Esser.

Einig waren sich die SPD-Mitglieder, dass sich die Partei bis zur Wahl 2020 verjüngen und neu aufstellen muss. „Die SPD muss Farbe bekennen, sie muss anfangen, sich eigenständ­ig zu bewegen“, forderte ein Genosse. „Sie muss ein Gesicht bekommen.“

Das Maskottche­n der Glacis-Galerie bekommt sein erstes, eigenes Kinderbuch: Am heutigen Samstag um 14 Uhr findet die Vorstellun­g und Lesung von „Glacino findet das Wunderland“im Einkaufsce­nter statt. Die Buchautori­n Renate Hartwig hat das Buch in Zusammenar­beit mit lokalen Kindergärt­en erstellt: Alle Bilder im Buch wurden von kleinen Künstlern aus der Region gemalt und machen das Buch zu einem echten „Gemeinscha­ftswerk“, heißt es in der offizielle­n Pressemitt­eilung.

Jedes Kind bekommt nach der Lesung sein eigenes kostenlose­s Exemplar von „Glacino findet das Wunderland“. Sie haben auch die Möglichkei­t, Fotos mit Glacino zu machen. (az)

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Symbolfoto: Alexander Kaya Die Neu Ulmer SPD unterstütz­t die Initiative „Nuxit – so geht’s net“. Sie will damit ein Bürgerbege­hren zur Kreisfreih­eit befördern – gegen die Mehrheit der SPD Stadtratsf­raktion.
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Foto: Glacis Galerie Maskottche­n Glacino hat jetzt sein eige nes Kinderbuch.

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