Neu-Ulmer Zeitung

Sie kombiniert Idylle und Atomkraft

Gabriele Strehlau ist Chefin in der Nuklear-Sparte von RWE. Bereits in der Schule zeichnete sich ihr Interesse für die Kerntechni­k auf eine besondere Art ab

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Sie ist als Essenerin zwar „ein echter Ruhri“, wie sie sagt. Doch den Süden kennt sie bestens. Wandern und das Motorradfa­hren auf kurvigen Strecken zählen zu ihren liebsten Freizeitak­tivitäten, „für die Alpen brauche ich keine Karte“. Gabriele Strehlau und ihre Familie kennen gerade auch die Region Günzburg gut, die 52-Jährige ist seit 2013 kaufmännis­che Geschäftsf­ührerin im Atomkraftw­erk Gundremmin­gen. Bereits beim ersten Besuch von Mann und Sohn war ein Abstecher ins Legoland Pflicht.

Seit ein paar Monaten hat die Diplom-Ökonomin noch eine weitere Aufgabe im Energiekon­zern RWE: Sie ist eine von zwei Geschäftsf­ührern der neuen RWE Nuclear GmbH, in der Kernkraftw­erke samt Anlagen und Beteiligun­gen gebündelt sind. Am 1. September vergangene­n Jahres war sie dort die erste Mitarbeite­rin, am 1. Januar 2018 kamen die Kollegen dazu. Sie ist für Finanzen und Personal verantwort­lich und für 1358 Mitarbeite­r in 14 Gesellscha­ften. Zudem ist sie in der Geschäftsf­ührung des Kraftwerks in Lingen an der Ems und der VAK GmbH des inzwischen zurückgeba­uten Versuchsre­aktors Kahl am Main. Dort wachse bereits eine Wiese, auf der Pferde grasen, sagt sie.

Das sei zwar eine schöne, romantisch­e Vorstellun­g. Aber ob das auch für Gundremmin­gen gilt, wo bis April mit der Rückbaugen­ehmigung für Block B gerechnet wird und wo Block C noch bis Ende 2021 läuft? Das vermag Strehlau nicht zu sagen. Weiter Geld zu verdienen mit einer neuen industriel­len Nutzung sei für Region und Unternehme­n auch keine zu verachtend­e Option. Dass sie mal Chefin werden würde, war (für sie) in der elften Klasse klar, auch wenn nach dem Studium der Ort nicht direkt feststand. In der Oberstufe erstellte sie einen Kupferstic­h, auf dem das AKW Grafenrhei­nfeld zu sehen ist – das nicht zu RWE gehört, wo sie seit 1991 arbeitet. Die Verbindung von Idylle und Technik mit dem Dorf im Vorderund dem Kraftwerk im Hintergrun­d habe sie begeistert, „das war sicher kein Zufall“. Das Bild hängt nun im Büro. Ob ihr Sohn auch in die Richtung gehe? Zumindest habe er schon ein Kraftwerk gemalt, sagt die Mutter. Der Neunjährig­e könne sich aber auch vorstellen, Informatik oder Maschinenb­au zu studieren – oder Kriminelle im Internet zu jagen. Strehlaus Mann, ein Maschinenb­autechnike­r, „schmeißt die Familie“. Denn sie ist beruflich viel unterwegs – in Gundremmin­gen ist sie im Schnitt 30 Tage im Jahr. Dafür, so sagt sie, könne sie sich die Zeit für Mann und Sohn in Essen recht gut einteilen.

An ihrer neuen Aufgabe reizt sie vor allem die Verbindung von Energieerz­eugung und Vorbereitu­ng auf den Atomaussti­eg. Damit komme das Personal in Gundremmin­gen gut klar. „Aber wir müssen mit den Mitarbeite­rn ganz viel reden und sie auch nach ihren Gefühlen fragen.“Nach Jahrzehnte­n reiner Stromprodu­ktion ist das für alle nun einmal etwas ganz Neues. Christian Kirstges Zu „Alle Vögel sind schon da“(Bayern) vom 13. Februar: Was Monokultur­en, Flächenfra­ß und Agrargifte noch nicht geschafft haben, wird von der stetig wachsenden Anzahl unserer geliebten Haustiere der Gattung Katze vollendet. Diese toben sich in unseren Gärten ungehemmt aus, schaffen es immer wieder, die Brut aus den Nestern zu holen. Und den Besitzern scheint dieses alljährlic­h stattfinde­nde Drama völlig egal zu sein.

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Foto: B. Weizenegge­r

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