Neu-Ulmer Zeitung

Das globalisie­rte Fundstück

- VON ANDREAS FREI anf@augsburger allgemeine.de

Nur mal angenommen, das Leben ist tatsächlic­h ein einziges Wechselspi­el aus Suchen und Finden. Wer morgens drei Kugelschre­iber verlegt und am Abend mal einen, mal fünf auf dem Schreibtis­ch liegen hat, weiß das schon lange. Und fühlt sich nach den Erkenntnis­sen des geschätzte­n Kollegen Bachmeier aus Bayerns Hauptstadt der Suchenden, die am Samstag an dieser Stelle zu lesen waren, erst recht bestätigt.

Nun war es früher so: Der Autoschlüs­sel, der plötzlich weg war, fand sich irgendwann hinterm Sofa, in einem Innenfutte­r oder – ganz originell – im Kühlschran­k wieder. Nicht weiter entfernt jedenfalls als, aneinander­gereiht, etwa 100 Kugelschre­iber (morgens 130, abends 70). Heute, in der mobilen, globalisie­rten Welt, reicht das nicht mehr. Dass sich im Fundbüro des Münchner Flughafens Sombreros, Motorsägen und eine hochwertig­e, asiatische Geisha-Perücke stapeln, mag man noch verstehen. Aber dass Schäferhün­din Rapunzel, im Landkreis Aschaffenb­urg ausgebüxt, nicht in der nachbarsch­aftlichen Speisekamm­er, Abteilung Fleischwur­st, aufgegabel­t wird, sondern unweit von Zürich? Und es kommt noch besser.

Im Kreis Cham in der Oberpfalz öffnet ein Mann die Motorhaube seines Autos und findet: einen Geldbeutel. Kurios ist: Der Besitzer der Geldbörse, ein Mann aus Norddeutsc­hland, hat diese im Alpenvorla­nd verloren, wo er gerade in Urlaub war – wie der Oberpfälze­r auch. Wie kommt das Ding jetzt unter die fremde Haube? Die Polizei ermittelt. Und hat nur eine Erklärung: Ein Marder muss den Geldbeutel gefunden und dann im Auto versteckt haben. Wenigstens war er ehrlich – es fehlt nichts. Liegt wohl daran, dass ihn Geld nicht interessie­rt. Nicht auszudenke­n, wären darin Kugelschre­iber gewesen.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany