Neu-Ulmer Zeitung

Denkanstöß­e von Julia Klöckner

Die stellvertr­etende CDU-Vorsitzend­e spricht in Neu-Ulm über die Werte der Union. Am Ende hat sie noch einen warnenden Ratschlag für die bayerische Schwesterp­artei parat

- VON CAROLIN OEFNER

Julia Klöckner weckte gleich zu Beginn Sympathien bei den bayerische­n Zuhörern: Sie bedankte sich als rheinland-pfälzische CDU-Vorsitzend­e im Namen ihres Bundesland­s für die Einladung und die finanziell­e Unterstütz­ung durch den Länderfina­nzausgleic­h. „Ein Nehmerland bedankt sich beim Geberland“, sagte sie und schmunzelt­e. Das gefiel den vielen Zuhörern und lokalen Politikern, die zu den „Denkanstöß­en“der Neu-Ulmer CSU-Fraktion und des Stadtverba­nds in die Oldtimerfa­brik nach Neu-Ulm gekommen waren – zahlreiche­r als zu den drei Veranstalt­ungen davor, wie Stadtverba­ndsvorsitz­ender Johannes Stingl sagte.

Die CDU-Politikeri­n hielt ihre gesamte Ansprache frei. Sie erzählte von den Koalitions­verhandlun­gen, die nicht einfach gewesen seien, da die SPD zurzeit derart mit sich hadere: Die Verantwort­lichen versuchten etwa, bei den Verhandlun­gen mehr durchzudrü­cken, indem sie mit dem möglichen Aus durch den Mitglieder­entscheid drohten. „Doch wir haben auch Mitglieder und Wähler, die uns nicht alles durchgehen lassen“, sagte sie. Die Bürger haben ihren Job gemacht und seien „keine Wähler zweiter Klasse“, deren Wunsch durch eine Mitglieder­befragung umgangen werden dürfe. Die SPD habe keine Courage und gebe die Entscheidu­ng deswegen an ihre Mitglieder weiter, sagte die stellvertr­etende CDU-Vorsitzend­e Klöckner. „Doch man muss als Politiker entscheide­n, auch wenn es mal falsch ist“, rief sie den Zuhörern entgegen, „wir drücken uns nicht, obwohl es schwierig ist, eine Regierung zu bilden.“

In dem Zuge bekam auch die FDP ihr Fett weg. Jamaika war viel Grundlage ihrer Partei. „Wir berufen uns auf das christlich­e Bild des Menschen“, sagte sie. Und bezog selbst Stellung: „Für mich als Christin ist es befreiend, dass ich weiß, wie ich mit anderen umgehe – ich muss mich das nicht jeden Tag neu fragen.“Konservati­v zu sein bedeute keineswegs, dass alles so bleibt, wie es ist. „Sondern den Wandel so zu gestalten, dass er den Schrecken für die Bürger verliert“, sagte Klöckner. Man müsse die Bürger mit einbinden.

„Wir aus der CDU und CSU machen auch nicht alles richtig, wir sind keine besseren Menschen“, sagte Klöckner. Doch jeder trage das ernsthafte Anliegen in sich, etwas für Deutschlan­d erreichen zu wollen. „Es ist ein Problem für alle, dass die ehemals große, stolze SPD nur noch 16 Prozent hat“, sagte Klöckner. Und setzte schnell hinterher: „Das war jetzt aber kein Aufruf, in Bayern die SPD zu wählen.“Doch derzeit wanke die gesellscha­ftliche Mitte. In Bayern gehe es den Leuten gut, doch die CSU müsse darauf achten, bei der Wahl nicht überrascht zu werden. „Hinterher ist man immer schlauer“, sagte Klöckner und erzählte von ihren Erfahrunge­n mit der AfD im Landtag in Rheinland-Pfalz: Die Partei lehne von der Internetve­rbindung bis zur neuen Straße alles ab und bringe nie konkrete Ideen, wie es weitergehe­n kann – sondern thematisie­re ausschließ­lich den Islam und Flüchtling­e. „Ich bin auch gekommen, um Ihnen Mut zu machen, dieses wunderschö­ne Stück Deutschlan­d weiter zu prägen“, sagte Klöckner mit Blick auf die Landtagswa­hlen. Die Stadtbüche­rei Neu-Ulm veranstalt­et morgen, Dienstag, einen Spielenach­mittag. Das Team der Bücherei wird den Besuchern ab 15 Uhr eine Auswahl der über 500 Gesellscha­ftsspiele aus dem Bestand zeigen. Wer gleich losspielen möchte, sollte einen oder mehrere Spielpartn­er mitbringen. Alle Spiele können nach der Veranstalt­ung ausgeliehe­n werden. (az)

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Foto: Roland Furthmair Julia Klöckner hatte die Sympathien auf ihrer Seite.

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