Kinderüberwachung per GPS
Den Nachwuchs zur Schule begleiten, obwohl das Büro ruft – mit Peilsendern in den Schulranzen ist das kein Problem. Warum das juristisch und pädagogisch heikel ist
Autos stehen kreuz und quer dicht vor dem Eingang, Eltern tragen den Kindern die Schultasche bis zur Tür, geben dem Nachwuchs noch ein Küsschen und winken zum Abschied. Szenen wie diese spielen sich täglich vor den Schulen in der Bundesrepublik ab. Doch damit könnte bald Schluss sein: Neben Pausenbrot und Mathebuch finden sich in deutschen Schulranzen immer häufiger GPS-Peilsender. Eltern können so problemlos von daheim oder der Arbeit aus nachverfolgen, wie der Sprössling den Schulweg bewältigt.
Ein Blick ins Internet zeigt: Das Geschäft mit den Trackern, wie die Peilsender auch genannt werden, brummt. Es gibt sie als bunte Armbanduhr, Halskette oder App für das Smartphone – wie das Programm „Schutzranzen“des Münchner Unternehmens Coodriver. Die Firma setzt aber auch auf die analoge Variante mit einem handlichen Sender für den Rucksack: Laut Homepage ist er restlos ausverkauft. Eltern erhalten dabei die Position des Kindes bequem auf das Smartphone. Auch Autofahrer, die die App besitzen, werden gewarnt, wenn sich ein Kind in der Nähe befindet. Wenn der Nachwuchs das Schulgelände erreicht hat, erhalten die Eltern eine SMS. 75 Euro im Jahr kostet die Anwendung. Erfinder Walter Hildebrandt suchte nach einer Möglichkeit, Kinder im Straßenverkehr besser zu schützen. Als Vater habe er selbst Probleme gehabt, seinen Sohn allein zur Schule gehen zu lassen, sagt der Münchner.
Nicht alle sind begeistert von seiner Idee: Die Applikation stelle eine Verletzung des Datenschutzes und der Privatsphäre der Kinder dar, bemängeln Kritiker. Auch Josef Kraus, ehemaliger Präsident des Deutschen Lehrerverbands und Au- tor des Bestsellers „Helikopter-Eltern – Schluss mit Förderwahn und Verwöhnung“, hält nichts von der App: „Das ist übertrieben. In Deutschland ist ein Sicherheitswahn ausgebrochen, dabei hat sich die Zahl tödlicher Unfälle mit Schulkindern dramatisch reduziert.“84 Kinder kamen im Jahr 2015 bei Verkehrsunfällen ums Leben.
Seit Jahren beschäftigt sich Kraus mit dem Problem überfürsorglicher Eltern, das ihm zufolge immer größer wird: „Das sehen wir schon an den Schulzufahrten. Immer mehr Schulen richten sogenannte ,Kissand-go‘-Zonen ein – in der Hoffnung, dass mal wieder ein Bus durchkommt.“Er empfiehlt Eltern, ihren Kindern etwas zuzutrauen. „Je stärker Eltern ihre Kinder überwachen, desto unmündiger werden sie“, sagt Kraus. Welche Auswirkungen Überwachung auf Kinder hat, weiß Michele Noterdaeme, Chefärztin für Kinderpsychologe und -psychiatrie am Josefinum in Augsburg: „Jede Erfahrung als Kind ist prägend für die spätere Entwicklung.“Überwachung sei in den wenigsten Fällen sinnvoll. Eher sollten Eltern mit ihren Kindern den Schulweg üben und Strategien entwickeln, was beispielsweise zu tun ist, wenn sie sich verlaufen.
In Zukunft könnte die Diskussion um die GPS-Geräte eine ganz neue Dimension erreichen, mutmaßt Stefan Leister. Der Mitarbeiter der Katholischen Jugendfürsorge Augsburg engagiert sich politisch für Kinderrechte: „In der neuen Regierung sollen die Rechte der Kinder sogar im Grundgesetz verankert werden. Das Recht auf Privatsphäre wird durch GPS-Sender beeinträchtigt.“Problematisch sei, dass Erfinder solcher Ortungsdienste mit den Ängsten der Eltern spielen. „Dabei sind Kinder am besten geschützt, wenn sie in ihrem Selbstbewusstsein gestärkt werden.“ Binnen drei Wochen haben Einbrecher in Berlin erneut ein Schaf in einem Streichelzoo geschlachtet. Am späten Sonntagabend wurden zwei Männer beim Verlassen des Tiergeheges im Volkspark Hasenheide festgenommen. Einer der Männer habe ein blutverschmiertes Messer bei sich getragen, in einem Rucksack seien ein Schafsbein und Handschuhe mit Blutspuren gefunden worden, teilte die Polizei mit. Die beiden 29-jährigen Rumänen hatten dem Schaf noch im Gehege die Kehle durchgeschnitten und ein Bein abgetrennt. Erst Ende Januar waren zwei Schafe aus dem Streichelzoo entwendet worden. In einem nahen Busch wurden Überreste eines geschlachteten schwangeren Tiers gefunden. Mittelalterliche Kirchtürme in ländlichen Gegenden sollen in England künftig die Qualität des Internets und des Mobilfunks verbessern. Darauf haben sich die britische Regierung und die Kirche von England geeinigt. Demnach werde die Kirche ihre Gemeinden dazu aufrufen, die 16 000 Kirchtürme zunehmend für Internet-Transmitter und Telekom freizugeben. (kna)