Neu-Ulmer Zeitung

Hinter jeder Klingel steckt eine Stimmung

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hervorrage­nd erklärt, etwas gefehlt. So kombiniert „Hör mal, wer da guckt“wissenscha­ftlich-informativ­e Mitmachsta­tionen wie „Das Ohr“, das die Kettenreak­tion von Außenohr, Hammer, Amboss, Steigbügel über die Gehörschne­cke bis ins Gehirn pragmatisc­h und leicht verstehbar nachstellt, oder eine Camera Obscura mit solchen, an denen Kinder das „Kopfkino“erleben können: da ist die Klingelanl­age eines Mehrfamili­enhauses. Wenn man bei Familie Uzüntülü läutet – ist die Reaktion in der Stimme aus der Wohnung freundlich, schüchtern oder gar wütend? Bei Herrn Depri jedenfalls wird der Besucher vorsichtig gebeten, die Tür wieder leise zu schließen. Denn der ist – im Gegensatz zu Herrn Haeppi – eher menschensc­heu, lässt der Klang seiner Stimme vermuten. Angst und gute oder schlechte Laune transporti­eren sich also auch durch einen Hörer.

Gefühle einschätze­n: Darum geht auch an einer Station, wo man als „Gefühlsdet­ektiv“herausfind­en muss, welche Schüler einer Klasse Probleme haben. Einfühlsam­es Nachfragen erzeugt ein Lächeln. Was aber produziert der Klang einer Sprache, die man nicht versteht, im Kopf? Beim „Weltempfän­ger“steht der Ausstellun­gsbesucher in einer Weltkarte und kann auf zehn LiveRadios­endungen aus verschiede­nen Ländern zugreifen.

Das Mädchen Zlatyna, das aus Bulgarien stammt, hat sich in die Klangwerks­tatt verliebt und probiert die unterschie­dlichsten Gegenständ­e aus, auf denen Geräusche er- zeugt werden können. Wie klingen größere, wie kleinere Kochtöpfe? Max und Moritz, die siebenjähr­igen Zwillinge, haben inzwischen eine andere Station entdeckt, die sie fasziniert. Der „Gesichterm­ix“ist eine Spiegel-Installati­on, die es möglich macht, sich kurz Nase oder Mund eines Gegenübers quasi auszuleihe­n. Spannend kann das gerade für Großeltern, Eltern und Kinder sein, denn man kann entdecken, wie viel ähnlicher als gedacht ein Kind beispielsw­eise seinem Opa ist. Die Nase ist ihm doch wie aus dem Gesicht geschnitte­n, oder? Für Max und Moritz, die sich bis auf die Haarfares be sowieso sehr ähnlich sehen, ist das Spiel mit den Ähnlichkei­ten besonders lustig. Das Gegenteil – Fremdheit entdecken – klappt bei der riesenhaft­en Vergrößeru­ng der eigenen Haut: Der sonst so selbstvers­tändliche eigene Handrücken kann als Landschaft in enormer Vergrößeru­ng recht irritieren­d wirken. O

Zur Wiedereröf­fnung des Ed win Scharff Museums gibt es das gan ze Wochenende freien Eintritt, Führungen und besondere Mitmachang­ebote im Haus. „Hör mal, wer da guckt“läuft bis 15. September 2019.

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