Hustender Protest
Leise, aber doch hörbar – so ein dezentes Räuspern im richtigen Moment kann schon eine erstaunliche Wirkung entfalten. Mal deutet es einem ermüdenden Redner an, er möge doch die Anzahl seiner Wörter verringern oder die Sprechgeschwindigkeit erhöhen. Mal soll es ihn einfach nur aus dem Konzept bringen oder dem Gegenüber zumindest die Chance zur Gegenrede eröffnen. Oft ist es schlichtweg als mal mehr, mal weniger unauffällige Unmutsbekundung zu werten.
Nun liegt jedoch das Dezente nicht jedermann im Blut. Schon gar nicht in den Stimmbändern. Da wird aus einem leisen Räuspern schnell ein krachendes Husten – und schon ist jegliche Zurückhaltung dahin und einem die volle Aufmerksamkeit gewiss. Warum also nicht gleich in die Offensive gehen? So wie die Umweltschützer, die an diesem Samstag in Regensburg mit einem „Hustkonzert“gegen die Luftverschmutzung durch Dieselautos protestieren wollen. Unter Anleitung eines Chorleiters soll um fünf nach zwölf Uhr „ordentlich im Takt“gehustet werden.
Nun setzen Protestierer und Demonstranten seit jeher auf die Wucht des Kollektivs: Pfeifende, singende und skandierende Menschenmassen sind wahrlich keine neue Erfindung. Dennoch liefert die Aktion der Regensburger Diesel-Huster Ansätze für neue Ideen. Choreografiertes Händeschütteln und Umarmen als Appell für das Ende eines unendlichen Koalitionsgerangels in Berlin zum Beispiel. Oder konzertiertes Babygeschrei für eine bessere Kinderbetreuung in Bayern. Oder gleichzeitges Schniefen, Niesen und Schneuzen als Werbung für Grippeimpfungen.
Na gut, vielleicht wäre in manchen Fällen ein dezentes Räuspern dann doch die bessere Idee.