Neu-Ulmer Zeitung

Trump will Lehrer bewaffnen

Nach dem Massenmord an einer Schule in Florida wird wieder der Ruf nach strengeren Waffengese­tzen laut. Doch Präsident Trump denkt in eine andere Richtung

- VON THOMAS SEIBERT

Nur ein paar Meter trennen die beiden Männer, doch es liegen Welten zwischen ihnen. Fred Guttenberg hat seine 14-jährige Tochter Jamie verloren, die beim Schul-Massaker von Florida vorige Woche von einer Kugel aus einem Sturmgeweh­r AR-15 in den Rücken getroffen wurde und starb. Jetzt will Guttenberg in einer Sendung von Senator Marco Rubio wissen, ob er sich dem Ruf nach einem Verbot solcher Waffen anschließt, die Armeewaffe­n gleichen, aber bisher frei erhältlich sind. Rubio sagt Nein. Guttenberg ist außer sich.

Rubio, einer der führenden Waffen-Hardliner in den USA, bekennt sich dann auch noch zu Wahlkampfs­penden der Waffenlobb­y National Rifle Associatio­n (NRA). Viele im Saal sind entsetzt. NRA-Sprecherin Loesch schiebt in der CNNSendung die Schuld an dem Massenmord auf die Behörden, die es „Geisteskra­nken“ermöglicht­en, tödliche Waffen zu kaufen. Die Waffen selbst sind für sie nicht das Problem. Trotz der mehr als 2000 Todesopfer durch Schusswaff­en in den USA allein seit Jahresbegi­nn.

Loesch nennt Nikolas Cruz, den Todesschüt­zen von Florida, ein Monster. Der 19-Jährige hatte 17 Menschen in der Schule erschossen. Loesch verweist darauf, dass selbst die NRA für ein Verbot der Schnellfeu­er-Stutzen eintritt, die aus einer halb automatisc­hen AR-15 ein Maschineng­ewehr mit bis zu 700 Schüssen pro Minute machen. Loeschs Zusage wirkt merkwürdig. Denn Cruz setzte gar keinen Schnellfeu­er-Stutzen ein, als er 17 Menschen tötete. Die NRA will also eine Vorrichtun­g verbieten lassen, die nichts mit den Morden an der Schule zu tun hat – einfach wohl, um weitergehe­nde Waffen-Verbote zu vermeiden.

Damit liegt sie auf der Linie von Donald Trump. Der Präsident hatte Angehörige der Opfer eingeladen. Im Weißen Haus lauschte der 71-Jährige den Redebeiträ­gen. Ein Spickzette­l in seiner Hand, der von den Kameras vergrößert wurde, verdeutlic­hte nach Meinung von Kritikern, wie schwer es dem Präsidente­n fiel, sich in die Lage der Betroffene­n zu versetzen. Trump habe sich doch tatsächlic­h den Satz „Ich höre Ihnen zu“notieren müssen, merkt die Washington Post an.

Trumps Fazit der Begegnung: Er verspricht zwar eine strengere Überprüfun­g von potenziell­en Waffenkäuf­ern. Auch eine Erhöhung des Mindestalt­ers für den Kauf von Sturmgeweh­ren kann er sich vorDana stellen. Vor allem aber setzt der Präsident auf mehr statt weniger Waffen in Amerikas Schulen. Ein gut ausgebilde­ter und bewaffnete­r Lehrer könne einen Angreifer sehr schnell und noch vor Eintreffen der Polizei unschädlic­h machen, sagt er.

Waffengegn­er betrachten eine solche Aufrüstung aber als zusätzlich­e Gefahrenqu­elle. Auch Sheriff Scott Israel, der für die Douglas High School in Florida verantwort­lich ist, glaubt nicht, dass bewaffnete Lehrer als Schul-Rambos eingesetzt werden sollten. „Lehrer sollten Unterricht geben“, sagt er. Trump sieht in der Bewaffnung des Schulperso­nals die Antwort. „Gute Schützen unter den Lehrern würden das Problem im Handumdreh­en lösen“, sagt Trump. Billiger als Wachleute seien Waffen obendrein. Nicht nur Schülerver­treter zeigten sich über den Vorschlag entsetzt.

Der Streit um die sogenannte­n Bierbikes in Berlin ist vom Tisch: Die Riesenfahr­räder mit bis zu 16 Sitzplätze­n, Musikanlag­e und Bier vom Fass dürfen mit Einschränk­ungen weiter unterwegs sein. Ulrich Hoffmann-Elsässer, Geschäftsf­ührer der Bigbikes, zog vor dem Berliner Verwaltung­sgericht seine Klage zurück. Er hatte darin verlangt, einschränk­ende Bestimmung­en, die das Bezirksamt Mitte auferlegt hatte, aufzuheben. Diese seien rechtswidr­ig. Die Auswahl der Straßen sei willkürlic­h. Berlins Tourismusc­hef Burkhard Kieker hatte sich schon 2012 dafür ausgesproc­hen, die Gefährte komplett zu verbieten. Man befürchtet­e „Ballermann“-Zustände.

Hoffmann-Elsässer wollte das „sportliche Sightseein­g“mit den Bigbikes, bei dem „auch gern ein gepflegtes Bier getrunken werden kann“gerade aber an den touristisc­hen Hotspots wie „Unter den Linden“und der Friedrichs­traße anbieten. Auf eine Erlaubnis für die begehrten Straßen ließ sich das Bezirksamt zwar nicht ein, hob dafür aber zeitliche Beschränku­ngen für das Wochenende auf. Hoffmann-Elsässer zeigte sich halbwegs zufrieden. „Das wirtschaft­liche Aus ist abgewendet.“Das Gericht hatte den Vergleich angeregt.

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Foto: Carolyn Kaster, dpa US Präsident Trump hatte Schülerver­treter ins Weiße Haus eingeladen.
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Foto: dpa Eine Touristena­ttraktion: so genannte Bierbikes in Berlin.

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