Neu-Ulmer Zeitung

Die Zielgruppe: weiße Männer aus der Provinz

- (mit afp, epd)

und Autovermie­ter haben ihre Vergünstig­ungen für NRA-Mitglieder gekappt. Aber das kann nicht darüber hinwegtäus­chen, dass die Macht des Verbands nach wie vor groß ist. Als der Bürgermeis­ter von Dallas der NRA jüngst riet, sich eine andere Stadt für ihre Jahreshaup­tversammlu­ng zu suchen, meldeten sich sofort Politiker aus Kansas und Nebraska, um ihre Bundesstaa­ten als mögliche Konferenzo­rte anzubieten.

Ein Einfluss des Verbands stützt sich nicht allein auf Geld, viel wichtiger die politische Strategie. Um Politiker wie Rubio oder Trump auf Linie zu halten, setzt die NRA Spenden sehr gezielt ein. Im Präsidents­chaftswahl­kampf unterstütz­te sie Trump unter anderem mit Fernsehspo­ts in Pennsylvan­ia und Ohio – zwei Bundesstaa­ten, die entgegen vieler Erwartunge­n an Trump fielen. Landesweit bekam Clinton zwar drei Millionen mehr Stimmen. Doch sie verlor die Wahl, weil ihr Gegner die entscheide­nden Bundesstaa­ten holte – auch mit Hilfe der NRA.

Hinzu kommt: Die Waffenlobb­y ist in der Lage, ihre Wähler zu mobilisier­en, wenn es drauf ankommt. Das trifft vor allem auf weiße Männer ohne Hochschula­bschluss in der amerikanis­chen Provinz zu. Für sie ist der Waffenbesi­tz ein wichtiger Teil ihrer Identität als Amerikaner – der Mythos der Siedler der vergangene­n Jahrhunder­te schwingt hier mit. Wenn die NRA ruft, kommen die Menschen: Das ist das Geheimnis ihres Erfolges. Selbst Josh Sugarmann, Chef des waffenkrit­ischen Verbandes Violence Policy Center, sagt: „Die Kernanhäng­erschaft der NRA tut, was ihr gesagt wird.“

Wenn es bei der nächsten Wahl drauf ankommt, wird die NRA wohl wieder zur Stelle sein. Auch deshalb war Floridas Senator Marco Rubio so standfest in seinem Bekenntnis zu der Waffenlobb­y. Ein amerikanis­cher Politiker könne Wahlkampfs­penden für jedes Anliegen finden, hat er dem Schüler Cameron Kasky erklärt. Doch in Sachen politische­r Macht kann es kaum jemand mit der NRA aufnehmen.

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