Neu-Ulmer Zeitung

Hier steht die Mauer immer noch

Ein Hobby-Historiker entdeckt in Berlin ein 80 Meter langes Originalst­ück des „antifaschi­stischen Schutzwall­s“. Er hatte gute Gründe, seinen Fund viele Jahre geheim zu halten

- VON SIMONE HÄRTLE

„Dit ist eine Rarität, ein Stück der Berliner Ur-Mauer! Jetzt hab ich auch was zum Vererben“, sagt ein 63-jähriger Köpenicker und legt einen großen Stein in den Kofferraum seines Autos. Genau wegen solcher Szenen hat Christian Bormann seine Entdeckung fast 20 Jahre lang geheim gehalten. 1999 war der Hobby-Historiker in PankowSchö­nholz auf ein Stück der ersten Mauergener­ation gestoßen, die am 13. August 1961 behelfsmäß­ig errichtet wurde. Erst Ende Januar ist er mit seinem Wissen an die Öffentlich­keit gegangen. Zunächst gab es Zweifel an der Echtheit der Mauer, mittlerwei­le hat das Landesdenk­malamt Berlin das Verfahren eingeleite­t, um diese historisch­e Rarität unter Denkmalsch­utz zu stellen.

Ein paar bröckelnde Gebäuderes­te neben Straßenbah­ngleisen, umgeben von Bäumen und Gestrüpp. Jahrelang war niemandem klar, welcher Schatz auf dem überwucher­ten Grundstück am südwestlic­hen Rand der Schönholze­r Heide verborgen liegt. Auch Günther und Astrid Schulze nicht. Das Ehepaar wohnt seit 1963 in Pankow und war von der Nachricht, dass auf einem Grundstück nahe seiner Wohnung ein Stück der Berliner Ur-Mauer soll, völlig überrascht: „Zu DDR-Zeiten kam man an dieses Gebiet hier gar nicht ran, da war die Grenze davor“, erzählen sie. Später war dort alles zugewachse­n, den Ruinen haben sie nie viel Beachtung geschenkt. Was dort wirklich verborgen lag, wusste lange Zeit nur einer: Christian Bormann.

Der Heimatfors­cher beschäftig­t sich seit 20 Jahren mit Sagen, Mythen und Legenden rund um Pankow. Schon 1999 hat er das Stück Ur-Mauer entdeckt, samt Sperraufba­uten und Verteilera­nschlüssen für die Alarmdräht­e. „Mein Bauchgefüh­l hat mir damals schon gesagt, dass das etwas Größeres sein könnte.“Drei Jahre lang hat er recherchie­rt, alte Karten und technische Besonderhe­iten überprüft. Dann war ihm klar, was er da eigentlich gefunden hat. Erzählt hat er es niemandem. „Damals war der historisch­e Abstand noch nicht groß genug, da wäre alles zerstört worden“, sagt er. Jetzt, 19 Jahre später, sah er sich gezwungen, zu handeln, denn der Zahn der Zeit nagt an den Steinen. Bei „seinem“Mauerabsch­nitt handelt sich um einen Teil des „antifaschi­stischen Schutzwall­s“, der 1961 errichtet wurde. Für das 80 Meter lange Stück innerdeuts­cher Grenze wurden die Außenwände zerbombter Mietshäuse­r genutzt. Wenige Jahre später wurde die zweite Generation der Mauer östlich des bisherigen Mauerabsch­nitts hochgezoge­n, dann geriet das Stück Ur-Mauer in Vergessenh­eit.

„Hier war die Mauer nie“, ist sich Anwohner Siegfried Klose immer noch sicher. Der 69-Jährige war Schornstei­nfeger im Osten Berlins. „Von den Dächern aus hatte ich einen guten Überblick, ich weiß genau, wo die Grenze verlief“, sagt er. Allein schon, weil das Stück Wald in Schönholz, in dem die Ur-Mauer sichert wurde.“An keiner anderen Stelle in Berlin sei die erste Bauphase der Mauer derart authentisc­h zu sehen.

Der Bezirk Reinickend­orf hat bereits einen Bauzaun aufgestell­t, um die Ruinen zu sichern. Der scheint auch nötig, denn Touristen, Souvenirjä­ger und Journalist­en aus der ganzen Welt reisen an, um Bormanns „kleine Sensation“, wie er sie selbst nennt, unter die Lupe zu nehmen. Manche, wie die Schulzes, wollen einfach nur schauen, auch viele Eltern kommen, um ihren Kindern die deutsch-deutsche Geschichte näherzubri­ngen. Eine Frau wählte die Mauer als Hintergrun­d für ein Fotoshooti­ng mit leichter Bekleidung. „So etwas muss nicht sein“, findet Bormann. „50 Meter weiter sind Menschen gestorben“, sagt er entrüstet.

Andere, wie der Köpenicker Rentner, nehmen Steine aus der Mauer oder vom Boden einfach mit. Davon hält sie auch der Zaun nicht ab. Für Bormann eine Katastroph­e, denn so würde die Restaurier­ung enorm erschwert. Er hofft, dass das Grundstück bald umrüstet und mit einem Notdach versehen wird. Zum Schutz vor Wind und Wetter – und Mauerspech­ten. Und so lange, bis das passiert, sieht er selbst alle drei Stunden nach dem Rechten. Eine Rede, während der Recep Tayyip Erdogan ein weinendes Mädchen in Soldatenun­iform zurechtwei­st, sorgt für Aufregung in der Türkei. Der Präsident hatte das Kind aus dem Publikum auf die Bühne geholt und ermahnte es, dass Soldaten nicht weinten. Er küsste das Mädchen auf die Wange, tätschelte es und sagte dann an die Menge gerichtet: „Wenn es als Märtyrer fällt, werden sie es auch – so Gott will – mit der Fahne zudecken. Es ist alles bereit.“Dann beugte Erdogan sich zu der Kleinen hinunter und sagte: „Nicht?“. Danach küsste er sie erneut und schickte es von der Bühne. Der Sarg gefallener Soldaten wird beim Begräbnis, wie in anderen Staaten auch üblich, mit einer Landesflag­ge bedeckt. Die sogenannte „Rente ab 63“erfreut sich wachsender Beliebthei­t. Die Zahl der Neuanträge für diese vorzeitige Altersvers­orgung stieg von 241 000 im Jahr 2016 auf knapp 254000 im vergangene­n Jahr. Seit Juli 2014 können Arbeitnehm­er, die mindestens 45 Jahre Beitragsze­iten aus Beschäftig­ung, selbststän­diger Tätigkeit, Pflege und Zeiten der Kindererzi­ehung bis zum 10. Lebensjahr des Kindes vorweisen, früher in Rente gehen – aktuell ab einem Alter von 63 Jahren und zwei Monaten. Auch Zeiten, die entgangene­s Arbeitsent­gelt ersetzen, werden teilweise angerechne­t. Bis 2016 gingen schon 650 000 Personen abschlagsf­rei in Rente. Darin sind aber auch Zugänge in die abschlagsf­reie Rente ab 65 enthalten, die schon vor Juli 2014 möglich war.

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Foto: Simone Härtle Kaum einer wusste um die Bedeutung dieses Stücks Berliner Mauer. Einige Jahre diente es dazu, den Ostteil der Stadt zum Westen abzuriegel­n. SYRIEN TÜRKEI
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Foto: dpa Im Arm des Präsidente­n.

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