Neu-Ulmer Zeitung

Eigentlich sind nur zwei Amtszeiten vorgesehen

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hat. Deng wollte damit die Wiederholu­ng der schrecklic­hen Exzesse verhindern, die es unter Diktator Mao gab.

Deng war von den Erfahrunge­n der Zeit von 1949 bis 1976 motiviert: Mao ließ sich nicht absetzen, selbst dann, als er dem Land fast nur noch geschadet hat. Nach Maos Tod war die Nachfolge nicht geregelt, Chaos brach aus. Seit 1982 hat die Übergabe dann jedoch viermal gut geklappt. Die Präsidente­n sind seitdem auch alle wie vorgesehen nach einer oder zwei Amtszeiten abgetreten. Xi setzt sich nun über das System Deng hinweg. Er selbst spricht viel von der „Stärkung des Rechtsstaa­ts“– doch nun soll der für ihn selbst nicht gelten. Formal ist es für Xi kein Problem, die Verfassung zu ändern – insofern verläuft der Übergang faktisch legal.

Der 64-Jährige befindet sich erst am Ende seiner ersten Amtszeit, er lässt sich also eher vorausscha­uend den Weg für eine längere Präsidents­chaft ebnen. Xi will den Chinesen jedoch nicht nur als politische­r Führer lange erhalten bleiben, er will sie auch noch mehr als bisher auf seine Weltsicht einschwöre­n. Der zweite Vorschlag des höchsten Parteigrem­iums lautet, das „Xi-JinpingDen­ken“in die Verfassung des Landes einzubauen. Es ist dann nicht nur Unterricht­sstoff und Hauptgegen­stand der Propaganda, es hat dann auch Gesetzesra­ng. Ein 177 Seiten langer Koalitions­vertrag soll die Grundlage für die Neuauflage einer Koalition aus Union und SPD sein. Die Mitglieder der SPD stimmen bis 2. März darüber ab. In einer sechsteili­gen Serie erklären wir die wichtigste­n Inhalte des Vertrags. Reform. Für Bezieher kleiner und mittlerer Gehälter soll der Solidaritä­tszuschlag wegfallen, mit einem Volumen von zehn Milliarden Euro aber bleibt die Entlastung deutlich hinter den von der Union versproche­nen 15 bis 20 Milliarden zurück. Die Abgeltungs­steuer auf Kapitalert­räge will die neue Koalition für einen Teil der Anleger sogar erhöhen: Gut- und Besserverd­iener sollen jenseits des Sparerfrei­betrages von ihren Zinseinkün­ften nicht mehr 25 Prozent abführen, sondern je nach Einkommen bis zu 42 Prozent.

Alles in allem wird sich die Entlastung von Steuerund Beitragsza­hlern in den nächsten Jahren in Grenzen halten. Die Erhöhung des Kindergeld­es um 25 Euro pro Kind und Monat und analog dazu die des Kinderfrei­betrages wollen Union und SPD auf mehrere Jahre verteilen, die Reduzierun­g der Beiträge zur Arbeitslos­enversiche­rung um 0,3 Prozent bringt den Versichert­en nur ein paar Euro mehr netto vom Brutto – und auch die Rückkehr zur paritätisc­hen Finanzieru­ng in der gesetzlich­en Krankenkas­se macht das berühmte Kraut vermutlich nicht fett. Eine Familie mit zwei Kindern und einem Alleinverd­iener, der (oder die) 40 000 Euro brutto im Jahr verdient, dürfte sich nach ersten Berechnung­en etwa 260 Euro im Jahr an Beiträgen zu den Sozialkass­en sparen, das wären dann rund 21 Euro mehr netto im Monat. Wo genau beim Abbau des Solidaritä­tszuschlag­es die Grenze zwischen Begünstigt­en und Benachteil­igten verläuft, ist noch unklar. Im Koalitions­vertrag ist lediglich von einem „ersten Schritt“die Rede, von dem etwa 90 Prozent der Steuerzahl­er profitiere­n. Nach Angaben der SPD sollen Alleinsteh­ende mit einem Jahresbrut­to von bis zu 70 000 Euro keinen Soli mehr bezahlen, für Verheirate­te läge diese Grenze dann bei 140000 Euro. Darüber soll es eine Art Gleitzone geben, innerhalb derer der Soli langsam wieder von Null auf 5,5 Prozent der Steuerschu­ld steigt.

Rainer Holznagel, der Präsident des Bundes der Steuerzahl­er zieht ein ernüchtern­des Fazit der Koalitions­verhandlun­gen: „Mindestens 35 Milliarden Euro an Mehrausgab­en stehen allenfalls zehn Milliarden Steuerentl­astung und null Euro Schuldenti­lgung gegenüber.“Außerdem enthalte der Vertrag weder eine grundlegen­de Reform der Einkommens­steuer noch der Unternehme­nsbesteuer­ung. Was das im Einzelfall konkret bedeutet, haben Holzapfels Mitarbeite­r anhand des jüngsten Tarifabsch­lusses in der Metallindu­strie mit einem LohnPlus von 4,3 Prozent errechnet: Bei einem Bruttoverd­ienst von 3500 Euro bringt er einem Beschäftig­ten 150 Euro mehr brutto, von denen allerdings nur 75 Euro tatsächlic­h auf dem Konto des Arbeitnehm­ers ankämen. Wegen der progressiv­en Besteuerun­g zahlt er für einen Gehaltsplu­s von gut vier Prozent am Ende acht Prozent mehr Steuern. 14 Monate nach dem Anschlag auf den Weihnachts­markt am Breitschei­dplatz muss der Berliner Polizeiprä­sident Klaus Kandt seinen Posten räumen. Innensenat­or Andreas Geisel (SPD) sagte gestern, er habe Kandt in den vorzeitige­n Ruhestand versetzt. „Ich muss die Behörde von den Debatten der Vergangenh­eit befreien.“Die Aufarbeitu­ng des Anschlags mithilfe eines Untersuchu­ngsausschu­sses im Abgeordnet­enhaus hatte eine Reihe von Pannen und Fehleinsch­ätzungen im Umgang mit dem späteren Attentäter Anis Amri ergeben. Kandt kommentier­te die Personalen­tscheidung enttäuscht: „Mich hat das sehr überrascht – meine Behörde ist gut aufgestell­t, wir stehen finanziell gut da.“

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Foto: dpa Um Xi Jinping gibt es schon jetzt einen Führerkult in China. Nun soll sein Den ken Gesetz werden.
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