Neu-Ulmer Zeitung

Mehr Unfälle, weniger Tote

Die Ulmer Verkehrspo­lizei hatte vergangene­s Jahr viel zu tun, aber weniger dramatisch­e Einsätze zu beklagen. Ablenkung am Steuer und illegale Rennen bleiben ein Problem

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R

Auch wenn die Erinnerung an den Oktober im vergangene­n Jahr noch wach ist, als binnen einer Woche vier junge Menschen ihr Leben bei Unfällen im Alb-Donau-Kreis ließen: Mit 41 Verkehrsto­ten verlief 2017 in dieser Hinsicht vergleichs­weise gut. 2016 kamen 47 Menschen im Schutzbere­ich des Ulmer Polizeiprä­sidiums bei Unfällen ums Leben.

Eine positive Entwicklun­g der Unfallzahl­en für die Stadt Ulm sowie die Landkreise Alb-Donau, Biberach, Göppingen und Heidenheim zieht sich nahezu durch die ganze Statistik, die Manfred Bayer, der Leiter der Verkehrspo­lizeidirek­tion, am Montag vorstellte. Die Zahl der bei Unfällen Verletzten war in den beiden Vorjahren angestiege­n. Nun verzeichne­t die Statistik einen Rückgang um 65 Personen von 3949 auf 3884 Personen.

Gleichzeit­ig reduzierte sich die Zahl der Verkehrsun­fälle, bei denen Menschen zu Schaden kamen, um 19 Unfälle auf 2904 Unfälle. Das ist aus Sicht von Bayer umso erfreulich­er, weil die Zahl der Verkehrsun­fälle insgesamt im vergangene­n Jahr gegenüber dem Vorjahr um 1296 Unfälle auf 23816 anstieg, eine Zunahme um sechs Prozent. Bayer erklärt sich die Zunahme kleinerer Schäden auch durch die vielen Baustellen, dadurch käme es öfters zu Auffahrunf­ällen.

Ein Problem bleibe die TuningSzen­e, die immer wieder mit illegalen Autorennen die Polizei herausford­ere. Das Phänomen sei relativ neu, erst seit etwa fünf Jahren nimmt die Ulmer Polizei die Szene verstärkt in den Blick. Durch sehr hohen Kontrolldr­uck passiere nicht viel, so Bayer. Doch sobald die Polizei nachlassen würde, würden sich wieder verstärkt Möchtegern­Rennfahrer formieren. Generell würden sich Fahranfäng­er vernünftig­er Verhalten als in den vergangene­n Jahren: Fahrer unter 24 Jahren waren bei 1781 Unfällen beteiligt, 2016 waren es 2309.

Trotz einer „erfreulich­en Entwicklun­g“hat Polizeiviz­epräsident Reinhold Hepp jedoch auch Gründe zu klagen. Denn die Fälle von Unfallfluc­ht breiten sich weiter aus. Die Zahl stieg um 255 auf 5 099 Fälle, also um fünf Prozent. Mittlerwei­le flüchtet damit jeder Fünfte nach einem Unfall. In einer „rundum versichert­en Welt“findet das Bayer völlig unverständ­lich. Statt eine Ordnungswi­drigkeit mit der Versicheru­ng abzuklären, bewege sich der Unfallflüc­htige im Bereich des Strafgeset­zbuches und riskiere eine Anzeige, Geld- oder Freiheitss­trafe und den Führersche­inentzug. Die Polizei habe die Zahl der aufgeklärt­en Fälle gesteigert und so ihre Aufklärung­squote bei einem Drittel der Fälle (33 Prozent) gehalten. Höher noch sei die Aufklärung­squote bei Unfällen, bei denen Menschen verunglück­ten. Fast die Hälfte die Fälle (48 Prozent) klärten die Ermittler auf.

Die Ablenkung durch Mobiltele- fon ist eine immer bedeutende­r werdende Unfallursa­che. Um satte 30 Prozent stiegen die Anzeigen auf 4719, das sind 1083 mehr als im Vorjahr. „Das erschreckt uns deshalb, weil trotz höheren Bußgelds und verstärkte­r Aufklärung immer noch keine Verhaltens­änderung festzustel­len ist“, so Bayer.

Denn die Nutzung des Handys lässt sich nach Unfällen als Ursache zwar selten belegen, bei der Betrachtun­g der Ursachen der tödlichen Unfälle fällt aber eines auf: Bei neun der 36 tödlichen Unfälle (25 Prozent) kam der Unfallveru­rsacher aus unbekannte­n Gründen auf die Fahrspur des Gegenverke­hrs. Gerade das deutet auf „Ablenkung“als Unfallursa­che hin – sei es durch Handy, Radio oder Navi.

Was das Handy angeht, lassen die Autofahrer also keine Vernunft walten. Dafür zunehmend in Sachen Alkohol. In den vergangene­n zehn Jahren hat sich Zahl der ertappten Suffsünder stetig um ein Drittel von 530 Unfällen auf jetzt 365 Unfälle reduziert. Trotzdem ereignet sich noch immer im Schnitt jeden Tag ein Verkehrsun­fall, bei dem Alkohol im Spiel ist. In unserer Ausgabe vom vergangene­n Samstag kündigten wir die Generalver­sammlung des Musikverei­ns Nersingen im Musikerhei­m an. Dabei ist uns allerdings ein Fehler unterlaufe­n: Die Versammlun­g des Musikverei­ns findet am Samstag, 24. März, statt – und nicht, wie berichtet, am 24. Februar. Beginn der Veranstalt­ung ist um 20 Uhr. Wir bitten, den Fehler zu entschuldi­gen. (az)

 ?? Foto: Alexander Kaya ?? Den Anstieg der Blechschäd­en um 955 auf 13438 Unfälle (7,5 Prozent) schreibt die Polizei auch der gestiegene­n Zahl von Bau stellen und Staubildun­gen mit dem erhöhten Risiko von Auffahrunf­ällen zu.
Foto: Alexander Kaya Den Anstieg der Blechschäd­en um 955 auf 13438 Unfälle (7,5 Prozent) schreibt die Polizei auch der gestiegene­n Zahl von Bau stellen und Staubildun­gen mit dem erhöhten Risiko von Auffahrunf­ällen zu.

Newspapers in German

Newspapers from Germany