Schafft das Dirndl Heimat?
Die Landfrauen in der Region feiern in Au das 70-jährige Bestehen ihres Verbands. Dabei geht es auch um die Frage: Was ist Zuhause? Und darum, dass eine Tracht nicht alles ist
Was ist Heimat? Diese Frage scheint in den vergangenen Jahren eine immer größere Rolle zu spielen: Das zeigt sich in Flüchtlingsdebatten und auch in der Tatsache, dass die Heimat in der neuen Bundesregierung einen eigenen Minister erhalten soll. Die Meinungen gehen aber auseinander. Die einen finden, Heimat ist dort, wo man wohnt. Andere sagen, Heimat ist, wo man geboren wurde. Wieder andere haben ganz andere Interpretationen parat. Beim Landfrauentag gaben die knapp 400 Besucher in der Josef-Weikmann-Halle in Au ihre persönliche Antwort – und feierten gleichzeitig das 70-jährige Bestehen des Verbands. Dazu waren einige Prominente gekommen, unter anderem die bayerische Europaministerin Beate Merk und der ehemalige Ulmer Oberbürgermeister Ivo Gönner. Sie gaben unterschiedliche Interpretationen zur Heimatfrage ab.
Für sie sei Heimat „ganz einfach Spätzle“, sagte Merk und sorgte damit für einige Lacher. In ihrer Rede hob sie vor allem die Bedeutung der Bäuerinnen hervor. Denn die sorgten mit dafür, dass Bayern, und damit die Heimat, schön bleibe.
Die Bezirksbäuerin Christiane Ade sah das ähnlich. Sie beklagte: „Die Wertschätzung unserer Arbeit geht immer mehr verloren.“Es komme vor, dass sich Landwirte rechtfertigen müssten. Dass diese mit ihrer Arbeit die Heimat unterstützten, sähen nur wenige.
Für Neu-Ulms Landrat Thorsten Freudenberger war klar: „Heimat schaffen die Menschen.“Ein Beispiel dafür seien junge Leute. „Die studieren heutzutage in aller Welt, fernab von der Heimat. Aber wenn sie auf ein Volksfest gehen, tragen sie Tracht.“Damit werde Heimatverbundenheit zum Ausdruck gebracht.
Ulms Ex-OB Gönner, der Hauptredner beim Landfrauentag in Au, war anderer Auffassung: „Das Dirndl ist für die meisten heute nur noch ein modisches Accessoire.“Das habe nur wenig mit Tradition zu tun. Heimat sei vielmehr ein Lebensgefühl. Vor allem gehe es darum, mit der eigenen Region verbunden zu sein. Diese „regionale Identität“sei Heimat, sagte Gönner. Es sei wichtig, diese zu erhalten und bewahren. Dazu sei es notwendig, vielfältige Ausbildungsmöglichkeiten in der Region anzubieten und vor allem, die digitale Infrastruktur auszubauen. „Nur so wollen junge Menschen auch wirklich dauerhaft in der Region bleiben.“Denn die hätten auch kein Problem damit, von ihrer angestammten Heimat wegzuziehen. Zum Abschluss seiner Rede stimmte Gönner Landrat Freudenberger zu: „Hei- mat, das sind die Menschen, die einem nahe sind, und der Ort, an dem wir uns wohlfühlen.“
Um der eigenen Heimat gewissermaßen auch etwas zurückzugeben, spendete der Landfrauenbund Lebensmittel für einen wohltätigen Zweck: Jeweils 70 Kilogramm Mehl, Kartoffeln und Käse gehen an die Tafelläden in Ulm und NeuUlm. „Das alles stammt natürlich aus der Region“, sagte Bezirksbäuezu rin Ade bei der Übergabe. Dass Heimat auch viel mit Geschichte zu tun hat, zeigte eine Ausstellung am Rande des Landfrauentages. Die Bäuerinnen präsentierten den Gästen dort allerlei Küchenutensilien aus vergangenen Tagen wie Nudelpressen, Waagen, Kochbücher und sogar einen alten Ofen. Das alles hatten sie vorher in mühsamer Kleinstarbeit aus ihren Privatbeständen zusammengetragen. Bei einer Verkehrskontrolle im Weißenhorner Stadtteil Hegelhofen haben Polizisten am Sonntagabend einen 31-jährigen Autofahrer überprüft. Dem Polizeibericht zufolge bemerkten die Beamten drogentypische Auffälligkeiten bei ihm. Einen Drogenschnelltest lehnte der Mann allerdings strikt ab. Daraufhin wurde eine Blutentnahme angeordnet, deren Ergebnis in den nächsten Tagen erwartet wird. Dem 31-Jährigen droht nun ein Bußgeld in Höhe von mindestens 500 Euro sowie ein einmonatiges Fahrverbot. (az)