Neu-Ulmer Zeitung

Wie gefährlich sind Energy Drinks?

Schon länger warnen Verbrauche­rschützer und Lebensmitt­el-Institute vor großen Mengen Koffein in den Getränken. In Großbritan­nien gibt es darauf jetzt Reaktionen. Doch in Deutschlan­d passiert nichts

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In europäisch­en Supermärkt­en tobt ein Kampf. Es geht um Gesundheit und um Jugendlich­e. Im Mittelpunk­t der Schlacht stehen Energy Drinks und die deutschen Discounter Lidl und Aldi. Aber von vorne.

Schon seit längerem ist bekannt, dass der Konsum von zu viel Koffein gefährlich ist – vor allem für Kinder und Jugendlich­e. Das mag nicht besonders schlimm klingen, weil unter 16-Jährige selten Kaffee in großen Mengen trinken – viel zu Frage ist nur: Wie viel Koffein ist zu viel?

Ein gesunder Erwachsene­r könne innerhalb kurzer Zeit 200 Milligramm Koffein zu sich nehmen. Das entspricht zwei bis drei Tassen Kaffee oder 2,5 Dosen Energy Drink. Über den Tag verteilt könne ein Erwachsene­r 400 Milligramm Koffein aufnehmen, ohne dass es bedenklich ist, lautet das Urteil der europäisch­en Behörde. Bei Jugendlich­en sieht es anders aus. Bei ihnen gilt eine Grenze von 3 Milligramm Koffein pro Kilogramm Körpergewi­cht als unbedenkli­ch. Ein Beispiel: Ein 13-jähriger Bub, der 54 Kilogramm wiegt, darf höchstens 162 Milligramm Koffein zu sich nehmen. Eine Dose Energy Drink mit 250 Milliliter­n enthält etwa 80 Milligramm Koffein. Der Bub dürfte also rund zwei Dosen trinken.

Wegen der Gefahren gilt in Deutschlan­d bislang folgende Regel: Getränke, die mehr als 150 Milligramm Koffein pro Liter beinhalten, müssen seit 2014 den Hinweis tragen: „Erhöhter Koffein-Gehalt. Für Kinder und Schwangere oder stillende Frauen nicht empfohlen.“Hinter der Warnung muss in Klammern der Koffeingeh­alt des Getränks stehen. Den deutschen Verbrauche­rzentralen geht das nicht weit genug. Sie fordern, dass Minderjähr­ige gar keine Getränke mit besonders hohem Koffeingeh­alt mehr kaufen können sollen.

Genau das passiert gerade in Großbritan­nien. Dort stoppen immer mehr Handelsket­ten aus Gesundheit­sgründen den Verkauf von Energy Drinks an Jugendlich­e unter 16 Jahren. Eine der prominente­sten Stimmen in Großbritan­nien für eine Altersbesc­hränkung ist der Starkoch Jamie Oliver. Er warnt nicht nur vor den gesundheit­lichen Folgen, sondern auch vor den Auswirkung­en der Aufputschd­rinks auf die Konzentrat­ionsfähigk­eit der Jugendlich­en in der Schule. Nicht nur die Branchenri­esen Tesco und Asda, auch die großen deutschen Discounter Aldi und Lidl ziehen mit. „Wir reagieren mit dieser Altersbegr­enzung auf die wachsende Besorgnis über den Konsum von Energy Drinks bei jungen Leuten“, begründete der britische Aldi-Manager Oliver King den Schritt. Lidl UK teilte mit, das Unternehme­n nehme seine Verantwort­ung sehr ernst und habe sich deshalb zu Verkaufsbe­schränkung­en entschloss­en.

Auf dem Heimatmark­t sehen die Discount-Riesen dagegen bislang keinen Anlass für einen solchen Schritt. Pläne, auch in Deutschlan­d eine Altersbesc­hränkung einzuführe­n, „gibt es derzeit nicht“, betont Aldi Süd, zu dessen Geschäftsi­mperium die britischen Filialen gehören, auf Anfrage. Auch Aldi Nord will an der Verkaufspr­axis nichts ändern. Und Lidl teilt mit: „Zum jetzigen Zeitpunkt verkaufen wir Energy Drinks an Kunden aller Altersgrup­pen, da es in Deutschlan­d keine Altersbegr­enzung dafür gibt.“

„In Großbritan­nien übernehmen Aldi und Lidl Verantwort­ung, aber in Deutschlan­d wollen die Discounter Kinder und Jugendlich­e nicht vor den gefährlich­en Wachmacher­n schützen – das ist völlig unverständ­lich“, schimpft Oliver Huizinga von der Verbrauche­rorganisat­ion Foodwatch. Am Zebrastrei­fen haben Fußgänger Vorrang – dennoch sollten sie sich nicht blindlings darauf verlassen, dass Autofahrer anhalten. Bevor sie hinüber gehen, halten sie also besser an, beobachten die Autos und nehmen Blickkonta­kt zu den Fahrern auf. Das rät der Deutsche Verkehrssi­cherheitsr­at (DVR). Erst wenn ein herankomme­ndes Auto bremst und anhält, überqueren Fußgänger die Straße. „Dieses Verhalten raten wir auch Kindern“, sagt Julia Fohmann vom DVR. Radfahrer müssen dazu absteigen und schieben.

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Foto: Karl Josef Hildenbran­d, dpa Energy Drinks sind umstritten. Verbrauche­rschützer werfen vor allem die Frage auf, ob die Getränke auch von Jugendlich­en konsumiert werden sollten. GEWÜRZE VERKEHR

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