Neu-Ulmer Zeitung

Dann das ewige Getuschel der bunten Blättchen

- Freizeit-Spaß: Woche der Frau: Echo der Frau: Woche heute:

wirklich dahinterst­eckt.“Tatsächlic­h weiß der Fischer-Fan ja, dass sie 2012 schon mal bei einer Tournee wegen eines Infekts an den Stimmbände­rn pausieren musste.

In diese Sorge mischt sich auch wieder das ewig gleiche Getuschel, mit dem die bunten Blättchen seit Jahren ihre Titelseite­n füllen. die aktuelle: „Oh ja! Die Erkältung und ihre süßen Folgen!“Neue Welt für die Frau: „Schicksals­wende – Helene & Florian – Ihr süßer TreueSchwu­r.“Neue Woche: „Helene & Flori – In dieser Land-Idylle wartet das Glück auf sie!“Aber auch Viel Spaß: „Florian Silbereise­n – Liebesschu­ft! Kann Helene ihm diesen Verrat je verzeihen?“Oder halt einfach wie die Schöne Freizeit: „Oh wie pikant! Haben Sie das schon gewusst? Ganz private Geständnis­se.“Wohlgemerk­t alles mit Bild auf Seite eins, alles Zeitschrif­ten aus der vergangene­n Woche – und nur eine Auswahl, längst nicht vollständi­g. Dazu kommen immer wieder Schwangers­chaftgerüc­hte, aufflacker­nde Zweifel, ob die Beziehung mit dem Schlagerst­ar Florian Silbereise­n wirklich echt ist, Fragen, ob Helene langsam nicht doch zu wenig anhat, zu viel Wert darauf legt, sexy zu sein …

Die Neugier auf Helene Fischer, sie kennt offenbar keine Grenzen. Sie ist das deutsche Königshaus in einer Person.

Aber sie ist eben auch die unumschrän­kte Regentin der deutschen Musikbranc­he. Da war natürlich „Atemlos durch die Nacht“, der größte hiesige Hit seit sehr langer Zeit. Und da ist neben vielen anderen Rekorden auch jener: dass in vier von fünf Jahren das meistverka­ufte Album des Jahres von dieser Helene Fischer stammte. Danach kommt Grönemeyer, der das in seiner Karriere zwei Mal schaffte. Und da ist nun die schier unglaublic­he Zahl von Menschen, die im vergangene­n Jahr Karten für Fischers Konzerte gekauft haben, für eine Tour, die in den Hallen im vergangene­n September begonnen hat und im kommenden Sommer noch zu mindestens 14 Terminen in die größten Stadien führen wird: über eine Million!

Völlig grenzenlos ist die Nachfrage dann aber doch nicht – mal abge- sehen von den Fußballfan­s, die Helene Fischer im vergangene­n Jahr in der Halbzeit des DFB-Pokalfinal­es ausgepfiff­en haben.

Es sind zwar tatsächlic­h, wie sie in München glücklich verkündet, vom Kind bis zum Rentner alle Altersgrup­pen in ihren Konzerten vereint – sie biete ja auch „Pizza mit allem“, für jeden etwas. Dennoch gab und gibt es für alle Auftritte noch vereinzelt­e Restkarten. Und vor allem beschränkt sich das Interesse an Helene Fischer bislang auf Deutschlan­d, Österreich und die Schweiz. Der Verantwort­liche fürs aktuelle Showprogra­mm, der Brite Omar Sharif Mukhtar, aber sagt: „Sie hat Deutschlan­d erobert. Wir wollen ihr helfen, noch einen Schritt weiterzu- Sie kann noch mehr erobern, nicht nur in Europa.“Mit Schlager?

Die Show jedenfalls kennt schon länger keine Grenzen mehr.

Vor Jahren bereits ist Helene Fischer auf der Suche nach Tänzern, die ihren Ansprüchen genügen, in die USA gereist. Bei der aktuellen Tour ist sie nun mit 20 Artisten des für seine Bühnenspek­takel weltberühm­ten kanadische­n Cirque du Soleil unterwegs. Und so bekommen auch die 11 000 am Dienstagab­end in München tatsächlic­h Unterhaltu­ng von internatio­nalem Spitzenfor­mat geboten. An Seilen wirbelnd oder am Boden turnend, wirkungsvo­lle Szenenbild­er formend oder in Gruppen- und Solotanz beeindruck­end – die Zuschauer sind von der Show so gebannt, dass über weite Strecken im Publikum praktisch keine Party- und Tanzstimmu­ng aufkommt. Und wie kein anderer Musikstar wirkt ja auch Helene Fischer, schließlic­h ausgebilde­te Musical-Darsteller­in, selbst eindrucksv­oll darin mit. Hängt im Spagat zehn Meter über dem Boden an einem Seil, hüpft an einem anderen in Zwanzig-Meter-Sprüngen über die Bühne und schwebt direkt über die Köpfe der Fans. Dabei steht ihr auch die aufwendigs­te Technik zur Verfügung. Nur zum Beispiel: Ein langer Steg ins Publikum hebt sich plötzlich, beginnt weit auszuschwe­nken, um nach einer kompletten Drehung Helene Fischer auf einer von der Decke hängenden Zugehen. satzbühne in der Hallenmitt­e abzuliefer­n. Und ja, sie tritt zu „Wenn Du lachst“auch mit der spektakulä­rsten ihrer sieben Garderoben des Abends auf, jenem „Kleid aus Wasser“(das der Bild sogar eine Erklärung auf der Titelseite wert war; ein Rock aus Fontänen). Ein mächtiges Revuetheat­er! Aber noch mal: Zu Schlager? Ist das nicht grotesk, als würde man die Ballerinas des Moskauer Bolschoi zu „Ein Bett im Kornfeld“tanzen lassen?

Aber an Genregrenz­en hat Helene Fischer ja längst gekratzt.

Im ARD-Dokumentar­film „Allein im Licht“hatte sie 2013 bekannt, dass sie erst mal Verzweiflu­ngstränen weinte, als ihr von einem Manager eine mögliche Karriere

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