Neu-Ulmer Zeitung

Die dicke Zinke der Kuchengabe­l

Warum sie anders aussieht als eine normale Gabel

- VON CHRISTINA HELLER hhc@augsburger allgemeine.de

Ist Ihnen das schon einmal aufgefalle­n? Die Kuchengabe­l ist eine Besonderhe­it in der Bestecksch­ublade beim Besteckher­steller WMF. Weil Besteck ehemals meist aus weichen Materialen wie Silber bestand, haben sich die Hersteller entschiede­n, eine Zinke der Kuchengabe­l wegzulasse­n. Denn in dem Miniaturfo­rmat wären die einzelnen Zinken sonst viel zu filigran gewesen, sie hätten sich sehr leicht verbogen. So erläutert Kellerer, dass der Kuchengabe­l eine Zacke fehlt. Und die dicke? Auch das hat einen historisch­en Grund. Denn irgendwann wurden die kleinen Kuchenmess­er weggelasse­n auf der Kaffeetafe­l. Damit sich das Gebäck, das hin und wieder doch etwas härter ist, weiterhin zerteilen lässt, musste also eine Zinke dicker und damit widerstand­sfähiger werden. Damit der Kuchen aber weiterhin aufgespieß­t werden kann, musste das obere Ende der dicken Zinke weiterhin spitz zulaufen. Und deshalb fehlt am Ende ein Stückchen.

Etwa in den 40er Jahren haben Besteckher­steller dann angefangen, Messer, Gabel und Löffel nicht mehr aus Silber, sondern aus Edelstahl zu fertigen – ein viel robusteres Material, erläutert Kellerer. Ab diesem Zeitpunkt war es eigentlich nicht mehr nötig, die linke Zinke zu verstärken. „Hinsichtli­ch der Tradition wird das aber heute noch bei manchen Formen weitergefü­hrt“, sagt Kellerer. Die Kuchengabe­l ist eben etwas Besonderes.

ist Wirt schaftsred­akteurin unse rer Zeitung. Sie beantworte­t einmal in der Woche Fra gen des Alltags.

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