Faire Systeme verhindern Konflikte
Es war ein Entschluss, der deutschlandweit für Aufsehen gesorgt hat: Die Essener Tafel will keine Ausländer mehr als Neukunden aufnehmen. Eine Ursache war das als ungerecht empfundene Verteilungssystem: Es gab Streit. Jetzt muss nachgebessert werden. Wie es ohne Zoff gehen kann, machen die Tafeln in der Region vor: Obwohl auch dort zahlreiche Menschen mit Migrationshintergrund zu den Kunden gehören, muss niemand ausgeschlossen werden. Denn die Ausgabe der dringend benötigten Waren wurde so organisiert, dass Fairness-Grundsätze eingehalten werden. Dafür sorgt beim Roten Kreuz ein rollierendes Zeitkartensystem. Und auch in Illertissen wird bei der Verteilung abgewechselt. In beiden Fällen geht der Plan auf.
Denn so steht jeder Kunde mal als Erster in der Schlange vor dem Laden – und mal dahinter. Das bewirkt, dass sich die Bedürftigen, die ja alle ihre eigenen Zwänge und Nöte haben, gleich behandelt fühlen können. Das soll das Konfliktpotenzial senken, was augenscheinlich auch gut funktioniert: Über Streitereien oder gar Auseinandersetzungen ist von den Sprechern der hiesigen Tafeln nichts zu hören. Ein weiterer Grund dafür: Jeder Kunde muss bei der Warenausgabe darauf achten, dass er denen, die später an der Reihe sind, genügend übrig lässt. Denn durch die Rotation nimmt auch er demnächst einen hinteren Platz ein.
Aber auch das beste Tafel-Konzept bringt nicht den gewünschten Effekt, wenn es den Bedürftigen – ganz egal, ob Deutschen oder Ausländern – nicht ordentlich erklärt wird. Auch hier haben die Verantwortlichen des Roten Kreuzes Fingerspitzengefühl bewiesen: Flüchtlinge mit guten Deutschkenntnissen wurden als Dolmetscher engagiert, um den Neuankömmlingen die geltenden Regeln bei der Verteilung zu erklären. So kommt es nicht zu Verwirrungen und jeder darf sich fair behandelt fühlen. Denn die Philosophie der Tafeln lautet, Menschen in Not zu helfen. Und dabei sollte die Herkunft keine Rolle spielen.