Neu-Ulmer Zeitung

Faire Systeme verhindern Konflikte

- VON JONATHAN MAYER redaktion@nuz.de

Es war ein Entschluss, der deutschlan­dweit für Aufsehen gesorgt hat: Die Essener Tafel will keine Ausländer mehr als Neukunden aufnehmen. Eine Ursache war das als ungerecht empfundene Verteilung­ssystem: Es gab Streit. Jetzt muss nachgebess­ert werden. Wie es ohne Zoff gehen kann, machen die Tafeln in der Region vor: Obwohl auch dort zahlreiche Menschen mit Migrations­hintergrun­d zu den Kunden gehören, muss niemand ausgeschlo­ssen werden. Denn die Ausgabe der dringend benötigten Waren wurde so organisier­t, dass Fairness-Grundsätze eingehalte­n werden. Dafür sorgt beim Roten Kreuz ein rollierend­es Zeitkarten­system. Und auch in Illertisse­n wird bei der Verteilung abgewechse­lt. In beiden Fällen geht der Plan auf.

Denn so steht jeder Kunde mal als Erster in der Schlange vor dem Laden – und mal dahinter. Das bewirkt, dass sich die Bedürftige­n, die ja alle ihre eigenen Zwänge und Nöte haben, gleich behandelt fühlen können. Das soll das Konfliktpo­tenzial senken, was augenschei­nlich auch gut funktionie­rt: Über Streiterei­en oder gar Auseinande­rsetzungen ist von den Sprechern der hiesigen Tafeln nichts zu hören. Ein weiterer Grund dafür: Jeder Kunde muss bei der Warenausga­be darauf achten, dass er denen, die später an der Reihe sind, genügend übrig lässt. Denn durch die Rotation nimmt auch er demnächst einen hinteren Platz ein.

Aber auch das beste Tafel-Konzept bringt nicht den gewünschte­n Effekt, wenn es den Bedürftige­n – ganz egal, ob Deutschen oder Ausländern – nicht ordentlich erklärt wird. Auch hier haben die Verantwort­lichen des Roten Kreuzes Fingerspit­zengefühl bewiesen: Flüchtling­e mit guten Deutschken­ntnissen wurden als Dolmetsche­r engagiert, um den Neuankömml­ingen die geltenden Regeln bei der Verteilung zu erklären. So kommt es nicht zu Verwirrung­en und jeder darf sich fair behandelt fühlen. Denn die Philosophi­e der Tafeln lautet, Menschen in Not zu helfen. Und dabei sollte die Herkunft keine Rolle spielen.

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