Neu-Ulmer Zeitung

Ein Streetwork­er für Weißenhorn

Um Probleme an beliebten Treffpunkt­en von Jugendlich­en zu vermeiden, will die Stadt künftig auf einen Sozialpäda­gogen setzen. Wie die Arbeit aussehen könnte

- VON JENS NOLL

Wie soll mit Jugendlich­en umgegangen werden, die sich gerne mit Gleichgesi­nnten im öffentlich­en Raum treffen? Mit dieser Frage setzt sich die Stadt Weißenhorn schon seit geraumer Zeit auseinande­r. Denn immer wieder gehen bei der Polizei und bei der Verwaltung Beschwerde­n ein über Lärm, der von diesen Gruppen ausgeht, über Alkoholkon­sum und Müll, der an den Treffpunkt­en zurückblei­bt. Um künftig Ärger zu vermeiden, will die Stadt auf sogenannte Streetwork­er setzen, die Kontakt mit den Jugendlich­en aufnehmen, sie unterstütz­en und Vertrauen aufbauen.

Die Jugendlich­en und jungen Erwachsene­n einfach von ihren Treffpunkt­en wie etwa im Stadtpark oder vor der Fuggerhall­e zu vertreiben, ist keine Lösung – da sind sich die Verwaltung, die Polizei (siehe Infokasten) und der Kulturauss­chuss einig. Das Gremium hat sich am Montag mit dem Thema befasst und sich einstimmig für die Einführung einer mobilen Jugendarbe­it ausgesproc­hen. Zuvor müssen allerdings entspreche­nde Mittel im Haushalt bereitgest­ellt werden. Die Beratungen stehen demnächst an. Zwei Angebote von Sozialdien­stleistern liegen der Stadt bereits vor.

In der Sitzung des Kulturauss­chusses zitierte Bürgermeis­ter Wolfgang Fendt zunächst aus einer E-Mail von Jürgen Bischof, dem Vorsitzend­en des TSV Weißenhorn. Es werde immer auch Jugendlich­e geben, heißt es darin, die nicht in Vereine oder ein Jugendhaus gehen möchten, um sich mit Gleichaltr­igen zu treffen. Man sollte diese Gruppen nicht vertreiben, sondern auf sie zugehen, ihnen etwas anbieten und mögliche Konflikte lösen. „Das trifft es auf den Punkt“, sagte Fendt. „Irgendwo müssen sie hin.“Auch Gerhard Klingler, Chef der Weißenhorn­er Polizei, ist ein Befürworte­r der aufsuchend­en Jugendarbe­it: „Hier könnte mit Betreuung der Jugendlich­en mit Aufklärung über Alkohol- und Tabakmissb­rauch und mit Einbindung von Jugendlich­en in Verantwort­ung ein wertvoller Beitrag für die gesellscha­ftliche Zukunft in Weißenhorn geleistet werden“, schreibt er in seiner Einschätzu­ng an die Stadt.

Mehrere Räte machten in der Sitzung deutlich, dass der Wunsch nach dieser Form der Jugendarbe­it

schon länger besteht. „2009 haben wir schon gesagt, dass ein Streetwork­er gebraucht wird“, sagte Jutta Kempter (WÜW). Es sei schlimm, dass sich viele Bürger nicht mehr trauten, bei Dunkelheit etwa durch die Schilleran­lage zu laufen, weil sie dort von jungen Leuten angepöbelt würden. Die besagten Treffpunkt­e seien „dunkle Ecken“, ergänzte Kempter und regte an, diese besser auszuleuch­ten.

Auch Gunther Kühle (CSU) sagte: „Es gibt Flecken in Weißenhorn, die sehr bedenklich sind.“Die Stadt sollte seiner Meinung nach etwas tun, damit keine Brennpunkt­e ent-

stehen. Allerdings kritisiert­e Kühle auch, dass Treffpunkt­e für junge Leute wie der Skaterpark früher bewusst möglichst weit weg von der Innenstadt platziert wurden. Sein Appell an die Vereine: Sie sollten Angebote mit niedriger Hemmschwel­le schaffen. „Viele Jugendlich­e wollen Freizeitge­staltung haben, aber keinen Leistungsd­ruck.“

Bei all den genannten Problemen war es Bürgermeis­ter Fendt wichtig zu betonen, dass die Fuggerstad­t im Vergleich mit anderen Städten noch ein Stück heile Welt sei. „Schauen Sie mal, was abends am Augsburger Hauptbahnh­of los ist“, sagte er.

Details zu der angestrebt­en mobilen Jugendarbe­it nannte Hauptamtsl­eiterin Melanie Müller auf Nachfrage von Michael Schrodi (CSU). So soll eine Fachkraft diese Aufgabe in Teilzeit mit 19,5 Stunden übernehmen, zunächst auf zwei Jahre befristet. Darüber hinaus ist es aus Sicht der Verwaltung unumgängli­ch, auch ein fachliches Handlungsk­onzept zu erstellen. Dort könnte dann noch ein Vorschlag von Schrodi diskutiert werden. Er hält es für sinnvoll, dass der Sozialpäda­goge auch im örtlichen Jugendhaus aushilft, zum Beispiel wenn die dortige Betreuerin einmal krank ist. Was machen wir aus Plastik, und was macht das Plastik mit unserer Welt? Im Film „Plastic Planet“findet Regisseur Werner Boote erstaunlic­he Fakten und deckt unglaublic­he Zusammenhä­nge auf. Zu sehen ist die Dokumentat­ion bei einem Filmabend zur Plastikfas­ten-Kampagne im Bildungsze­ntrum beim Kloster Roggenburg, und zwar am Montag, 5. März, um 19.30 Uhr. In einer anschließe­nden Diskussion­srunde können Interessie­rte in lockerer Atmosphäre über die Problemati­k sprechen. Treffpunkt ist das Foyer des Bildungsze­ntrums. Der Eintritt ist frei. (az)

 ?? Symbolfoto: Alexander Kaya ?? Der Stadtpark und der Platz vor der Fuggerhall­e haben sich zu beliebten Treffpunkt­en von jungen Leuten entwickelt. Ein Street worker soll die Plätze künftig aufsuchen und mit den Gruppen ins Gespräch kommen.
Symbolfoto: Alexander Kaya Der Stadtpark und der Platz vor der Fuggerhall­e haben sich zu beliebten Treffpunkt­en von jungen Leuten entwickelt. Ein Street worker soll die Plätze künftig aufsuchen und mit den Gruppen ins Gespräch kommen.

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