Nackter Ärger
Der Waldbaggersee bei Senden ist beliebt – auch bei Nudisten. Weil es rund um den FKK-Bereich „massive Probleme“gebe, fordert die Junge Union nun strengere Regeln
Bei den derzeit eisigen Temperaturen denkt wohl kaum einer an ein Bad im kühlen Nass – und schon gar nicht ohne Bekleidung. Doch der nächste Sommer kommt bestimmt – und mit ihm der Ärger um hüllenlose Badegäste am Waldbaggersee in Illerzell. Der Vöhringer Ortsverband der Jungen Union fordert für das Gebiet nun eine strenge Badeverordnung. Es sei dringend an der Zeit, schreibt Vorsitzender Sascha Hinterkopf in einem Antrag an die Verwaltung, dass sich der Stadtrat mit dem Erlass einer entsprechenden Verordnung befasse.
Denn der Ärger um die Nacktbader am See hat sich sowohl in Vöhringen als auch in Senden zum Dauerbrenner entwickelt. Die Halbinsel zwischen nördlichem und südlichem Waldbaggersee – die zum Teil auf Vöhringer Flur liegt – machte als „Porno Island“vor einigen Jahren sogar bundesweit Schlagzeilen. Die dort Badenden sorgten für Unfrieden unter den Bürgern. Die Rede war von Sex am See und Nackten, die sich ungeniert anderen Badegästen zeigten.
Entspannung kehrte eine Zeit lang ein, nachdem die Kommunen zu dichtes Gehölz lichteten und die Bewachsung an den Ufern ausdünnten. Gänzlich still wurde es um die Landzunge dennoch nicht. Auf Anraten der Polizei erließ die Stadt Senden vergangenes Jahr deshalb eine Änderung der städtischen Grünanlagensatzung: Auf Sendener Flur ist das Blankziehen auf der „Porno Island“genannten Halbinsel seitdem verboten. Die Stadt Vöhringen lässt das Nacktbaden am südlichen Waldbaggersee nach Angaben von Hauptamtsleiter Jürgen Herzog dagegen zu. Auch, weil es im öffentlichen FKK-Bereich in der Regel geordnet zugehe.
Auch die JU störe sich nicht am normalen FKKBadebetrieb, betont Sascha Hinterkopf in seinem Schreiben. Aber: „Es gibt immer wieder massive Probleme um den FKK-Bereich herum.“In der Vergangenheit habe es, so Hinterkopf, immer wieder unangemessene Handlungen vor Kindern oder aufdringliches Verhalten der Nacktbadenden gegeben. Der JU sei wichtig, dass der FKK-Bereich gekennzeichnet und begrenzt wird.
Man wolle weder das FKK-Baden „verbieten noch einzelne Gruppen ausschließen. Wir wollen ein vernünftiges Miteinander und kein isoliertes Gegeneinander“, teilt Hinterkopf mit. Die jungen Christsozialen fordern deshalb eine Badeverordnung. Damit wolle man sich gegen das „ausufernde Verhalten einiger Weniger, die ihr Unwesen und unangemessenes Verhalten in der Öffentlichkeit ausleben“, aussprechen. Mit der Verordnung könne der Polizei zudem mehr Handhabe gegeben werden, Platzverweise auszusprechen.
Aus Sicht der Stadtverwaltung wäre eine neue Badeverordnung allerdings nicht zwingend notwendig, sagt Hauptamtsleiter Herzog auf Nachfrage. Zumal die Stadt bereits jetzt eine Badeverordnung hat. Diese regelt, dass an allen Seen in Vöhringen bekleidet gebadet werden muss – bis auf die Ausnahme Waldbaggersee, wo Besucher im Wasser- und Uferbereich sowie insbesondere auf der südlichen Liegewiese des Sees ihre Hüllen fallen lassen dürfen. Es sei denkbar, so Herzog, dass es der JU in ihrem Antrag vor allem um eine deutlichere Abgrenzung von FKK-Bereichen und den Gebieten gehe, in denen Nacktbaden nicht erlaubt ist.
Eine solche Abgrenzung würde auch Jürgen Salzmann von der Illertisser Polizei begrüßen. Laut Salzmann komme es am Waldbaggersee immer wieder zu unnötigen Diskussionen, weil die Grenzen zwischen FKK-Bereich und Blankzieh-Verbot nicht ersichtlich seien. Der Badende könne nicht erkennen, ob er sich auf Sendener oder auf Vöhringer Seite befinde, wo Nacktbaden einmal erlaubt und einmal verboten sei. Dieser Umstand mache es für die Polizei umso schwieriger, uneinsichtige Badegäste zu verweisen.
Klagen über Nacktbader seien im vergangenen Jahr bei der Illertisser Polizei kaum eingegangen. „Was nicht heißt, dass es sie nicht gibt“, sagt Salzmann. Da der See in den Augen vieler Bürger hauptsächlich zu Senden gehört, liefen viele Beschwerden bei den Kollegen dort auf. Generell hat die Polizei nach wie vor ein wachsames Auge auf das Gewässer – und geht gegen unzüchtige Badegäste vor. Für Entspannung am Waldbaggersee könnte nach Meinung Salzmanns auch eine weitere Einschränkung des FKKBereichs sorgen. Möglicherweise sei der Bedarf an Nacktbadeflächen gar nicht so groß wie derzeit ausgewiesen, so der Polizeisprecher.
Ob und inwieweit es Abgrenzungen oder Einschränkungen geben wird, soll laut Hauptamtsleiter Herzog am 12. März im Hauptausschuss besprochen werden.
Die Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Senden (SWSG) hat viel vor: Neben dem Projekt am Ortsrand von Witzighausen, wo drei Gebäude mit 40 Wohnungen entstehen sollen, plant SWSG-Geschäftsführer Marco-Manuel Reyes schon mal für die kommenden Jahre. In Witzighausen soll es dieses Jahr noch losgehen, für das Grundstück an der Spinnerei in Ay, das die Stadt an die SWSG übertragen hat, muss nun der Bebauungsplan geändert werden.
Das Grundstück liegt neben dem Seniorenzentrum Haus Konrad. Sollten die derzeitigen Vorgaben bestehen bleiben, so Stadtbaumeisterin Manuela Huber, ließe sich dort kein sozialer Wohnbau realisieren. Aktuell seien etwa maximal drei Geschosse vorgesehen, zudem befinde sich das Grundstück in einem Mischgebiet. Das Ziel seien fünf Geschosse.
Reyes erklärte in der Sitzung des Bauausschusses, dass sich die Vorgaben im derzeit geltenden Bebauungsplan nicht mit einem sozialen Projekt vereinbaren ließen. Es werde sonst schlicht zu teuer. Für das Grundstück gebe es zwar schon erste Pläne, doch was sich dort alles machen lasse, werde sich erst im Bebauungsplanverfahren zeigen.
Die Freien Wähler waren gegen das nächste Projekt der SWSG. „Alles auf einmal ist viel zu schnell, lieber wäre uns ein moderater Start“, sagte Fraktionschef Edwin Petruch. Er riet, erst einmal in Witzighausen weiterzumachen und dann das nächste Grundstück anzugehen. Reyes betonte allerdings, dass er vorausschauend planen müsse, um wirtschaftlich arbeiten zu können. Die Stadträte genehmigten die Änderung in der Sitzung schlussendlich einstimmig. (cao) Die Polizei in Senden ermittelt derzeit in zwei Fällen von Sachbeschädigung, die sich am Wochenende ereignet haben. Dem Polizeibericht zufolge hat ein unbekannter Täter zwei Autos zerkratzt. Der Peugeot und der Opel Astra standen auf privaten Stellplätzen an der Richard-Wagner-Straße. In beiden Fällen wurde das gleiche Werkzeug benutzt. Der Gesamtschaden beläuft sich auf etwa 7500 Euro. Zeugen werden gebeten, sich bei der Polizei zu melden. Die Polizeistation in Senden hat die Rufnummer 07307/91000-0. (az)