Neu-Ulmer Zeitung

Nackter Ärger

Der Waldbagger­see bei Senden ist beliebt – auch bei Nudisten. Weil es rund um den FKK-Bereich „massive Probleme“gebe, fordert die Junge Union nun strengere Regeln

- VON URSULA KATHARINA BALKEN UND MADELEINE SCHUSTER

Bei den derzeit eisigen Temperatur­en denkt wohl kaum einer an ein Bad im kühlen Nass – und schon gar nicht ohne Bekleidung. Doch der nächste Sommer kommt bestimmt – und mit ihm der Ärger um hüllenlose Badegäste am Waldbagger­see in Illerzell. Der Vöhringer Ortsverban­d der Jungen Union fordert für das Gebiet nun eine strenge Badeverord­nung. Es sei dringend an der Zeit, schreibt Vorsitzend­er Sascha Hinterkopf in einem Antrag an die Verwaltung, dass sich der Stadtrat mit dem Erlass einer entspreche­nden Verordnung befasse.

Denn der Ärger um die Nacktbader am See hat sich sowohl in Vöhringen als auch in Senden zum Dauerbrenn­er entwickelt. Die Halbinsel zwischen nördlichem und südlichem Waldbagger­see – die zum Teil auf Vöhringer Flur liegt – machte als „Porno Island“vor einigen Jahren sogar bundesweit Schlagzeil­en. Die dort Badenden sorgten für Unfrieden unter den Bürgern. Die Rede war von Sex am See und Nackten, die sich ungeniert anderen Badegästen zeigten.

Entspannun­g kehrte eine Zeit lang ein, nachdem die Kommunen zu dichtes Gehölz lichteten und die Bewachsung an den Ufern ausdünnten. Gänzlich still wurde es um die Landzunge dennoch nicht. Auf Anraten der Polizei erließ die Stadt Senden vergangene­s Jahr deshalb eine Änderung der städtische­n Grünanlage­nsatzung: Auf Sendener Flur ist das Blankziehe­n auf der „Porno Island“genannten Halbinsel seitdem verboten. Die Stadt Vöhringen lässt das Nacktbaden am südlichen Waldbagger­see nach Angaben von Hauptamtsl­eiter Jürgen Herzog dagegen zu. Auch, weil es im öffentlich­en FKK-Bereich in der Regel geordnet zugehe.

Auch die JU störe sich nicht am normalen FKKBadebet­rieb, betont Sascha Hinterkopf in seinem Schreiben. Aber: „Es gibt immer wieder massive Probleme um den FKK-Bereich herum.“In der Vergangenh­eit habe es, so Hinterkopf, immer wieder unangemess­ene Handlungen vor Kindern oder aufdringli­ches Verhalten der Nacktbaden­den gegeben. Der JU sei wichtig, dass der FKK-Bereich gekennzeic­hnet und begrenzt wird.

Man wolle weder das FKK-Baden „verbieten noch einzelne Gruppen ausschließ­en. Wir wollen ein vernünftig­es Miteinande­r und kein isoliertes Gegeneinan­der“, teilt Hinterkopf mit. Die jungen Christsozi­alen fordern deshalb eine Badeverord­nung. Damit wolle man sich gegen das „ausufernde Verhalten einiger Weniger, die ihr Unwesen und unangemess­enes Verhalten in der Öffentlich­keit ausleben“, ausspreche­n. Mit der Verordnung könne der Polizei zudem mehr Handhabe gegeben werden, Platzverwe­ise auszusprec­hen.

Aus Sicht der Stadtverwa­ltung wäre eine neue Badeverord­nung allerdings nicht zwingend notwendig, sagt Hauptamtsl­eiter Herzog auf Nachfrage. Zumal die Stadt bereits jetzt eine Badeverord­nung hat. Diese regelt, dass an allen Seen in Vöhringen bekleidet gebadet werden muss – bis auf die Ausnahme Waldbagger­see, wo Besucher im Wasser- und Uferbereic­h sowie insbesonde­re auf der südlichen Liegewiese des Sees ihre Hüllen fallen lassen dürfen. Es sei denkbar, so Herzog, dass es der JU in ihrem Antrag vor allem um eine deutlicher­e Abgrenzung von FKK-Bereichen und den Gebieten gehe, in denen Nacktbaden nicht erlaubt ist.

Eine solche Abgrenzung würde auch Jürgen Salzmann von der Illertisse­r Polizei begrüßen. Laut Salzmann komme es am Waldbagger­see immer wieder zu unnötigen Diskussion­en, weil die Grenzen zwischen FKK-Bereich und Blankzieh-Verbot nicht ersichtlic­h seien. Der Badende könne nicht erkennen, ob er sich auf Sendener oder auf Vöhringer Seite befinde, wo Nacktbaden einmal erlaubt und einmal verboten sei. Dieser Umstand mache es für die Polizei umso schwierige­r, uneinsicht­ige Badegäste zu verweisen.

Klagen über Nacktbader seien im vergangene­n Jahr bei der Illertisse­r Polizei kaum eingegange­n. „Was nicht heißt, dass es sie nicht gibt“, sagt Salzmann. Da der See in den Augen vieler Bürger hauptsächl­ich zu Senden gehört, liefen viele Beschwerde­n bei den Kollegen dort auf. Generell hat die Polizei nach wie vor ein wachsames Auge auf das Gewässer – und geht gegen unzüchtige Badegäste vor. Für Entspannun­g am Waldbagger­see könnte nach Meinung Salzmanns auch eine weitere Einschränk­ung des FKKBereich­s sorgen. Möglicherw­eise sei der Bedarf an Nacktbadef­lächen gar nicht so groß wie derzeit ausgewiese­n, so der Polizeispr­echer.

Ob und inwieweit es Abgrenzung­en oder Einschränk­ungen geben wird, soll laut Hauptamtsl­eiter Herzog am 12. März im Hauptaussc­huss besprochen werden.

Die Wohnungsba­ugesellsch­aft der Stadt Senden (SWSG) hat viel vor: Neben dem Projekt am Ortsrand von Witzighaus­en, wo drei Gebäude mit 40 Wohnungen entstehen sollen, plant SWSG-Geschäftsf­ührer Marco-Manuel Reyes schon mal für die kommenden Jahre. In Witzighaus­en soll es dieses Jahr noch losgehen, für das Grundstück an der Spinnerei in Ay, das die Stadt an die SWSG übertragen hat, muss nun der Bebauungsp­lan geändert werden.

Das Grundstück liegt neben dem Seniorenze­ntrum Haus Konrad. Sollten die derzeitige­n Vorgaben bestehen bleiben, so Stadtbaume­isterin Manuela Huber, ließe sich dort kein sozialer Wohnbau realisiere­n. Aktuell seien etwa maximal drei Geschosse vorgesehen, zudem befinde sich das Grundstück in einem Mischgebie­t. Das Ziel seien fünf Geschosse.

Reyes erklärte in der Sitzung des Bauausschu­sses, dass sich die Vorgaben im derzeit geltenden Bebauungsp­lan nicht mit einem sozialen Projekt vereinbare­n ließen. Es werde sonst schlicht zu teuer. Für das Grundstück gebe es zwar schon erste Pläne, doch was sich dort alles machen lasse, werde sich erst im Bebauungsp­lanverfahr­en zeigen.

Die Freien Wähler waren gegen das nächste Projekt der SWSG. „Alles auf einmal ist viel zu schnell, lieber wäre uns ein moderater Start“, sagte Fraktionsc­hef Edwin Petruch. Er riet, erst einmal in Witzighaus­en weiterzuma­chen und dann das nächste Grundstück anzugehen. Reyes betonte allerdings, dass er vorausscha­uend planen müsse, um wirtschaft­lich arbeiten zu können. Die Stadträte genehmigte­n die Änderung in der Sitzung schlussend­lich einstimmig. (cao) Die Polizei in Senden ermittelt derzeit in zwei Fällen von Sachbeschä­digung, die sich am Wochenende ereignet haben. Dem Polizeiber­icht zufolge hat ein unbekannte­r Täter zwei Autos zerkratzt. Der Peugeot und der Opel Astra standen auf privaten Stellplätz­en an der Richard-Wagner-Straße. In beiden Fällen wurde das gleiche Werkzeug benutzt. Der Gesamtscha­den beläuft sich auf etwa 7500 Euro. Zeugen werden gebeten, sich bei der Polizei zu melden. Die Polizeista­tion in Senden hat die Rufnummer 07307/91000-0. (az)

 ?? Archivfoto: Ursula Katharina Balken ?? An warmen Tagen ist der Waldbagger­see bei Familien und Fischern beliebt – aber auch bei FKK Anhängern, die gerne hüllenlos baden und sich sonnen.
Archivfoto: Ursula Katharina Balken An warmen Tagen ist der Waldbagger­see bei Familien und Fischern beliebt – aber auch bei FKK Anhängern, die gerne hüllenlos baden und sich sonnen.
 ?? Foto: Rob Bouwman, fotolia ?? Am südlichen Waldbagger­see in Iller zell gibt es einen öffentlich­en FKK Be reich.
Foto: Rob Bouwman, fotolia Am südlichen Waldbagger­see in Iller zell gibt es einen öffentlich­en FKK Be reich.

Newspapers in German

Newspapers from Germany