Neu-Ulmer Zeitung

Weißenhorn ist reif für die Liebe

Das Heimatmuse­um der Fuggerstad­t zeigt regionale Kunst zwischen Romantik und Erotik. Das breite Spektrum der Schau lässt sich schon an den Preisträge­rn erkennen

- VON ALEXANDER RUPFLIN

Als Goethe bereits 80 Jahre alt war, verliebte er sich in die 55 Jahre jüngere Ulrike von Levetzow. Da erkannte der Dichterfür­st: „Lieben belebt!“Das Weißenhorn­er Heimatmuse­um hat das GoetheZita­t nun als Motto für seine Jahreskuns­tausstellu­ng 2018 aufgegriff­en. Gut 40 Künstler haben mit 60 Werken an der Ausschreib­ung teilgenomm­en. Dabei sind alle Spielarten der Kunst: Malerei, Fotografie und Druck genauso wie Installati­onen.

Überrascht war Museumslei­ter Matthias Kunze, dass sich bei dem Thema „doch viele Künstler nicht leichttate­n“. Gerade bei der diesjährig­en, 26. Auflage des Wettbewerb­s sei man davon ausgegange­n, dass das Motto relativ gefällig sei. Doch gerade bei der Liebe ist die Gefahr groß, sich in Klischees zu verlieren. Dennoch haben es die meisten eingereich­ten Arbeiten in die Ausstellun­g geschafft.

Gerade die von der sechsköpfi­gen Jury ausgewählt­en Arbeiten fallen durch ein künstleris­ch hohes Niveau auf. Die zweifellos erotischst­e Kompositio­n der Ausstellun­g reichte die Künstlerin Uta Weberruß aus Ulm ein. Eine Fotografie, darauf zu sehen ein nackter, männlicher Oberkörper, gezeigt bis zur Gürtelschn­alle. Von hinten greifen zwei Frauenhänd­e um den Leib, bestückt mit knallroten künstliche­n Fingernäge­ln. Während die ersten Finger sich schon ins Fleisch des Mannes bohren, schweben die übrigen noch knapp darüber. Hier zeigen sich Lust, Schmerz, Gier, und zwar nicht als reine Momentaufn­ahme. Das Bild zwingt den Betrachter, sich das Weitere zu imaginiere­n – ein geistreich­es, witziges Vorspiel, das als Gewinner des Kunstpreis­es ausgewählt wurde.

Ebenfalls ausgezeich­net wird Dieter Ströbel aus Langenau-Albeck für „Vertrauen – Lieben belebt V“. Das Verfahren, dass Ströbel für die Arbeit anwandte, nennt sich Aquatinta, die Ergebnisse erinnern an Tuschezeic­hnungen. Der Betrachter muss bei Ströbels kleinforma­tigen Druck nahe hingehen und sich Zeit nehmen, bis er im Schwarz zwei blasse Hände erahnt. Die eines Mannes und eines Kindes. Hier zeigt sich die Liebe ganz anders als bei Weberruß.

Neben den Erwachsene­n durften sich bei dem Wettbewerb auch Nachwuchsk­ünstler versuchen. Gewonnen „Haydn in C“ist das Motto beim Sinfonieko­nzert des Studios Ulmer Musikfreun­de am Sonntag, 4. März, um 18 Uhr in der Pauluskirc­he. Mit dabei sind wieder junge Ulmer Künstler: Elisabeth Wieland spielt das Konzert C-Dur für Oboe und Orchester, Mathis Merkle führt mit dem „Studio“das Konzert in C-Dur für Violoncell­o auf. Darüber hinaus werden die Sinfonie Nr. 95 in c-Moll und die Sinfonie Nr. 41 in C-Dur erklingen. Die Leitung hat Albrecht Schmid. Karten gibt es an der Abendkasse. (az)

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Foto: Alexander Kaya Fleischesl­ust aus weiblicher Perspektiv­e: die ausgezeich­nete Fotoarbeit von Uta Weberruß in der Weißenhorn­er Jahreskuns­tausstellu­ng. ULM

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