Weißenhorn ist reif für die Liebe
Das Heimatmuseum der Fuggerstadt zeigt regionale Kunst zwischen Romantik und Erotik. Das breite Spektrum der Schau lässt sich schon an den Preisträgern erkennen
Als Goethe bereits 80 Jahre alt war, verliebte er sich in die 55 Jahre jüngere Ulrike von Levetzow. Da erkannte der Dichterfürst: „Lieben belebt!“Das Weißenhorner Heimatmuseum hat das GoetheZitat nun als Motto für seine Jahreskunstausstellung 2018 aufgegriffen. Gut 40 Künstler haben mit 60 Werken an der Ausschreibung teilgenommen. Dabei sind alle Spielarten der Kunst: Malerei, Fotografie und Druck genauso wie Installationen.
Überrascht war Museumsleiter Matthias Kunze, dass sich bei dem Thema „doch viele Künstler nicht leichttaten“. Gerade bei der diesjährigen, 26. Auflage des Wettbewerbs sei man davon ausgegangen, dass das Motto relativ gefällig sei. Doch gerade bei der Liebe ist die Gefahr groß, sich in Klischees zu verlieren. Dennoch haben es die meisten eingereichten Arbeiten in die Ausstellung geschafft.
Gerade die von der sechsköpfigen Jury ausgewählten Arbeiten fallen durch ein künstlerisch hohes Niveau auf. Die zweifellos erotischste Komposition der Ausstellung reichte die Künstlerin Uta Weberruß aus Ulm ein. Eine Fotografie, darauf zu sehen ein nackter, männlicher Oberkörper, gezeigt bis zur Gürtelschnalle. Von hinten greifen zwei Frauenhände um den Leib, bestückt mit knallroten künstlichen Fingernägeln. Während die ersten Finger sich schon ins Fleisch des Mannes bohren, schweben die übrigen noch knapp darüber. Hier zeigen sich Lust, Schmerz, Gier, und zwar nicht als reine Momentaufnahme. Das Bild zwingt den Betrachter, sich das Weitere zu imaginieren – ein geistreiches, witziges Vorspiel, das als Gewinner des Kunstpreises ausgewählt wurde.
Ebenfalls ausgezeichnet wird Dieter Ströbel aus Langenau-Albeck für „Vertrauen – Lieben belebt V“. Das Verfahren, dass Ströbel für die Arbeit anwandte, nennt sich Aquatinta, die Ergebnisse erinnern an Tuschezeichnungen. Der Betrachter muss bei Ströbels kleinformatigen Druck nahe hingehen und sich Zeit nehmen, bis er im Schwarz zwei blasse Hände erahnt. Die eines Mannes und eines Kindes. Hier zeigt sich die Liebe ganz anders als bei Weberruß.
Neben den Erwachsenen durften sich bei dem Wettbewerb auch Nachwuchskünstler versuchen. Gewonnen „Haydn in C“ist das Motto beim Sinfoniekonzert des Studios Ulmer Musikfreunde am Sonntag, 4. März, um 18 Uhr in der Pauluskirche. Mit dabei sind wieder junge Ulmer Künstler: Elisabeth Wieland spielt das Konzert C-Dur für Oboe und Orchester, Mathis Merkle führt mit dem „Studio“das Konzert in C-Dur für Violoncello auf. Darüber hinaus werden die Sinfonie Nr. 95 in c-Moll und die Sinfonie Nr. 41 in C-Dur erklingen. Die Leitung hat Albrecht Schmid. Karten gibt es an der Abendkasse. (az)