Was Flüchtlinge in der Ausbildung fördert
Die Sprache ist wichtig, aber nicht die einzige Voraussetzung damit Integration von jungen Menschen gelingt
Dass jemand aus Berlin voll des Lobes für Bayern ist, kommt eher selten vor. Zumal, wenn es um die Themen Flüchtlinge und Integration geht. Die meisten Berliner würden die Bayern da wohl eher mit dem Adjektiv rückständig betiteln und nicht als Vorbild sehen. Doch der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwaben ist es gelungen, aus der Region genau das zu machen: ein Vorbild. Das erkennen sogar Fachleute aus Berlin an – wie Sandra Hartig vom Deutschen Industrieund Handelskammertag.
Im Jahr 2014 hat die IHK das Projekt „Junge Flüchtlinge in Ausbildung“gestartet – also lange bevor 2015 Menschenmassen am Münchner Hauptbahnhof ankamen. Das Ziel der Initiative: Flüchtlinge sollen ganzheitlich betreut werden und so ihre Ausbildung erfolgreich beenden können.
Das Programm beginnt schon in den Berufsintegrationsklassen, in denen Flüchtlinge unterrichtet werden. Dort erstellen die Fachleute Profile von den Jugendlichen, versuchen die passenden Berufe zu ermitteln und Unternehmen für den jeweiligen Geflüchteten zu finden. Mit Erfolg: Seit 2015 erlernen 900 Flüchtlinge in der Region einen der IHK-Berufe. 490 von ihnen wurden seit Beginn des Projekts von der IHK betreut.
Doch die Kammer stellt die Betreuung nach der Vermittlung nicht ein. Es gibt ein breites Unterstützungsangebot. Zwei sogenannte Kümmerer sind rund um die Uhr für sie erreichbar, sprechen mit ihnen über Sorgen, Nöte und Probleme. Dazu gibt es Online-Sprachkurse und ein Nachhilfeangebot.
Ergebnis: Alle 20 geförderten Jugendlichen des ersten Jahrgangs haben 2017 ihre Ausbildung beendet – einer sogar als Jahrgangsbester. „Da waren manche dabei, die vorher Analphabeten waren“, sagt Josefine Steiger, die das Projekt bei der IHK ins Leben gerufen hat und betreut.
Das ist aber nicht die Zahl, die alle bewundern. Diese Zahl lautet 8,1 Prozent. Denn so hoch ist die Abbrecherquote. „Das ist wirklich enorm“, sagt Sandra Hartig. Denn im bundesweiten Durchschnitt bricht etwa ein Viertel aller Azubis die Lehre ab. Unter Lehrlingen mit Migrationshintergrund liegt der Anteil sogar bei 33 Prozent. Die Hochschule Neu-Ulm (HNU), die im Auftrag der IHK das Projekt wissenschaftlich ausgewertet hat, führt die geringe Quote vor allem auf die gute Betreuung zurück: Durch sie „können drohende Abbrüche frühzeitig verhindert werden, indem neben sprachlicher und re Studie gezeigt“, sagt Boscheinen. Das mache deutlich, wie wichtig die sprachliche Förderung sei.
In der Studie kam auch heraus, dass etwa jedes sechste IHK-Unternehmen in der Region Erfahrungen mit der Ausbildung von Flüchtlingen gemacht hat – die überwiegende Mehrheit davon sind kleine bis mittelständische Betriebe. 80 Prozent haben bislang gute oder sehr gute Erfahrungen gemacht – bei acht Prozent waren sie eher negativ. „Aber dennoch sagen 98 Prozent dieser Betriebe, dass sie noch mal einen Flüchtling einstellen würden“, sagt Boscheinen. Die, die noch keine Flüchtlinge eingestellt haben, schreDas cken vor allem die bürokratischen Hürden, die sie erwarten, ab.
Und das ist die zweite wichtige Voraussetzung, die aus Sicht der Unternehmen gegeben sein muss, damit Integration gelingen kann: die Planungs- und Rechtssicherheit. Viele Unternehmer und auch die IHK verzweifeln an der sogenannten 3+2-Regelung. Sie besagt, sehr vereinfacht, dass ein Flüchtling, der einen Ausbildungsvertrag unterschrieben hat, seine Ausbildung zu Ende machen und danach noch zwei Jahre für das Ausbildungsunternehmen arbeiten kann – auch wenn er als Flüchtling nicht anerkannt wurde. Vorausgesetzt, er bekommt eine Ausbildungserlaubnis. Und an diesem Punkt sind es die bayerischen Unternehmer, die neidvoll in Nachbarländer schauen. Denn in ihren Augen legen die bayerischen Behörden die Regelung zu eng aus.
So erzählen Unternehmer, dass es vorkomme, dass Auszubildende im zweiten oder dritten Jahr doch abgeschoben werden. Oder kurz bevor sie die Ausbildung anfangen, zurück in ihr Heimatland müssen. In anderen Bundesländern werde das lockerer gehandhabt, berichtet auch DIHK-Frau Hartig aus ihrer Erfahrung. In der Studie heißt es dazu: Die Unternehmen vermissen den politischen Rückhalt.
US-Präsident Donald Trump hat Strafzölle auf Importe von Stahl und Aluminium angekündigt. Der Tarif für Stahleinfuhren soll bei 25 Prozent und der für Aluminium-Importe bei zehn Prozent liegen. Die entsprechende Regulierung will er in der kommenden Woche abzeichnen. Es gehe darum, die heimische Produktion vor ausländischer Billigkonkurrenz zu schützen, sagte Trump bei einem Treffen mit US-Branchenvertretern. Unklar blieb zunächst, ob die Strafzölle sich gegen sämtliche Einfuhren richten oder bestimmte Handelspartner davon ausgenommen werden sollen. Die EU-Kommission hatte bereits in den vergangenen Tagen mit Gegenmaßnahmen gedroht.