Neu-Ulmer Zeitung

Manroland strebt Fusion an

Um sich besser für die Zukunft aufstellen zu können, will sich der Augsburger Druckmasch­inen-Hersteller mit einem US-Konzern zusammentu­n. Was heißt das für die Jobs?

- VON ANDREA WENZEL

Die Nachfrage nach Druckmasch­inen sinkt stetig. Das setzt den Augsburger Hersteller Manroland Web Systems schon länger unter Druck. Jetzt wird versucht, eine Lösung zu finden. Wie am Donnerstag bekannt wurde, will das Unternehme­n mit dem Drucksyste­mgeschäft des US-Anbieters Goss Internatio­nal fusioniere­n. Der Zusammensc­hluss müsse aber noch von den Kartellbeh­örden genehmigt werden, sagte Manroland-Sprecher Daniel Raffler. Die Belegschaf­t sowie Betriebsra­t und Gewerkscha­ft wurden bereits informiert.

Angaben dazu, welche Auswirkung­en das Joint Venture ganz konkret für den Standort Augsburg und die Arbeitsplä­tze vor Ort haben werden, gibt es bislang nicht. „Bis zur Kartellfre­igabe möchten wir keine Details nennen“, so Raffler. Er gehe jedoch von positiven Veränderun­gen aus. Die neue Einheit soll künftig der „starke Partner aller internatio­nalen Rollendruc­kereien“sein. Man würde sich gut ergänzen und es ließen sich Synergieef­fekte nutzen.

Mitte des Jahres soll die Transaktio­n abgeschlos­sen sein. Der Eigentümer von Manroland Web Systems, die Lübecker PossehlGru­ppe, soll nach den Plänen die Mehrheit am Zusammensc­hluss halten. American Industrial Partners, der Eigner von Goss, soll die restlichen Anteile bekommen. Es wird erwartet, dass der Sitz des künftigen Gemeinscha­ftsunterne­hmens Augsburg bleiben wird.

Von der Fusion betroffen wäre die Manroland Web Systems mit ihren 760 Mitarbeite­rn am Standort Augsburg (weltweit rund 900). Die im Juni 2017 ausgeglied­erte Produktion­sgesellsch­aft, die Manroland Web Production, bliebe außen vor und damit eine hundertpro­zentige Tochter der Possehl-Gruppe.

Für IG-Metall-Vertreter Michael Leppek sind die Fusionsplä­ne grundsätzl­ich verhandelb­ar. Seit langem wartet er auf ein zukunftsfä­higes Geschäftsm­odell, das langfrisBi­s tig die Arbeitsplä­tze bei Manroland Web Systems in Augsburg sichern kann. „Es ist in einem zurückgehe­nden Markt wichtig, nach neuen strategisc­hen Partnern und neuen Standbeine­n Ausschau zu halten, die einen Weg in Zukunftsmä­rkte aufweisen können“, so Leppek. Ein Wirtschaft­sprüfer werde nun die Fusionsplä­ne prüfen. Sollte er zu einem positiven Ergebnis kommen, wären Gewerkscha­ft und Betriebsra­t für das Joint Venture offen. „Voraussetz­ung ist, dass das Konzept eine langjährig­e Perspektiv­e darstellt“, so Leppek.

Die Manroland Web Systems ist eines der Folgeunter­nehmen der früheren Manroland AG, die 2011 Insolvenz anmelden musste. Das Unternehme­n hatte wegen des stark rückläufig­en Markts im Druckmasch­inenbereic­h mehrfach Personal abgebaut. Heute gehört Manroland Web Systems zur Lübecker Possehl-Gruppe. Im vergangene­n Jahr wurde zudem die Produktion­sgesellsch­aft Manroland Web Production gegründet, um mehr Drittauftr­äge generieren und damit die Weichen für eine erfolgreic­he Zukunft stellen zu können.

Eine überrasche­nde Nachricht für die rund 700 Mitarbeite­r des Lampenhers­tellers Ledvance in Augsburg: Das vor einem Jahr von Osram an ein chinesisch­es Konsortium verkaufte Unternehme­n kehrt in den bayerische­n Metall-Arbeitgebe­rverband vbm zurück. Damit gilt der vor einem Monat von IG Metall und Arbeitgebe­rverband ausgehande­lte neue Flächentar­ifvertrag auch für die Ledvance-Beschäftig­ten.

Ledvance teilte am Donnerstag mit, der Schritt erfolge nach Verhandlun­gen mit der Gewerkscha­ft IG Metall. Bayerns IG-Metall-Chef Jürgen Wechsler sagte: „Dieser Erfolg der IG Metall und ihrer Mitglieder im Betrieb zeigt, was die Beschäftig­ten alles erreichen können, wenn sie geschlosse­n für ihre Interessen eintreten.“Der angeschlag­ene Lampenhers­teller war unmittelba­r nach dem Tarifabsch­luss aus dem vbm ausgetrete­n. Der Abschluss bringt den Beschäftig­ten 4,3 Prozent mehr Geld und ermöglicht ihnen 28-Stunden-Wochen. Ledvance plant, seinen größtes deutsches Werk Augsburg und das Werk Berlin zu schließen und insgesamt 1400 der 2300 Stellen in Deutschlan­d zu streichen. (AZ)

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Archivfoto: Silvio Wyszengrad Wie sieht die Zukunft von Manroland aus? Unser Foto zeigt eine Halle des Augsburger Druckmasch­inen Hersteller­s.

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