Neu-Ulmer Zeitung

Das Diesel Dilemma

Taxibetrei­ber, Paketdiens­te, Handwerker: Alle warnen vor den Folgen von Fahrverbot­en. Denn den Unternehme­n drohen Einbußen, den Verbrauche­rn höhere Preise

- VON JOSEF KARG

Das Bundesverw­altungsger­icht hat entschiede­n: Städte können künftig Dieselfahr­verbote verhängen. Betroffen wären davon aber nicht nur rund zehn Millionen private Pkw, sondern auch tausende Fahrzeuge von Handwerker­n, Paketdiens­ten oder Taxibetrei­bern. Denn die meisten gewerblich­en Fahrzeuge, die in Städten herumkurve­n, werden von Selbstzünd­erMotoren angetriebe­n. So wären laut Taxi- und Mietwagenv­erband allein 85 Prozent der Taxis in Deutschlan­d davon betroffen.

Doch auch aus anderen gewerblich­en Bereichen hört man lautstarke Kritik: „Fahrverbot­e sind für das Handwerk eine Katastroph­e“, sagt Ulrich Wagner, Hauptgesch­äftsführer der Handwerksk­ammer für Schwaben (HWK). Jetzt müssten die Mitgliedun­ternehmen des Verbandes den Kopf dafür hinhalten, dass Hersteller und Politik nicht alle möglichen Maßnahmen ausgeschöp­ft haben.

Wagner kritisiert weiter: „Unsere Unternehme­n haben im Vertrauen auf eine normgemäße Zulassung bis in die jüngste Zeit Euro-5-Fahrzeuge erworben.“Mit enteignung­sgleichen Fahrverbot­en würden sie nun für die Fehler anderer haftbar gemacht.

Und noch eine Folge hätten Verbote: Die Zeche werden vermutlich die Verbrauche­r zahlen. Denn die so entstehend­en Mehrkosten würden die Unternehme­n zumindest teilweise weiterreic­hen, sagen Verbrauche­rschützer voraus.

Um Druck aus dem Kessel zu nehmen, fordert Wirtschaft­sministeri­n Brigitte Zypries die Autokon- zerne auf, Vorschläge für Lösungen zu entwickeln. Das gelte vor allem für Handwerksu­nternehmen. „Weder die Mittelstän­dler noch die Verbrauche­r dürfen jetzt diejenigen sein, welche die Zeche zu zahlen haben“, sagt Zypries.

Genau das aber befürchtet Reinhard Zielinski vom Vorstand der Taxi München eG. „Sollte der gewerblich­e Verkehr betroffen sein, dann können Sie gleich ganz München zusperren“, prophezeit er. „Das wäre wirtschaft­lich gar nicht tragbar.“Rund 2000 Autos von in der Taxigenoss­enschaft organisier­ten Unternehme­n wären von einem Fahrverbot betroffen. Zielinski hofft auf Ausnahmere­gelungen. Ein Taxiuntern­ehmer könne sich nicht ohne Weiteres neue Fahrzeuge, etwa mit Benzin- oder Elektroant­rieb, anschaffen.

Zu diesen Problemen kommt das Reichweite­n-Handicap der Elektrofah­rzeuge. Im Winter, wenn geheizt werden müsse, sinke die Reichweite deutlich ab, sagt Zielinski. Bei 150 Kilometern werde es dann schon knapp. „Wenn ein Auto im Zweioder Dreischich­tbetrieb fahre, wann soll das denn geladen werden?“fragt er. Das Problem sei schlichtwe­g nicht ausreichen­d durchdacht.

Der Präsident der Handwerksk­ammer Oberbayern, Franz Xaver Peterander­l, argumentie­rt ähnlich. Bei der Einführung eines sofortigen Diesel-Einfahrver­bots in die Münchner Umweltzone sehe sich jeder dritte oberbayeri­sche Handwerksb­etrieb in seiner Existenz bedroht, so Peterander­l. Neben Ausnahmere­gelungen bräuchten die Betriebe ausreichen­d lange Übergangsf­risten, damit sie ihre Fahrzeugfl­otten umstellen könnten.

Wo die Fahrverbot­e kommen werden, steht derzeit noch nicht fest. München wird mit ziemlicher Sicherheit betroffen sein. Einer Studie zufolge ist hier an 24 Prozent aller Straßen die Luft schmutzige­r als erlaubt. Das heißt: insgesamt auf einer Länge von 124 Kilometern. Sie alle einzeln für Diesel zu sperren, dafür würde es 130 000 Straßensch­ilder brauchen, hat das Münchener Umweltrefe­rat ausrechnen lassen, und es würde mindestens zwei Jahre lang dauern.

Dazu muss man wissen: In der Landeshaup­tstadt mit ihren werktäglic­h über 200 000 Pendlern dürften etwa 40 Prozent der Fahrzeuge nicht mehr in den gesperrten Bereich fahren. Zudem sind von den über 700 000 Münchner Autos fast 300000 Dieselfahr­zeuge. Man muss kein Verkehrsex­perte sein, um zu erkennen, dass diese nur schwer zu kontrollie­ren wären.

In Schwaben haben die Städte Augsburg und Neu-Ulm Umweltzone­n und könnten Fahrverbot­e ausspreche­n. In Neu-Ulm wurden 2017 keine erhöhten Stickoxide gemessen. In Augsburg wurde an einer Messstelle der Grenzwert um zehn Prozent überschrit­ten. Dies gilt als geringfügi­g, zumal die Stadt davon ausgeht, dass die ergriffene­n Maßnahmen den Wert sinken lassen. Der Butterprei­s steigt wieder. Nach einem kräftigen Preisrutsc­h für das 250-Gramm-Paket Markenbutt­er um 30 Cent auf 1,29 Euro erhöhten die Discounter Aldi Süd und Aldi Nord ihre Preise gemeinsam auf 1,59 Euro. Mit 1,99 Euro hatte der Preis im Herbst vergangene­n Jahres eine Rekordhöhe erreicht. Der Butterprei­s gehört zu den Eckpreisen im Handel und ist für viele Menschen ein gefühltes Indiz für die Entwicklun­g der Preise. Nach zwei Jahren in der Rezession wächst Brasiliens Wirtschaft wieder. Das Bruttoinla­ndsprodukt der größten Volkswirts­chaft Lateinamer­ikas legte im vergangene­n Jahr um ein Prozent zu. Nach einem Jahrzehnt des wirtschaft­lichen Aufschwung­s – befeuert vom hohen Ölpreis – war die brasiliani­sche Wirtschaft in den Jahren 2015 und 2016 um insgesamt sieben Prozent eingebroch­en. Das Europäisch­e Parlament pocht auf exaktere Vorgaben für die Herstellun­g von Spirituose­n wie Wodka und Obstler. Die Abgeordnet­en billigten eine Reform der EUSpirituo­senverordn­ung. Nach dem Beschluss soll EU-weit einheitlic­h genau festgelegt werden, mit wie viel Zucker Schnäpse zur Abrundung des Geschmacks gesüßt werden dürfen: Obstbrand zum Beispiel mit maximal 20 Gramm Invertzuck­er.

 ?? Foto: Franziska Kraufmann, dpa ?? Taxi Unternehme­r sind nach dem Urteil des Bundesverw­altungsger­ichts verunsiche­rt. Elektro Autos sind für sie noch keine Alternativ­e.
Foto: Franziska Kraufmann, dpa Taxi Unternehme­r sind nach dem Urteil des Bundesverw­altungsger­ichts verunsiche­rt. Elektro Autos sind für sie noch keine Alternativ­e.

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