Manege frei: Tiere, Trauer, Transparente
Europas größter Zirkus steht vor einem Neuanfang. Die neue Chefin erklärt, wie die Zukunft aussehen soll und warum sie trotz Protest weiterhin auf wilde Tiere setzt
Sie ist überall. Auf den alten Bildern an den Wänden in dem europaweit einmaligen Zirkusgebäude mitten in München. Auf den Plakaten in der ganzen Stadt. In den Köpfen ihrer Familie, vieler Besucher und vor allem ihrer einstigen Kollegen. „Frau Christel“wurde sie von vielen genannt, ehrfürchtig und liebevoll zugleich. Im Juni des vergangenen Jahres starb Christel Sembach-Krone mit 81 Jahren. „Sie ist immer noch präsent. Jeden Tag und überall“, sagt Jana Lacey-Krone – ihre Adoptivtochter und Nachfolgerin als Chefin von Europas größtem Zirkus.
Diese Woche begann der dritte und letzte Teil des Winterprogramms, der ganz im Zeichen der Erinnerung an die „Grande Dame“des Circus Krone steht. „Christel Sembach-Krones Lieblinge“heißt er und die Zuschauer bekommen das zu sehen, was sie seit jeher erwarten: Clowns, Artisten und Tiere – tanzende Pferde, auf dem Rüssel stehende Elefanten und Männchen machende Löwen. Und draußen vor den Toren des einzigen festen Zirkus-Winterbaus in Europa stehen Demonstranten. Mit Plüsch-Löwen in Käfigen und Transparenten, auf denen Bilder von Tigern und Sätze wie „Wir sind keine Entertainer“zu sehen sind. Seit Jahren führen Tierschützer einen erbitterten und regelmäßig juristischen Kampf gegen den Circus Krone.
Jana Lacey-Krone ist mit all diesen Facetten des Zirkus-Lebens groß geworden. Als Tochter eines zirkusbegeisterten Schweizer Ehepaars – ihr Vater organisierte lange Zeit das internationale Festival von Monte Carlo – wuchs sie quasi im Circus Krone auf, bei dem ihre leibliche Mutter angestellt war. Im Alter von drei Jahren trat sie das erste Mal in der Manege auf – mit einem Shetland-Pony. Nach und nach baute Christel Sembach-Krone sie als ihre Nachfolgerin auf: in der Arbeit mit den großen Pferden genauso wie als Direktorin eines Unternehmens mit bis zu 250 Angestellten. Vergangenen Sommer war es dann plötzlich so weit: Mit einem Schlag fiel die gesamte Verantwortung des Traditionsbetriebes in die Hände der heute 38-Jährigen und ihres Mannes Martin Lacey Jr., seines Zeichens preisgekrönter Raubtierdompteur.
„Das war hart und ist es manchmal immer noch“, gibt das Ehepaar zu. Früher hatte „MaPa“– so nennt Jana Lacey-Krone die Frau, die sie 2001 adoptiert hat („Sie war wie eine zweite Mutter für mich“) – stets das letzte Wort. Heute muss sie sämtliche Entscheidungen treffen. Und den Weg des Zirkus in die Zukunft ebnen. Wie diese aussehen soll? „Für uns gehören Tiere zum Zirkus dazu“, macht Lacey-Krone klar. Ihr Mann erklärt, dass es den Tieren im Circus Krone gut gehe, sie artgerecht gehalten würden, nichts tun müssten, was sie nicht wollen: „Wir lieben unsere Tiere.“Jeder, der Zweifel daran habe, könne sich davon selbst überzeugen, das Gespräch suchen und einen Blick hinter die Kulissen wagen: „Wir wollen transparent sein. Was uns ärgert, ist unfaire Kritik, die mit der Realität nichts zu tun hat.“
Ja, auch ihre Tiere lebten „in menschlicher Obhut“, betont das Zirkus-Ehepaar, das Wort Gefangenschaft vermeiden die beiden. Tiere im Zoo und Haustiere in Fa- milien würden das allerdings genau- so. „Wenn man über die Haltung von Tieren spricht, muss man über alles sprechen und nicht nur über den Zirkus“, sagt Lacey-Krone.
So werden die Besucher im Circus Krone, von denen es jedes Jahr wieder mehr als eine Million gibt, also auch in Zukunft neben Clowns und Artisten tanzende Pferde, auf dem Rüssel stehende Elfenanten und Männchen machende Löwen zu sehen bekommen. Aber pünktlich zur 100. Wintersaison im kommenden Jahr, der ersten unter der neuen Chefin, soll es auch viele Neuerungen geben. Schließlich werde es immer schwieriger, die Menschen in einer von Unterhaltung überfluteten Welt für den klassischen Zirkus zu begeistern. „Das Einfachste wäre es, so weiterzumachen wie bisher. Aber der Circus Krone hat sich in den 105 Jahren seit seiner Gründung immer wieder neu erfunden – daher wollen auch wir mutig sein“, erklärt Jana Lacey-Krone.
Aktuell werde am neuen Programm gebastelt. Dieses werde voraussichtlich etwas kürzer sein als die bislang üblichen drei Stunden. „Die Menschen haben nicht mehr so viel Zeit wie früher, Kinder werden schneller ungeduldig“, sagt die Mutter eines zehnjährigen Sohnes. Zudem soll die Show künftig „mehr Emotionen“transportieren und mit moderner Licht- und Tontechnik in Szene gesetzt werden. Vor allem aber soll sie „unsere Liebe zu den Tieren“deutlich machen, sagen Jana Lacey-Krone und ihr Mann Martin, der bei seinen Auftritten gerne mit Löwen kuschelt.
Draußen vor der Tür heben die Demonstranten derweil ihre Schilder weiter in die Höhe: „Tiere raus aus dem Zirkus“ist darauf zu lesen.
Über viele Jahre war Heinrich F. (Name geändert) ein fleißiger Waldarbeiter. Dann forderte die anstrengende körperliche Arbeit ihren Tribut. Rückenbeschwerden stellten sich ein und auch die Knie schmerzten derart, dass er nicht mehr arbeiten konnte. Eine Diabeteserkrankung kam hinzu. Auch plagen ihn Depressionen. Für Heinrich F. war das der Beginn einer ganz schweren Zeit. Er trat vorzeitig seinen Ruhestand an und lebt seither von äußerst kargen Mitteln. Wegen Eigenbedarf verlor der 62-Jährige auch noch seine Wohnung. Mithilfe der Caritas hat er einen Platz in einem betreuten Wohnheim gefunden. Für den Umzug spart er 30 Euro im Monat. Für dringend benötigte Winterschuhe, eine Winterjacke und eine neue Hose fehlte ihm das Geld. Hier sprang die Kartei der Not in die Bresche. (jsto)
Möchten auch Sie Menschen unterstützen? Die Spendenkonten der Kartei der Not sind: ● IBAN: DE54 7205 0101 0000 0070 70 BIC: BYLADEM1AUG ● IBAN DE97 7205 0000 0000 0020 30 BIC: AUGSDE77XXX ● IBAN: DE33 7335 0000 0000 0044 40 BIC: BYLADEM1ALGP ● IBAN: DE42 7209 0500 0000 5555 55 BIC: GENODEF1S03
In zwei Jahren werden die ersten Biomasseanlagen in Deutschland aus der Förderung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) herausfallen. Die Energieerzeuger bekommen dann keine Einspeisevergütung mehr für ihren produzierten Strom. Das muss aber nicht sein. Darauf wiesen gestern Experten der Industrie- und Handelskammern Schwaben, Ulm und Bodensee-Oberschwaben sowie des Fachverbands Biogas bei einer Informationsveranstaltung in Leipheim (Kreis Günzburg) hin. Durch eine Teilnahme an Ausschreibungen kann der Förderzeitraum selbst bei Bestandsanlagen um zehn Jahre verlängert werden. Das geänderte EEG aus dem Jahr 2017 sieht dies vor.
Ziel des Gesetzgebers ist es unter anderem, mehr Wettbewerb in dem lukrativen Energiemarkt zu ermöglichen und die Ausbaukapazitäten der regenerativen Energien besser steuern zu können als in der Vergangenheit. Nach Zahlen der Staatsregierung aus dem Jahr 2016 gibt es im Freistaat mehr als 4200 Biomasseanlagen, davon stehen 820 in Schwaben. Einer der Schwerpunkte ist der Kreis Donau-Ries. Bei der Bruttostromerzeugung unter den erneuerbaren Energieträgern entfällt auf die Biomasse in Bayern etwa ein Viertel (24,7 Prozent). Im Vergleich dazu liegt die Photovoltaik um rund sechs Prozentpunkte höher. Ihr Nachteil aber ist, dass die Produktionsmenge von der aktuellen Wetterlage abhängt. Dagegen fällt Biomasse ständig an. Unabhängig von Wind und Sonne wird grundlastfähiger Strom erzeugt. Außerdem entdeckt die IHK damit auch ein Feld mit potenziellen neuen Kammermitgliedern – Bauern.