Gefrustet über den „Tatort“
Auf meinen offenen Brief an den „Tatort“-Koordinator, der kürzlich an dieser Stelle abgedruckt war, habe ich einige Reaktionen bekommen. Nicht von „Tatort“-Koordinator Gebhard Henke, sondern von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser. Der häufigste Satz war: „Sie sprechen mir aus dem Herzen/aus der Seele.“Das sollte den Verantwortlichen der Kult-Krimi-Reihe durchaus zu denken geben – so sie sich denn überhaupt auf Kritik einlassen. Ich jedenfalls kritisierte, dass der „Tatort“im Moment „häufig unbekömmlich“sei. Viele von Ihnen scheinen das auch so zu sehen.
Angesichts von Einschaltquoten von regelmäßig um die zehn Millionen selbst für Folgen aus bislang weniger populären „Tatort“-Städten oder mit weniger beliebten Ermittlern, scheint der Bedarf an Selbstkritik – und das ist höflich formuliert – unter „Tatort“-Verantwortlichen nicht sonderlich ausgeprägt zu sein. Was sich exemplarisch an diesem Satz Henkes zeigte: „Der Tatort war und ist ein deutsches Phänomen. Deutscher geht’s nimmer. Wenn man das hasst, hat es auch immer etwas von kollektivem Selbsthass.“
Wer als „Tatort“-Verantwortlicher so denkt wie Henke, der wird auch einmal den Zuschauern die Hauptschuld daran geben, wenn die Quoten deutlich einbrechen sollten. Blickt man auf die lange Geschichte des „Tatort“ war das häufiger der Fall, etwa in den 90er Jahren. Die aktuellen Spitzen-Quoten täuschen meiner Ansicht nach über einen weitverbreiteten „Tatort“-Frust hinweg. Sogar langjährige Fans wenden sich zunehmend von der Krimi-Reihe ab oder üben grundlegende Kritik. Aus dem Allgäu erreichte mich diese Mail: „Auch wir sind seit vielen Jahren ’TatortFans’, und das geben wir auch gerne zu, aber was wir da die letzte Zeit so vorgesetzt bekommen, ist einfach nur ’übel’. Wir haben das Thema öfter mit Freunden und müssen immer wieder feststellen, dass das ganz vielen Tatort-Sehern so geht.“
Rund 100 000 Kinder und Jugendliche in Deutschland sind nach einer repräsentativen Studie der Krankenkasse DAK süchtig nach sozialen Medien. Für die Untersuchung ließ die Kasse 1001 Jungen und Mädchen zwischen zwölf und 17 Jahren von Meinungsforschern befragen und rechnete die Ergebnisse auf die Bundesrepublik hoch. Das erläuterte DAK-Vorstandschef Andreas Storm gestern bei der Präsentation der Studie in Berlin. „Die Ergebnisse sind alarmierend.“
In der Analyse zeigten 2,6 Prozent der Teenager ein Suchtverhalten nach sozialen Medien. Sie konnten die Zeit für Chats nicht selbst begrenzen und bekamen ohne ihre Online-Welt Entzugserscheinungen wie Unruhe oder Gereiztheit. Zu den Folgen übermäßiger Nutzung sozialer Medien zählten unter anderem Schlafmangel, Realitätsflucht und Streit mit den Eltern.
Das Deutsche Zentrum für Suchtfragen des Kinder- und Jugendalters listet folgende Indizien auf, die auf süchtige Kinder hinweisen: ein ständiges Denken an soziale Netzwerke oder Messenger-Dienste im Internet – selbst in der Schule und in der Lehre. Dazu Entzugserscheinungen wie Gereiztheit, Unruhe und Traurigkeit, wenn das Handy oder andere Empfangsgeräte nicht in der Nähe sind. Süchtige Kinder und Jugendliche verlieren darüber hinaus oft das Interesse an Hobbys. Sie lügen über das Ausmaß ihrer Nutzung sozialer Medien und riskieren Freundschaften, Schulerfolg oder Karrierechancen für ihr Online-Dasein.
Auch im Erwachsenenleben breiten sich soziale Netzwerke immer weiter aus, wie eine zweite Studie zeigt. Mehr als jeder dritte Deutsche kann sich ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen. Das geht aus einer Umfrage des Digitalbranchenverbands Bitkom hervor. Demnach gehören Facebook, Instagram, Twitter und Co. für 38 Prozent der Menschen hierzulande selbstverständlich zu ihrem Alltag. Im Schnitt ist jeder Internetnutzer in drei Netzwerken angemeldet. Besonders weit verbreitet ist die Social-Media-Liebe unter jüngeren Menschen.
Aber selbst in der Gruppe der Menschen über 65 Jahre ist eine klare Mehrheit von 65 Prozent in mindestens einem Netzwerk angemeldet. Social Media dient den Ergebnissen zufolge vor allem der privaten Kontaktpflege, als Nachrichtenkanal und bei der Kommunikation mit Unternehmen.