Die analoge Revolution
Die Digitalisierung – Schrecken aller hart arbeitenden Menschen im Land. Millionen Jobs soll sie uns kosten, so wird es zumindest orakelt. Die Offline-Welt, ein Sehnsuchtsort. Doch Erlösung naht: Facebook hat bekannt gegeben, zukünftig wieder Postkarten versenden zu wollen. So soll es Trollen erschwert werden, die Gesellschaft zu manipulieren.
Wenn selbst dieser digitale Riese, Katalysator für den Verfall des öffentlichen Diskurses, nun heim ins Analoge kehrt – ist das der Beginn einer Revolution? Finden wir bald wieder Telefonzellen an jeder Ecke? Für die Jüngeren: Das sind meist gelbe, klobige Kästen. Innen herrschte oft ein strenger Geruch und nach dem Telefonat verlangte es einen dringend nach Desinfektionstüchern. Und erst die Kilos an Kleingeld, die jederzeit vorhanden sein mussten.
Ein Leben bald ohne Netflix und Co., ohne Amazon und Google? Wo der Mann im Urlaub noch mithilfe von Karten im Esstisch-Format, stets zur Freude der Partnerin, navigiert hat? Statt verödeter Innenstädte also bald blühende Ortschaften, weil es den Onlinehändler des Vertrauens nicht mehr gibt? Heißt, mancherorts shoppt es sich dann Fuß auf Fuß – den Atem der Konsumgefährten im Nacken?
Fürwahr, solche Zustände könnten revolutionäre Gefühle wecken. Schrecklich schön, das Analoge.