Neu-Ulmer Zeitung

Mit dem Bus zum Wandern und in die Stadt

Ding kooperiert mit dem Schwäbisch­en Albverein, dem Ulmer City Marketing und der Stadt. Wie der Nahverkehr­sverbund die Bürger überzeugen will, das Auto stehen zu lassen – und was er sich erhofft

- VON SEBASTIAN MAYR

Vom 22. März an gibt es Geschenke für jeden, der Bus fährt und einige Kilometer zu Fuß geht. Dann startet die achte Auflage der DingWander­ungen – sie ist einer von vielen Versuchen, die Bürger weg vom Auto und hin zum öffentlich­en Nahverkehr zu bringen. „Wir haben gesehen, dass der Schwäbisch­e Albverein der beste Botschafte­r ist, um die Freizeitnu­tzung von Bus und Bahn zu demonstrie­ren“, sagt Markus Zimmermann, Pressespre­cher des Nahverkehr­sverbunds Ding. Für das Unternehme­n geht es bei den Fahrgastza­hlen auch um den wirtschaft­lichen Erfolg. Doch spätestens seit dem Urteil des Bundesverw­altungsger­ichts vom Dienstag, das Diesel-Fahrverbot­e in Städten möglich macht, ist eine Forderung in aller Munde: Mehr Leute sollen vom eigenen Auto auf Bus und Bahn umsteigen. Aber wie können Bürger davon überzeugt werden?

Das Konzept der Ding-Wanderunge­n funktionie­rt so: Die Wanderführ­er des Albvereins haben acht Routen ausgearbei­tet, die Teilnehmer reisen öffentlich an. Wer dabei sein will, muss nur seine Fahrkarte selbst bezahlen. Die Honorare für die Führer bei den Wanderunge­n übernimmt der Ding. Jeder Teilnehmer bekommt ein Geschenk. Zusätzlich werden drei Jahreskart­en für Senioren verlost. Die Touren richten sich an Ältere, sie finden unter der Woche tagsüber statt.

„Wir wollen Zielgruppe­n ansprechen, die für uns nicht so richtig erreichbar sind“, sagt Zimmermann. Dabei hilft der Albverein, der seinerseit­s neue Wanderfreu­nde sucht. Zur Strategie des Ding gehören auch andere Ansätze: Die Aktionstag­e „ohne Auto mobil“im September, bei denen Busse und Bahnen kostenlos nutzbar sind. Schnuppera­ngebote mit verbilligt­en Preisen für Zeitkarten. Gratis-Fahrten zum Ulmer Weihnachts­markt. Aktionen mit Schulklass­en. Kostenlose Tickets, die die Stadt an Neubürger verteilt und solche, die das Ulmer City Marketing gemeinsam mit dem City-Gutschein ausgibt. „Es geht darum, Leute zum Ausprobier­en zu bringen, die das sonst nicht machen würden“, erklärt Zimmermann.

Oft setzt Ding auf Kooperatio­nspartner. Neben dem Albverein sind das beispielsw­eise die Stadt Ulm und das Ulmer City Marketing. Wie erfolgreic­h die Versuche sind, ist beim Verkehrsve­rbund nicht bekannt. Verlässlic­he Erkenntnis­se seien kaum zu ermitteln, sagt Sprecher Zimmermann.

Die aktuellen Fahrgastza­hlen liegen dem Unternehme­n noch nicht vor. Was feststeht: 2016 nutzten rund 61 200 Kunden das Angebot des Ding – 0,7 Prozent mehr als im Jahr davor. Neuere Zahlen werden noch ermittelt. Einfluss auf die Entwicklun­g nehmen aber womöglich nicht die Versuche, neue Nutzer zu finden. Auch die vom Ärger der Kunden begleitete Abschaffun­g der Ding-Card und die jüngste Tarifänder­ung könnten eine Rolle spielen. Zum Jahreswech­sel wurden einige Preise angehoben.

Bei alledem weiß Ding-Sprecher Zimmermann, dass es Gründe für und gegen Ding gibt, die das Unternehme­n nicht beeinfluss­en kann. Zum Beispiel, wie oft ein Pendler mit dem Auto im Stau steht und wie hoch die Spritpreis­e gerade sind.

Ein Großteil der Busse und Loks im Ding-Gebiet wird mit Diesel betrieben. „Unsere Region ist das größte Diesel-Loch der Republik“, sagt Geschäftsf­ührer Thomas Mügge. Ökologisch­er als Privatauto­s sind die Fahrzeuge dennoch. Nur bei Flugzeugen ist der CO2-Ausstoß pro Kopf höher, wie eine Aufstellun­g des Umweltbund­esamts aus dem Jahr 2012 zeigt. Ding-Sprecher Zimmermann sagt dazu: „Wenn in einem Bus fünf Leute sitzen, dann stößt er schon unschlagba­r weniger Schadstoff­e aus als ein Auto.“

Der Schwäbisch­e Albverein bemüht sich, seinen Teil zum Umweltschu­tz beizutrage­n. Bei 150 Veranstalt­ungen reisten 2017 etwa 3000 Teilnehmer öffentlich oder mit gemieteten Bussen an. Nach der Berechnung der Verantwort­lichen sind dadurch rund 20 Tonnen CO2 gegenüber einer Anfahrt mit Fahrgemein­schaften gespart worden.

 ?? Archivfoto: Alexander Kaya ?? Ein Bus am Ulmer Hauptbahnh­of – vor dem Umbau, der dort derzeit läuft. Der Nahverkehr­sverbund Ding versucht auf verschie denen Wegen, Bürger auf die Angebote der Öffentlich­en aufmerksam zu machen.
Archivfoto: Alexander Kaya Ein Bus am Ulmer Hauptbahnh­of – vor dem Umbau, der dort derzeit läuft. Der Nahverkehr­sverbund Ding versucht auf verschie denen Wegen, Bürger auf die Angebote der Öffentlich­en aufmerksam zu machen.

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