Niemand will mit dem Radio Talker reden
seine Nächte verbringt. Plattenspieler, CD-Player, Mischpult, Mikro, Kopfhörer, Kippen, Bier und ein Turm aus alten Tapedecks bestimmen das Bühnenbild von Coline Petit. Sie wirken wie Relikte aus längst vergangener Zeit. Seine Show ist (oder war) Kult, die Anrufen rissen sich darum, mit ihm über ihre Probleme zu sprechen, „... denn jeder will mit Steve talken. Zwölf bis vier“. Doch in dieser Nacht ist alles anders. Niemand ruft an. Die Platten knistern wie Lagerfeuer, die Tapes rauschen wie das Meer, die CDs sind klar, die Musikstücke wabern durch die Jahrzehnte. Und seine Stimme dazwischen. Die keiner hört. „Ich hab kein Fenster im Studio. Erzählt mir von draußen, bringt mir das Licht.“
Die Dinge im Radiostudio beginnen sich zu verselbstständigen. Steve begegnet in der zunehmend klaustrophobischen Enge den Dämonen seiner Vergangenheit, seine Panik wächst. Man ist alsbald vollends im Bann dieses Stückes gefangen, das zunehmend absurder wird, surreal und völlig durchgeknallt. Wie ein Drogenrausch, fantastisch und beängstigend zugleich. „Immer noch Hausnummer 67. Die Straße hinten links in deinem Kopf.“Das Ende ist der Anfang, ist das Ende, Geburt ist Tod, und umgekehrt. Grandios die 29-jährige Schauspielerin Hanna Malhas, wie Keller Absolventin der HMDK, die das einstündige Werk komplett zu tragen vermag.
Der Applaus hält an, das Stück wirkt nach, die Fragezeichen gehen mit nach Hause und tauchen im Traum wieder auf. Schade, dass man so ein Stück in Ulm nur einmal zu sehen bekommt. Die Neue Bühne Ichenhausen spielt die Komödie „Die Wirtin“, eine Liebeskomödie, angesiedelt an der Adriaküste in den 50er-Jahren. Premiere ist am heute, Freitag, weitere Vorstellungen folgen am 3., 9., 23. und 25. März sowie am 6. und 7. April. Gespielt wird wie immer auf der Dilldapper-Bühne, Marktstraße 18, alle Vorstellungen beginnen um 20 Uhr. (az) O
Karten gibt es bei Flora les, Telefon 08223/4900, oder unter info@neue buehne ichenhausen.de