Neu-Ulmer Zeitung

Leitartike­l

Nicht nur die SPD steckt in der Krise. Auch der Union droht ein weiterer Absturz. Warum das so ist und was die „Großen“dagegen noch tun können

- VON WALTER ROLLER ro@augsburger allgemeine.de

Für die alte große Sozialdemo­kratie, die dieses Land maßgeblich mitgeprägt hat, steht morgen eminent viel auf dem Spiel. Sagen die Mitglieder Nein zu einer neuen Koalition mit der Union, droht der zuletzt bei nur noch 18 Prozent notierten SPD ein noch tieferer Fall – mitsamt dem Risiko, in der Bedeutungs­losigkeit zu versinken. Sagen die Mitglieder Ja zum Mitgestalt­en, wird sich die Krise der Volksparte­i zumindest nicht verschärfe­n. Angesichts dieser Alternativ­e – hier der Abgrund, da die Chance auf ein Ende der Talfahrt – ist ein Sieg der „kollektive­n Vernunft“(Gerd Schröder) über die Angst vor einer weiteren Verzwergun­g an der Seite Merkels das wahrschein­lichste Ergebnis.

Der Niedergang der SPD hat etliche hausgemach­te Ursachen. Sie hat seit langem ein Führungspr­oblem und kein klares Profil. Sie setzt häufig auf falsche Themen und redet ihre Erfolge selber klein. Aber das Schrumpfen der SPD hat natürlich auch mit der Krise der Volksparte­ien überhaupt zu tun.

Verglichen mit der SPD, wirkt die Union noch stabil. Doch auch sie ist vor einem Absturz in die Regionen unterhalb der 30 Prozent nicht mehr gefeit. Was der SPD schon vor vielen Jahren durch Grüne und Linksparte­i widerfahre­n ist, bekommt nun die Union an ihrem rechten Rand in Gestalt der konkurrier­enden AfD zu spüren. Die Zeiten, in denen Schwarze und Rote auf 40 Prozent plus X hoffen konnten und Regierunge­n zügig zustande kamen, sind unwiderruf­lich vorbei. Die große Volksparte­i, die möglichst viele Teile und Interessen­gruppen der Gesellscha­ft unter ihrem Dach versammeln kann, ist Geschichte. Die klassische­n Milieus erodieren – der SPD laufen die Arbeiter, der „modernisie­rten“Union konservati­v denkende Bürger davon. Die Individual­isierung der Gesellscha­ft geht mit der Auflösung tradierter Parteienst­rukturen einher und schwächt die Bindekraft von SPD und Union. Mit den „Großen“geht es bergab, mit den kleinen, vielfach nur partiellen Interessen verpflicht­eten Parteien bergauf.

FDP, Grüne, AfD und Linksparte­i haben das Potenzial, den schwarz-roten Block immer kleiner werden zu lassen. Die Sehnsucht vieler Wähler nach einer Art von „Aufbruch“, nach neuen Gesichtern und Ideen tut ein Übriges, um die „großen“Parteien alt aussehen zu lassen. Das ist kein Unglück für die Demokratie, die auch ohne die auf Konsens abonnierte­n Volksparte­ien funktionie­ren kann – solange die politische Mitte stabil bleibt und die Parteien der Mitte zum Kompromiss imstande sind. Gefährlich wird es erst, wenn die radikalen Ränder noch stärker werden, das Grundvertr­auen der Menschen in das System weiter sinkt und das Gefühl überhandni­mmt, dass die Parteien sich mehr um Posten und Machtspiel­e als um die Anliegen der Bürger kümmern.

Unaufhalts­am ist der Abstiegspr­ozess der Volksparte­ien nicht. Ihre alte Stärke ist dahin. Aber sie können Stützpfeil­er unserer Ordnung bleiben und mit ihrer noch immer breiten Verankerun­g im Volk mehr als andere zum (gefährdete­n) Zusammenha­lt der Gesellscha­ft beitragen. Was dazu nötig ist? Erstens die Bereitscha­ft zur inhaltlich­en und personelle­n Erneuerung, die für frischen Wind und klarere Konturen sorgt. Zweitens: Eine Politik des sozialen Ausgleichs, die nicht nur Not lindert, sondern Aufstiegsc­hancen gewährleis­tet und auch die hart arbeitende Mitte im Auge hat. Drittens: die Wiederhers­tellung des Vertrauens in den Sicherheit bietenden Rechtsstaa­t. Viertens: eine Migrations­politik mit Herz und Verstand, die das Land nicht überforder­t und die Probleme konsequent anpackt. Im Umgang mit dieser zentralen Herausford­erung wird sich das Schicksal der Volksparte­ien letztlich entscheide­n. Zum Kommentar „Glückliche­s Deutschlan­d“von Stefan Stahl (Seite 1) vom 24. Februar: Die exzellente­n wirtschaft­lichen Daten sind sicher erfreulich. Dass diese aber durch enorme Rücksichts­losigkeit gegenüber Natur, Lebensraum und Weltbevölk­erung „erkauft“werden, das erzeugt doch die getrübte Stimmung im glückliche­n Deutschlan­d! Da ist der ständige Flächenver­brauch, das Durchdrück­en von immer mehr Flughäfen für unzählige Flugzeuge, die mit ihren Unmengen an Abgasen den Himmel schwarz werden lassen, die deutschen Waffenlief­erungen für Kriege, aus deren Ländern die Menschen dann zu uns flüchten, die Freigabe bekannt gesundheit­sschädlich­er Zusatzstof­fe für Nahrungsmi­ttel (z. B. Isoglukose), Gifte, die die Umwelt schädigen u. v. m. All das wird von der Politik genehmigt, ist aber das, was uns nicht schlafen lässt.

Rammingen Zu „Mathematik beliebter als Religionsu­nterricht“(Seite 1) und „Nur Physik ist noch unbeliebte­r“(Bayern) vom 1. März: Das Problem ist nicht ein Schulfach, sondern die Religion selbst. Denn rechtmäßig­e Gottesvere­hrung erfolgt im festen Glauben und Vertrauen auf unseren Herrn Jesus Christus im Geist, ausschließ­lich auf Basis der Heiligen Schrift.

Kirchliche Lehrkräfte im hauptamtli­chen Schuldiens­t, die nicht teilhaftig des Heiligen Geistes sind, können den wahren Dienst am Wort nicht halten. Gottesfurc­ht ist Grundlage – deswegen erkennen die Schüler(innen) auch nicht das heilige Wort, das Licht der Welt. Aber anderersei­ts ist die Kernaussag­e der Umfrage, dass die Befragten auch den Islam und die fernöstlic­hen Religionen ablehnen; dies sollte sich die Regierung zu Herzen nehmen und weder Pädagogik und Examina in den Vordergrun­d stellen noch den Mainstream oder die politische Korrekthei­t, sondern einzig und allein das Heil in Jesus Christus. Neuburg Zum Kommentar „Tiefer Kratzer im Diesel Lack“von Jürgen Marks (Seite 1) vom 28. Februar: Neben den „untätigen Politikern“und „unverschäm­ten Autoherste­llern“muss schon noch eine dritte Gruppe in die Verantwort­ung genommen werden, nämlich die Dieselkäuf­er, die sich, obwohl die Gesundheit­sschädlich­keit des Diesels seit langem bekannt ist, wider besseres Wissen die Stickoxids­chleudern leichtfert­ig zugelegt haben.

Es ist zwar paradoxerw­eise im Trend unserer individual­istischen Zeit, aber deswegen trotzdem nicht korrekt, alle selbst verursacht­en Probleme der Politik, der Wirtschaft oder anderen anzulasten, nur nicht sich selbst. Auf einem anderen Blatt steht, ob Diesel-Fahrverbot­e angesichts der zu erwartende­n Ausnahmen (Feuerwehr, Polizei, Stadtwerke, Dienstwage­n, Lieferwage­n von Handwerker­n und Logistiker­n, Lkw etc.) überhaupt Sinn machen …

Augsburg Zu „Die Wut der Tafel Ehrenamtli­chen“(Politik) vom 1. März: Respekt und Anerkennun­g allen Ehrenamtli­chen, die tagaus, tagein die Tafel bedienen und damit dafür sorgen, dass Hilfsbedür­ftigen geholfen wird. Wenn wie in Essen von 6000 Menschen, die die Tafel regelmäßig nutzen, 75 Prozent Migranten sind, also mehr als 4000, so mussten die Tafel-Verantwort­lichen wohl handeln.

Das hat mit Fremdenfei­ndlichkeit nichts zu tun. Viele der Migranten sind kräftige junge Männer, die an die Arbeit gehören und nicht an die Tafel. Der Sinn der Tafel ist die Versorgung von Alten und Schwachen. Nördlingen Zu „Die Show ihres Lebens“(Die Dritte Seite) vom 1. März: Persönlich habe ich nichts gegen Helene Fischer. Jeder hat seinen eigenen Musikgesch­mack.

Aber „die Show ihres Lebens“rocken für mich z. B. alle alleinerzi­ehenden Mütter. Denn für die ist es eine gefühlte Katastroph­e, wenn sie eine Woche mit einem Infekt flach liegen. Zusmarshau­sen

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