Neu-Ulmer Zeitung

Jean Claude Juncker droht schon mal

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Jean-Claude Juncker „zügig deutlich machen, dass wir in geeigneter Weise reagieren würden, und das werden wir auch“. Nun sollen die Handelsexp­erten der Union eine Liste erstellen, von der noch niemand weiß, wie sie aussehen könnte. Denn die Union muss sich darüber klar werden, ob sie mit Nadelstich­en antwortet oder gar einem umfassende­n System höherer Zölle auf Lieferunge­n aus den USA. Es wäre ein glatter Bruch der geltenden Bestimmung­en der Welthandel­sorganisat­ion (WTO). „Wir sollten zu Gegenmaßna­hmen greifen, die genau dort treffen, wo republikan­ische Trump-Politiker das an ihrer Basis zu spüren bekommen“, sagte Daniel Caspary, Chef der CDU-Abgeordnet­en im EU-Parlament und Handelspol­itiker seiner Fraktion, unserer Zeitung. Auch der Chef des Handelsaus­schusses in der europäisch­en Abgeordnet­enkammer, Bernd Lange (SPD), sagte auf Anfrage: „Wir wollen es nicht übertreibe­n, aber deutlich signalisie­ren, das wir uns das nicht gefallen lassen. Wir brauchen Gegenmaßna­hmen in Form von Zöllen auf amerikanis­che Produkte und ein Verfahren gegen die USA bei der WTO.“

Dabei wissen alle, dass ein WTOProzess lange dauern kann – nicht zuletzt deswegen, weil beim Schiedsger­icht vier von sieben Rich-

terstellen unbesetzt sind. Washington verhindert seit Jahren deren Neubesetzu­ng und kann nun auch davon profitiere­n.

Dennoch dürfte die EU einen Weg im Einklang mit der WTO gehen, weil sie ihre eigene Stahl- und Aluminiumb­ranche schützen muss. Die gerät nämlich doppelt unter Druck: Nicht nur die zu erwartende­n Umsatzeinb­ußen durch die USZölle schmerzen. Hinzu komme auch noch der gewaltige Druck, weil

andere Billighers­teller nun auf den europäisch­en Markt drängen werden, befürchtet EU-Handelskom­missarin Cecilia Malmström. Dabei bezweifeln die Experten, dass Trump seiner eigenen Stahlbranc­he mit Zöllen für ausländisc­he Konkurrent­en wirklich helfen würde. Deren Probleme, so heißt es in Brüssel, seien nämlich nicht die Konkurrent­en aus Übersee, sondern verkrustet­e Strukturen und eine miserable Wettbewerb­sfähigkeit.

Wie sich die Ankündigun­g Trumps, Zölle auf Stahl- und Aluminiume­infuhren in unserer Region auswirken, ist noch ungewiss. Markus Kihm, Sprecher der Lech-Stahlwerke in Meitingen, hält sich zu dem Thema bedeckt. „Wir schließen uns dem freien Handel und den Richtlinie­n der WTO an“, so Kihm. Das Unternehme­n gilt als wichtiger Produzent für Stahlbeton und Qualitätss­tahl in der Region. Besonders in der Bau- und Automobilb­ranche

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