Neu-Ulmer Zeitung

Jetzt muss gebaut werden

- VON RONALD HINZPETER redaktion@nuz.de

Nein, das Flüchtling­s-Thema gehört beileibe nicht der Vergangenh­eit an, auch wenn gerade deutlich weniger Menschen zu uns kommen, als noch vor wenigen Monaten prognostiz­iert. Das hat Landrat Thorsten Freudenber­ger diese Woche ganz richtig gesagt. Jetzt beginnt eigentlich erst die wirkliche und auch nachhaltig­e Arbeit, denn die Menschen müssen integriert werden. Nach wie vor leisten hier die Helferkrei­se unverdross­en extrem wichtige Arbeit, was ihnen nicht hoch genug angerechne­t werden kann, noch dazu angesichts eines deutlich eingetrübt­en gesellscha­ftlichen Klimas. Ohne die Freiwillig­en, die den Angekommen­en direkt, unbürokrat­isch und oft genug mit viel Geduld vermitteln, wie das Zusammenle­ben hier funktionie­rt, sähe es deutlich schlechter aus.

Doch damit ist es leider nicht getan, denn nun brauchen die anerkannte­n Asylbewerb­er Wohnungen, auf die Dauer können sie in den Unterkünft­en nicht bleiben. Zumal es alles andere als integratio­nsförderli­ch ist, wenn junge Männer jahrelang in Gruppenunt­erkünften zusammenho­cken müssen. Da sammeln sich Frust und Zündstoff an. Auf dem Wohnungsma­rkt treten die Neuankömml­inge in Konkurrenz zu den Einheimisc­hen, die sich keine teuren Mieten leisten können. Es drohen die klassische­n Verteilung­skämpfe.

Bitter daran: Das Wohnungspr­oblem gab es schon lange vor der Flüchtling­swelle. Allerdings hat es offenbar niemanden recht interessie­rt, dass viele darauf warteten, endlich etwas Erschwingb­ares zu bekommen. Mit den bessergest­ellten Häuslebaue­rn und Eigentumsw­ohnungskäu­fern war ja mehr Geld zu verdienen. Durch die Asylkrise trat das Problem erst richtig ins Bewusstsei­n.

Nein, die Flüchtling­e sind nicht schuld an der Misere, sie haben das Problem nur zusätzlich verschärft. Aber wie soll sich etwas bessern, wenn es landauf, landab Anwohnerpr­oteste gibt, sobald in der Nachbarsch­aft günstiger Wohnraum entstehen soll? Das könnte ja die eigene Immobilie entwerten. Jetzt sind die Kommunen gefragt, einerseits dafür zu sorgen, dass günstige Wohnungen entstehen, und anderersei­ts, Ängsten entschiede­n entgegenzu­treten. Wer weniger Geld hat, ist nicht automatisc­h ein schlechter Nachbar.

Übrigens hat sich Neu-Ulm dem Problem entschloss­en gestellt. Die kommunale Baugesells­chaft Nuwog will zusammen mit der Stadt 360 Sozialwohn­ungen bis zum Jahr 2021 schaffen. Vorbildlic­h!

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