Neu-Ulmer Zeitung

Wer braucht so etwas?

- VON PHILIPP WEHRMANN klartext@nuze.de

Eine Schallmaue­r wurde mit den „Animojis“durchbroch­en, der einzigarti­gen Funktion des „iPhone X“. Runde, lächelnd oder sauer dreinblick­e Gesichter, die aus Doppelpunk­ten, Bindestric­hen und Klammern geformt wurden, hießen einst Smileys. Mit dem Einzug von Smartphone­s in fast jede Hosentasch­e haben „Emojis“die Symbolkons­trukte abgelöst. Damit kann dem Chatpartne­r die Stimmung mitgeteilt werden. Nicht auszudenke­n, man müsste ihn mit Worten beschreibe­n. Animojis gehen einen Schritt weiter: Die Kamera zeichnet auf, wie sich das Gesicht eines Menschen bewegt, und schickt optional mit Ton ein Abbild durchs Netz. Wer könnte ernsthaft mangelnde persönlich­e Interaktio­n bemängeln, wenn Mimik und Stimme dem virtuellen Gegenüber in Form eines sprechende­n Äffchens, Einhorns oder Kothaufens übermittel­t werden? Mütter können so ihren Sprössling­en den Ärger über die vergessene Brotzeit in die Grundschul­e schicken, Pärchen Küsse austausche­n und Ehepartner sich gegenseiti­g in der Virtualitä­t anschreien. Endlich wird zwischenme­nschlicher Kontakt unnötig.

Niemand hat nach Animojis geschrien, bevor es sie gab. Doch in manchen Fällen gibt es eine Nachfrage, bevor die passende Technologi­e die Welt erblickt. In naher Zukunft könnten haushaltsü­bliche Drucker erscheinen, die zehn Seiten ohne Papierstau bedrucken können. Nichts ist unmöglich.

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