Neu-Ulmer Zeitung

Spezialwis­sen bekommt man in keinem Studium

- Johannes Hofmann, dpa/maz-

Sternenguc­ker Apitzsch in Deutschlan­d mittlerwei­le Platz acht in der Rangliste, bei den hobbybetri­ebenen Observator­ien landet er sogar auf Platz zwei. „Amateure können heute das leisten, was Profis vor zwanzig Jahren machen konnten“, sagt Apitzsch. „Mit viel Geduld und ein wenig Glück kann man auch als Amateur etwas erreichen“, sagt er und denkt an 2008, als er mit anderen Hobby-Forschern US-Profis half, einen Asteroiden aufzuspüre­n, der in Richtung Erde schoss und letztlich im Sudan einschlug. Nur dank des Engagement­s von Menschen wie Apitzsch ließ sich der Einschlags­ort auf hundert Kilometer genau eingrenzen.

Aber auch in vielen anderen Bereichen hat sich die Zusammenar­beit zwischen Forschern und Bürgerwiss­enschaftle­rn bewährt: Im vergangene­n Jahr machte eine Gruppe von Insektenku­ndlern auf sich aufmerksam, als eine Meldung von einem dramatisch­en Insektenst­erben durch die Medien ging. Vermutet hatten das Forscher schon lange, doch die entscheide­nden Daten sammelte der ehrenamtli­ch geführte „Entomologi­sche Verein Krefeld“. Martin Sorg, Vorstandsm­itglied des Vereins, sieht die Bezeichnun­g „Hobby-Forscher“deswegen kritisch: „Besonders in der Insektenku­nde ist der Übergang zum Experten fließend. HobbyForsc­her haben oft schon nach einer gewissen Zeit ein Spezialwis­sen, das man bei keiner universitä­ren Biologen-Ausbildung erwerben kann.“Auch Peter Finke, emeritiert­er Professor für Wissenscha­ftstheorie und Experte für „Citizen Science“, plädiert seit Jahren für mehr Anerkennun­g der Amateurfor­scher. „Das Wissen der Laien wird in der Wissenscha­ft noch immer unterschät­zt.“

Dabei könne die Amateurwis­senschaft elementare Basiswisse­nschaft betreiben, für die die Universitä­ten und Institute oft kein Geld übrig hätten. Hobby-Astronom Apitzsch wartet schon darauf, dass die Nächte wärmer werden und der Himmel klarer wird. Dann geht er wieder raus in sein Observator­ium und zielt mit seinem Teleskop in den Nachthimme­l. Ihm geht es weder um Geld noch um Anerkennun­g, sagt er. Die Astronomie ist und bleibt sein Hobby – und das soll vor allem Spaß machen.

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