Spitze an der Mittelschule
Bei einem bayernweiten Pilotprojekt werden Jugendliche der oft verrufenen Schulart gezielt in ihren Talenten gefördert. Am Ende sollen alle Schüler profitieren
Konzentriert beugen sich die Schüler über kleine Stücke aus Holz. Sie feilen an einer Kante, notieren ihre Ergebnisse auf einem Blatt. Zwischendurch gehen einzelne Jugendliche an einen Tisch, auf dem Löt-Werkzeuge aufgebaut sind. Die Achtklässler der Mittelschule Senden (Landkreis Neu-Ulm) arbeiten an einem ungewöhnlichen Projekt: Sie bauen einen maßgeschneiderten Schrank für den Musiksaal, in den auch große Instrumente hineinpassen sollen. Ein gekauftes Möbelstück könnte sich die Schule auf absehbare Zeit nicht leisten. Und normalerweise hätten die Jugendlichen für so ein aufwendiges Vorhaben laut Lehrplan auch keine Zeit – doch sie besuchen keinen normalen Werkunterricht.
Die Sendener Werner-ZieglerMittelschule macht beim Projekt Taff (Talente finden und fördern) mit, das die Stiftung Bildungspakt Bayern im Schuljahr 2015/16 initiiert hat. Das Modell läuft vier Jahre. Momentan befindet sich Taff in der Halbzeit. Wenn die Testphase vorbei ist und alles evaluiert wurde, sollen die Ergebnisse in einer Art Anleitung für den Schulalltag zusammengefasst werden. Das Ziel ist, die Erfahrungen von Schulen wie in Senden in alle Mittelschulen in Bayern zu integrieren.
Die Verantwortlichen wollen für die Mittelschule und ihre Absolventen etwas tun, sagt Ralf Kaulfuß von der Stiftung Bildungspakt Bayern. Die Kinder sollen nach ihrem Abschluss der Schule positiv in den Berufsalltag starten – mit dem Wissen, in mindestens einer Sache talentiert zu sein.
Der Achtklässler Fabian wollte eigentlich Kfz-Mechaniker werden, „aber jetzt werde ich vielleicht Schreiner, weil mir die Arbeit mit dem Holz viel Spaß macht“, sagt er. Lehrer Mario Braun hat die Kinder eine Studie des Bayerischen Lehrerund Lehrerinnenverbands (BLLV). Dort bezeichnen 71 Prozent der befragten Lehrer den Begriff der „Restschule“als zutreffend für die Stellung der Mittelschule im bayerischen Schulsystem. Der BLLV forderte nach der im Jahr 2015 publizierten Studie mehr Aufmerksamkeit für Mittelschulen. Taff ist ein erster Schritt dorthin.
In Senden funktioniert der Gedanke, Talente von Schülern zu finden und dann zu fördern. Das liegt an der Begeisterungsfähigkeit der Schüler – aber zum großen Teil auch an den engagierten Lehrern, wie Schulleiterin Birgit Plechinger sagt. Neben dem Handwerk hat sich die Sendener Schule Soziales und Mathematik als Test-Projekte für Taff ausgesucht.
Wie echte Integration geht, erleben die Mittelschüler in einer Arbeitsgruppe mit Kindern der Lebenshilfe. Die Schülerinnen Vanessa und Emilia können nun einschätzen, ob ihnen ein sozialer Beruf liegt. So liebevoll, wie Vanessa von den Kindern der Lebenshilfe spricht, tut er das. „Ich mag sie und ich weiß, dass sie was können.“
Gerade vor Mathe hätten viele Angst, weiß Schulleiterin Plechinger. Sie möchte die Kinder deswegen mit Spaß dafür begeistern. Zum Beispiel hat die Schule ein Casting organisiert: Einmal pro Woche wurden die Schüler mit einer Knobelaufgabe herausgefordert. Diejenigen, die sich dafür interessieren, treffen sich nun jede Woche zum Knobelkurs. Er besteht aus Schülern aller Jahrgangsstufen.
Kaulfuß hat sich die Fortschritte in Senden inzwischen angesehen – ebenso wie Vertreter des Kultusministeriums. Er kann sich nach eigenen Angaben „kein besseres Konzept vorstellen“. Für die Schüler sei es mit das Wichtigste, sagen zu können, „da ist jemand an mir und meinen Fähigkeiten interessiert“. Jetzt gelte es, mehr solcher Situationen zu schaffen – und zwar nicht nur im Landkreis Neu-Ulm.
Alois Mannichl, bisher Leiter der Verbrechensbekämpfung beim Polizeipräsidium Niederbayern, soll einem Medienbericht zufolge die neue bayerische Grenzpolizei aufbauen. Das berichtete die Passauer Neue Presse unter Berufung auf Sicherheitskreise. Die Gründung einer bayerischen Grenzpolizei hatte der designierte bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) angestoßen.
Mannichl war bundesweit bekannt geworden, als er 2008 vor seinem Haus niedergestochen worden war. Zuvor war er hart gegen die rechte Szene vorgegangen und hatte sich dort viele Feinde gemacht. Der Täter der Attacke auf Mannichl ist bis heute unbekannt.
Der Sitz der Direktion der neuen Grenzpolizei, die mit 500 Polizeibeamten und 160 Fahrzeugen ausgestattet werden soll, werde in Passau sein, hatte Söder in einem Interview der Zeitung angekündigt. Von dort aus sollen dann die Einsätze des neuen Polizeiverbandes zentral gesteuert werden. Einsatzfähig wird die neue Grenzpolizei laut Söder bis spätestens Herbst sein. Dann soll sie parallel zur Bundespolizei – die weiter für die hoheitliche Grenzsicherung des Bundesgebietes verantwortlich ist – die Grenzen überwachen.
Natascha Kohnen, die Landesvorsitzende der BayernSPD, ist Spitzenkandidatin der Oberbayern-SPD bei der Landtagswahl. Die 50-Jährige aus dem Wahlkreis MünchenLand-Süd wurde bei der Wahlkreiskonferenz in Penzberg am Wochenende mit 95 Prozent der Stimmen gewählt. Auf Platz zwei folgt der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Markus Rinderspacher (München-Ramersdorf) vor der sozialpolitischen Sprecherin der Fraktion, Doris Rauscher (Ebersberg), und dem Bezirksvorsitzenden der Oberbayern-SPD, Florian Ritter (München-Pasing). (ak)