Wie pflanzliche Kost die Gelenke unterstützt
Kann mit einer vegetarischen oder veganen Ernährung das Risiko für Krebs gesenkt werden? Was ist von Superfood zu halten? Die Ärzte Irene Epple-Waigel und Udo Böhm helfen mit einem neuen Ratgeber
Frau Dr. Epple-Waigel, Sie erklären in Ihrem neuen Buch „Vegetarisch oder vegan – aber richtig!“, dass Sie aufgrund Ihrer schweren Kniegelenkarthrose aufhörten, Fleisch zu essen. Gibt es Studien, dass Gelenkerkrankungen durch eine überwiegend pflanzliche Kost aufgehalten oder gar geheilt werden können?
Ja, dafür gibt es viele Belege. Eine fleischbetonte Kost heizt Entzündungsprozesse im Körper an. Dagegen kann ich mit bestimmten Mikronährstoffen sehr gut die Gelenke unterstützen. Welche Mikronährstoffe sind das?
Ich brauche zum einen die Substanzen, die der Knorpel enthält. Das sind beispielsweise Glucosamin und Kieselsäure. Letzteres kann ich gut durch Braunhirse zufügen. Das ist aber nur der eine Part. Wichtig ist ja auch, gegen die Entzündungen vorzugehen, und hier habe ich für mich einen wunderbaren Entzündungs-Cocktail entdeckt, mein pflanzliches Kortison schlechthin: Ich nehme regelmäßig Kurkuma, Weihrauch in Form von Kapseln und Omega-3-Fettsäuren in Form von Mikroalgenöl zu mir. Aber auch Gewürze wie Zimt, Pfeffer, Koriander und Kräuter haben hier sehr positive Effekte. Und Ingwer und Chili helfen.
Und dann gibt es die anti-entzündliche Salatsoße.
Das müssen Sie erklären.
Olivenöl. Wir empfehlen ja, mehrere Öle zu verwenden, wie zum Beispiel Olivenöl, Hanföl und Rapsöl, um neben den Omega-3-Fettsäuren auch möglichst viele andere gesundheitsdienliche es nicht richtig macht. Wichtig ist, vor allem darauf zu achten, alle Mikronährstoffe in ausreichendem Maße zu sich zu nehmen, also Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente. Zu welcher Ernährung raten Sie nun?
Wir raten vor allem davon ab, sich von Zivilisationskost zu ernähren, also von stark verarbeiteten Lebensmitteln. Wir empfehlen eine überwiegend pflanzliche Kost, deren Lebensmittel nach Möglichkeit regional, saisonal und frisch sind. Vollwertig und abwechslungsreich sollte die Ernährung sein. Wenig Zucker, dafür aber gute Fette sollte die Nahrung enthalten.
Vegan ist sehr angesagt. Wenn ich Ihr Buch richtig verstehe, ist diese Ernährungsweise vor allem sinnvoll aus ethisch-moralischen Gründen, nicht aus medizinischen?
Genau. Bei mir sind es, wie ich im Buch ja auch erkläre, ethisch-moralische Gründe, die mich dazu bewogen haben, auf Fleisch zu verzichten. Ich kann die Bilder und Berichte von Schlachthöfen, Massentierhaltung und Tiertransporten nicht mehr ertragen. Ich will so wenig wie möglich mitverantwortlich für das Leid unserer Mitgeschöpfe sein. Ginge es nach mir, sollten die Tiere artgerecht le- und eines natürlichen Todes sterben dürfen. Auf was müssen Veganer achten?
Man muss auf ein ausgeglichenes Verhältnis aller Nährstoffe achten. Man braucht beispielsweise, wenn man gar kein Fleisch isst, hochwertige pflanzliche Proteinquellen. Hier sind an erster Stelle Hülsenfrüchte zu nennen, aber auch Nüsse. Soja eher in Maßen. Aber auch Vitamine, Spurenelemente und die ungesättigten Fettsäuren sind elementar. Zentral ist das Vitamin B12 – das muss ich ergänzen. Um sicher zu sein, mich als Veganer ausgewogen zu ernähren, empfehlen wir regelmäßige Laborkontrollen.
Wie gefährlich ist ein veganer Ernährungsstil für Kinder?
Die Gefahr sind Nährstoffmängel, die zu bleibenden Schäden während der kindlichen Entwicklung führen können. Wer eine vegane Ernährung für seine Kinder will, sollte das unbedingt unter ärztlicher Aufsicht tun, da man sich wirklich sehr gut auskennen muss.
Wichtig ist aber schon die Ernährung der Mutter. Sie ist entscheidend für die Entwicklung des Kindes. So kann es bei Müttern, die sich schlecht vegan ernähren, zu schweman ren Schäden bei den Kindern kommen. Es wächst ja auch das Angebot an veganen Fertigprodukten. Wie beurteilen Sie die?
Die braucht es gar nicht. Das ist Zivilisationskost.
Aber nicht alle haben Zeit zum Kochen.
Wenn ich ein Fertigprodukt erhitze, brauche ich fünf Minuten. Wenn ich eine frische Geben müse-Pfanne zubereite – die Hülsenfrüchte beispielsweise kann ich gut vorbereiten –, brauche ich vielleicht zehn Minuten. Das muss mir meine Gesundheit doch wert sein.
Und einen Schweinsbraten zuzubereiten, braucht wesentlich länger als ein frisches Gemüse aus dem Wok. Habe ich wirklich wenig oder gar keine Zeit, dann kaufe ich eben Tiefkühlgemüse. Sie halten, wie Sie in Ihrem Buch schreiben, auch nichts von Superfood.
Weil wir in der Region so viele Früchte und Pflanzen haben, die enorme Wirkung haben, aber vielleicht nicht so chic klingen.
Dabei hat sich längst gezeigt, dass wir zum Beispiel das Getreide Quinoa, das sehr angesagt ist, gar nicht so gut vertragen, weil unser Organismus eben gar nicht darauf eingestellt ist. Doch beim Superfood wird immer wieder ein neues Produkt angepriesen und viele fallen drauf rein.
Nennen Sie doch Beispiele für regionales Powerfood, wie Sie es in Ihrem Buch bezeichnen.
Für die exotischen Gojibeeren kann ich beispielsweise Heidelbeeren nehmen oder Schwarze Johannisbeeren. Aber auch die Berberitze enthält viel Vitamin C. Und für Chia-Samen nehme ich Hanf- oder Leinsamen.
Manche könnten mit Blick auf Makround Mikronährstoffe schon den Eindruck bekommen, dass eine gesunde Ernährung ziemlich kompliziert ist.
Ist sie aber nicht. Man kann sich auch ganz einfach an den fünf