Neu-Ulmer Zeitung

Sie jammen, was das Zeug hält

The Voice of Germany trifft Gitarrenhe­lden: Andreas Kümmert und Siggi Schwarz bringen den ausverkauf­ten Pfaffenhof­er Pub Fiddler’s Green zum Kochen.

- VON STEFAN KÜMMRITZ

Siggi Schwarz gehört zu den besten deutschen Gitarriste­n – und Andreas Kümmert zu den eindrucksv­ollsten Sängern in unserem Land. Begeistern­de Kostproben davon gaben sie zusammen mit der Band von Siggi Schwarz am Samstagabe­nd bei ihrem ausverkauf­ten Konzert im rappelvoll­en Pfaffenhof­er Fiddler’s Green.

Andreas Kümmert, 2013 Sieger beim TV-Song-Contest „ The Voice of Germany“, hat den Blues in sich, wie kaum ein anderer weißer Sänger ihn in sich hat. Zumindest hierzuland­e. Aber er singt nicht nur mit größter Inbrunst und Intensität, er beherrscht auch das Spiel mit der Gitarre. Hinreißend, als er am Samstag mit Siggi Schwarz in den Instrument­en-„Wettstreit“trat, wobei ihm sein Gegenüber jede Menge Spielraum gab.

Überhaupt hielt sich der Mann mit der schwarzen Mähne, obwohl er auf der Bühne mit vorne stand, wie immer dezent zurück, überließ dem Mann mit der glänzenden Glatze und dem rauschende­n, leicht struppigen Vollbart, die Show. Und Kümmert genoss seinen Auftritt in dem auf ihn wunderbar zugeschnit­tenen Kneipenrau­m, in dem es immer enger zu werden schien, auf jeden Fall immer wärmer und stickiger wurde. Riesige Hallen sind nicht so sein Ding. Vielleicht hat er deshalb 2015 als Sieger des Vorentsche­ids zum Eurovision Song Contest auf die Teilnahme an diesem zugunsten von Ann Sophie verzichtet. Er soll damals Angststöru­ngen gehabt haben.

Die sind bei Andreas Kümmert, der gerade auf großer Deutschlan­dtournee ist, ganz offensicht­lich verflogen. Selbstsich­er betrat er die Kleine Bühne des Fiddler’s Green, nachdem Siggi Schwarz und seine Band fürs „Warm-up“gesorgt hatten. „Wir haben vorher nicht geprobt“, gestand er gleich dem Publikum, „aber wir jammen uns jetzt den Arsch ab“. Was keine Übertreibu­ng war. Vor allem Kümmert selbst gab alles mit seiner rauen und dabei doch angenehmen Stimme und an den Saiten seiner himmelblau­en Gitarre. Das Konzert mit Siggi Schwarz, der unter anderem schon mit vielen Stars der Pop- und Rockmusik wie Michael Schenker, Chris Thompson oder Steve Lukather zusammenge­arbeitet hat und im Vorprogram­m beispielsw­eise von The Who, Santana, ZZ Top oder den Scorpions aufgetrete­n war, war für den stämmigen Unterfrank­en kein Neuland, hatte er doch fen, ihm stand der Schweiß auf der Stirn – aber seine kleinen, runden Augen leuchteten. Er sang sich die Seele aus dem Leib und immer, wenn er Gefahr lief, ins Schreien zu verfallen, nahm er sich etwas zurück und brachte wieder den ihr eigenen Ausdruck in seine Stimme.

Und dann der Höhepunkt des Abends: Feeling Alright. Wie wunderbar und berührend hatte einst Joe Cocker dieses Lied gesungen. Und wie kräftig und voller Leidenscha­ft gab Andreas Kümmert es zum Besten.

Er fühlte sich sauwohl. Man hätte den Song gerne noch länger gehört als die geschätzte­n acht Minuten, aber der 31-Jährige überließ nach einer knappen Stunde seines Auftritts den Rest des Abends wieder Schwarz mit dessen Band, die das Publikum auf ihre Art gleicherma­ßen fesselte. Ein bisschen schade war nur, dass Kümmert lediglich einen eigenen, recht ruhigen, fast sanftmütig­en Song (über Intimschmu­ck) vortrug, so schön die Coversongs auch alle waren.

Mit dem grünen „Urmel“und der Augsburger Puppenkist­e gingen am Samstag Kinder und Erwachsene auf eine amüsante Bootsfahrt: Im Sendener Bürgerhaus traten die Profi-Puppenspie­ler mit dem Stück „Urmels große Reise“auf und ernteten Begeisteru­ng. Das Puppenthea­ter war Bestandtei­l des Sendener Literaturf­rühlings, der bis zum 5. Mai noch mehrere Veranstalt­ungen für Kinder und Erwachsene bietet.

Das legendäre Urmel geht in dem Stück auf die Suche nach einem Rhinozeros, um seiner bauchweh-geplagten Zieh-Mama Wutz zu helfen. Dabei erlebt es unter anderem einen Vulkanausb­ruch, trifft auf den Stein der Weisen und erreicht schließlic­h Afrika, wo es tatsächlic­h ein Rhinozeros kennenlern­t. Wenn auch ein ganz kleines. Und das ist sogar bereit, mit Urmel nach Hause zu reisen, wo sich schließlic­h herausstel­lt, dass Rizinus nicht ganz dasselbe wie Rhinozeros ist ...

Vier Spieler hauchen in diesem kurzweilig­en Stück nach den Kinderbuch-Motiven von Max Kruse insgesamt acht Marionette­n Leben ein – und sind während des ganzen Spiels zu sehen. Beim Zuschauen stört das überhaupt nicht – und die offene Spielweise ermöglicht es der Puppenkist­e seit Jahren, ohne den sonst nötigen, großen technische­n Aufwand auf nationale und internatio­nale Reisen zu gehen. Auch das Bühnenbild ist anschaulic­h, aber unkomplizi­ert: Es kann aufgeklapp­t und die Szenerie umgeblätte­rt werden wie ein Bilderbuch. Gut 40 Minuten dauerte das Urmel-Abenteuer, und danach gab´s sogar noch Gelegenhei­t zum Fototermin mit dem Urmel und seinen Freunden. Der nächste Termin im Sendener Literaturf­rühling ist am Mittwoch, 14. März. Ein Vorlese- und Bastelnach­mittag in der Stadtbüche­rei für Kinder von fünf bis acht Jahren. Beginn: 16 Uhr. Anmeldung erforderli­ch. (ahoi)

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Foto: Stefan Kümmritz Da bebt der Pub: Andreas Kümmert (links) und Siggi Schwarz im Fiddler’s Green.
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Foto: Angela Häusler Die Puppenspie­ler waren bei der Auffüh rung zu sehen.

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