Sie jammen, was das Zeug hält
The Voice of Germany trifft Gitarrenhelden: Andreas Kümmert und Siggi Schwarz bringen den ausverkauften Pfaffenhofer Pub Fiddler’s Green zum Kochen.
Siggi Schwarz gehört zu den besten deutschen Gitarristen – und Andreas Kümmert zu den eindrucksvollsten Sängern in unserem Land. Begeisternde Kostproben davon gaben sie zusammen mit der Band von Siggi Schwarz am Samstagabend bei ihrem ausverkauften Konzert im rappelvollen Pfaffenhofer Fiddler’s Green.
Andreas Kümmert, 2013 Sieger beim TV-Song-Contest „ The Voice of Germany“, hat den Blues in sich, wie kaum ein anderer weißer Sänger ihn in sich hat. Zumindest hierzulande. Aber er singt nicht nur mit größter Inbrunst und Intensität, er beherrscht auch das Spiel mit der Gitarre. Hinreißend, als er am Samstag mit Siggi Schwarz in den Instrumenten-„Wettstreit“trat, wobei ihm sein Gegenüber jede Menge Spielraum gab.
Überhaupt hielt sich der Mann mit der schwarzen Mähne, obwohl er auf der Bühne mit vorne stand, wie immer dezent zurück, überließ dem Mann mit der glänzenden Glatze und dem rauschenden, leicht struppigen Vollbart, die Show. Und Kümmert genoss seinen Auftritt in dem auf ihn wunderbar zugeschnittenen Kneipenraum, in dem es immer enger zu werden schien, auf jeden Fall immer wärmer und stickiger wurde. Riesige Hallen sind nicht so sein Ding. Vielleicht hat er deshalb 2015 als Sieger des Vorentscheids zum Eurovision Song Contest auf die Teilnahme an diesem zugunsten von Ann Sophie verzichtet. Er soll damals Angststörungen gehabt haben.
Die sind bei Andreas Kümmert, der gerade auf großer Deutschlandtournee ist, ganz offensichtlich verflogen. Selbstsicher betrat er die Kleine Bühne des Fiddler’s Green, nachdem Siggi Schwarz und seine Band fürs „Warm-up“gesorgt hatten. „Wir haben vorher nicht geprobt“, gestand er gleich dem Publikum, „aber wir jammen uns jetzt den Arsch ab“. Was keine Übertreibung war. Vor allem Kümmert selbst gab alles mit seiner rauen und dabei doch angenehmen Stimme und an den Saiten seiner himmelblauen Gitarre. Das Konzert mit Siggi Schwarz, der unter anderem schon mit vielen Stars der Pop- und Rockmusik wie Michael Schenker, Chris Thompson oder Steve Lukather zusammengearbeitet hat und im Vorprogramm beispielsweise von The Who, Santana, ZZ Top oder den Scorpions aufgetreten war, war für den stämmigen Unterfranken kein Neuland, hatte er doch fen, ihm stand der Schweiß auf der Stirn – aber seine kleinen, runden Augen leuchteten. Er sang sich die Seele aus dem Leib und immer, wenn er Gefahr lief, ins Schreien zu verfallen, nahm er sich etwas zurück und brachte wieder den ihr eigenen Ausdruck in seine Stimme.
Und dann der Höhepunkt des Abends: Feeling Alright. Wie wunderbar und berührend hatte einst Joe Cocker dieses Lied gesungen. Und wie kräftig und voller Leidenschaft gab Andreas Kümmert es zum Besten.
Er fühlte sich sauwohl. Man hätte den Song gerne noch länger gehört als die geschätzten acht Minuten, aber der 31-Jährige überließ nach einer knappen Stunde seines Auftritts den Rest des Abends wieder Schwarz mit dessen Band, die das Publikum auf ihre Art gleichermaßen fesselte. Ein bisschen schade war nur, dass Kümmert lediglich einen eigenen, recht ruhigen, fast sanftmütigen Song (über Intimschmuck) vortrug, so schön die Coversongs auch alle waren.
Mit dem grünen „Urmel“und der Augsburger Puppenkiste gingen am Samstag Kinder und Erwachsene auf eine amüsante Bootsfahrt: Im Sendener Bürgerhaus traten die Profi-Puppenspieler mit dem Stück „Urmels große Reise“auf und ernteten Begeisterung. Das Puppentheater war Bestandteil des Sendener Literaturfrühlings, der bis zum 5. Mai noch mehrere Veranstaltungen für Kinder und Erwachsene bietet.
Das legendäre Urmel geht in dem Stück auf die Suche nach einem Rhinozeros, um seiner bauchweh-geplagten Zieh-Mama Wutz zu helfen. Dabei erlebt es unter anderem einen Vulkanausbruch, trifft auf den Stein der Weisen und erreicht schließlich Afrika, wo es tatsächlich ein Rhinozeros kennenlernt. Wenn auch ein ganz kleines. Und das ist sogar bereit, mit Urmel nach Hause zu reisen, wo sich schließlich herausstellt, dass Rizinus nicht ganz dasselbe wie Rhinozeros ist ...
Vier Spieler hauchen in diesem kurzweiligen Stück nach den Kinderbuch-Motiven von Max Kruse insgesamt acht Marionetten Leben ein – und sind während des ganzen Spiels zu sehen. Beim Zuschauen stört das überhaupt nicht – und die offene Spielweise ermöglicht es der Puppenkiste seit Jahren, ohne den sonst nötigen, großen technischen Aufwand auf nationale und internationale Reisen zu gehen. Auch das Bühnenbild ist anschaulich, aber unkompliziert: Es kann aufgeklappt und die Szenerie umgeblättert werden wie ein Bilderbuch. Gut 40 Minuten dauerte das Urmel-Abenteuer, und danach gab´s sogar noch Gelegenheit zum Fototermin mit dem Urmel und seinen Freunden. Der nächste Termin im Sendener Literaturfrühling ist am Mittwoch, 14. März. Ein Vorlese- und Bastelnachmittag in der Stadtbücherei für Kinder von fünf bis acht Jahren. Beginn: 16 Uhr. Anmeldung erforderlich. (ahoi)