Gibt es keinen Nachweis, gibt es auch kein Geld
sagen. Die Recherche gestaltet sich zäh. Die Branche ist verschwiegen. Viele Schrotthändler sagen am Telefon nur, keine Dieselfahrzeuge auf dem Hof zu haben, und legen gleich wieder auf. Diejenigen, die welche haben, wollen nicht mit der Zeitung reden. Nur Ayo Olaletan zeigt sich gesprächsbereit. Stellt sich die Frage: Landen wirklich alle alten Diesel beim Verwerter?
Die großen Autokonzerne haben im vergangenen Sommer im Zuge des Diesel-Skandals Prämien ausgelobt. Wer seinen alten Selbstzünder hergibt und dafür beim Händler ein neues, umweltfreundlicheres Modell kauft, sollte finanziell belohnt werden. Nun erhalten Fahrer je nach Modell und Marke bis zu 10000 Euro für ihr altes Auto. Zunächst sollte die Prämie bis Ende 2017 laufen. Fast alle Konzerne aber haben den Bonus verlängert – Volkswagen und Opel beispielsweise bis Ende März.
Diese Marken verlangen eine Verschrottung. Die Halter müssen sich von einem zertifizierten Autoverwerter bestätigen lassen, dass sie ihren Wagen abgemeldet und verschrottet haben lassen. Gibt es keinen Nachweis, gibt es kein Geld. Die Prämie – das bestätigen sowohl Volkswagen als auch Opel auf Nachfrage unserer Zeitung – fließt im Regelfall von den Herstellern direkt an die Kunden.
Der Handel mit Dieselfahrzeugen ist ja grundsätzlich schwierig geworden. Auf dem Hof von Helmut Spengler, Geschäftsführer von AAC Opel-Sigg und Haas in Augsburg, beispielsweise steht ein schwarzer Opel Corsa, 75 PS, Erstzulassung 2014, neben einem silberfarbenen Opel Astra, 110 PS, ein Jahr älter. „Manchen Kunden merkt man die Kaufzurückhaltung an, der Absatz ist ein wenig zurückgegangen“, sagt Derzeit sind 25 Prozent seines Bestandes Dieselfahrzeuge. Die Verunsicherung unter den Kunden hat auch Auswirkungen auf die Preise. Diese seien in den vergangenen Monaten gesunken, so Spengler. Seine Filialen bedienen überwiegend den Augsburger Markt. Er wisse aber, dass andere Großhändler ihre Dieselfahrzeuge nach Osteuropa verkaufen. „Irgendwo müssen sie ja hin, wenn sie keinen Abnehmer finden.“Trotz der Diesel-Affäre bleibt Spengler ruhig: „Man darf nicht nervös werden, wenn ein Auto mal vier Wochen länger steht als sonst.“Außerdem: „Vielfahrer werden weiterhin Diesel kaufen – schließlich profitieren sie aktuell von vielen Rabatten.“
die Autos lange herumstehen, bevor mit ihnen etwas passiert, kennt auch Schrotthändler Ayo Olaletan. Für ihn ist das ein Problem: „Jeder Stellplatz auf meinem Hof kostet 30 Euro im Monat, viele Wagen stehen über ein Jahr herum. Dadurch ist mit diesen Autos nicht mehr viel verdient.“Es braucht schon Zeit, bis ein Fahrzeug entgegengenommen, erfasst und trockengelegt ist. Im Schnitt kann der 53-Jährige 60 Prozent eines alten Diesels verwerten und weiterverkaufen. Das Wertvollste am Wagen sei der Motor. „Deshalb bringen Autos, die älter als 13 Jahre sind, kaum noch Geld.“Vom schwarzen Alfa Romeo verspricht sich Olaletan 1000 bis 1500 Euro. Sind die Ersatzer. teile einmal ausgebaut, bietet er sie im Internet an. „Hin und wieder kommt auch ein Ersatzteile-Händler“, sagt er und zeigt auf einen Renault, der gerade auf den Hof fährt.
Von der Umweltprämie, sagt der Mann, habe er bislang nur minimal profitiert. Zu umkämpft sei der Markt. „Manchmal kommen Leute zu mir, geben ihren alten Diesel ab und wollen noch Geld dafür. Sie verlangen 1000 Euro und wollen damit doppelt profitieren“, sagt Olaletan. Er gestikuliert wild mit den Armen, seine Stimme wird lauter. Das Geschäft, es ist seit Beginn der Diesel-Affäre noch härter geworden. Der Schrotthändler findet, dass die Stadt und der Staat in die Pflicht genommen werden müssen. Sie müssDass ten Regeln aufstellen, „damit die Leute verstehen, dass sie kein Geld vom Autoverwerter bekommen“.
Bleibt die Frage, wer überhaupt von der Prämie profitiert. Die Umwelt etwa – der Bonus heißt ja „Umweltprämie“? Nur bedingt, sagt der umweltpolitische Sprecher des ADAC, Alexander Kreipl: „Eine strengere Auslegung am Stickoxidausstoß wäre wünschenswert gewesen, da die ersten Euro-6-Diesel nicht unbedingt besser sind als Euro-5-Fahrzeuge. Außerdem wäre eine Koppelung an den Kauf alternativer Antriebsformen wie Erdgasoder Elektrofahrzeuge zielführend gewesen.“Auch der Automobil-Experte Ferdinand Dudenhöffer, Professor an der Universität DuisburgEssen,