Der Fall „Lisa“prägte das Bild von den Russlanddeutschen
fromm dar, erklärt Jilge. „Er wird mit nacktem Oberkörper beim Bärenjagen oder als christlich-orthodoxer Kirchgänger gezeigt.“Putin bediene die konservativen Wertevorstellungen einiger Menschen und stehe in deren Sicht für ein geordnetes Russland. Das müsse aber nicht bedeuten, dass die Mehrheit der Russlanddeutschen die Person Putin toll finden, ihn gar wählen würden und sich kritiklos mit Russlands Politik identifizieren, sagt der Osteuropa-Experte. Nicht wenige hätten Traumatisches in der Sowjetunion erlebt, so der Experte. „Diese Menschen sehen sich ganz selbstverständlich als Deutsche, pflegen Traditionen.“Nur weil sie oft russisch sprächen, sagt Jilge, fühlten sie sich nicht automatisch Russland zugehörig – etwas, das viele Deutsche ohne Migrationshintergrund schwer nachvollziehen könnten.
Aber warum wenden sich so viele Russlanddeutsche bei den Wahlen der AfD zu? Jilge glaubt, dass sie ein Zeichen setzen wollten: „Seht her, ihr anderen Deutschen, wir sind doch auch Deutsche und wir fühlen uns vernachlässigt.“Die Mehrheit habe kein Loyalitätsproblem.
In einer Umfrage fand Jannis Panagiotidis vom Institut für Migrationsforschung in Osnabrück heraus, dass in Deutschland 14 Prozent der Aussiedler angeben, die rechte Partei gewählt zu haben. Damit seien sie nicht weit über dem bundesweiten Durchschnitt, der bei der Umfrage bei zehn Prozent lag. Bei knapp 1,9 Millionen wahlberechtig-