Auch nagelneue Golfschuhe gehören zum Angebot
Menschen, die früher in einem derartigen Projekt landeten, einen Job auf dem ersten, also dem ungeförderten Arbeitsmarkt finden. Die Arbeit im Sozialkaufhaus mit den Langzeitarbeitslosen mache diese eigentlich erfreuliche Tatsache aber nicht einfacher. Denn wer nun von der Agentur für Arbeit einen AGHPlatz zugewiesen bekommt, der habe gleich mehrere Vermittlungshemmnisse, also Gründe, keinen Job zu bekommen. An erster Stelle stehe hier insbesondere die Sprachbarriere. Etwa bei Flüchtlingen aus Syrien. Weitere Hemmnisse sind Krankheiten. Birgitt Wölbing, die Geschäftsführerin der Neuen Arbeit, nutzt den Besuch der Bundestagsabgeordneten um die Bedeutung des Sozialen Arbeitsmarkts zu betonen. Seit Jahren bleibe die Zahl der Langzeitarbeitslosen gleich hoch. Es gebe nun mal eine große Anzahl von Menschen, die in einem an Leistung und Effizienz orientierten Arbeitsmarkt keine Chance hätten. Es sei gut, dass im Koalitionsvertrag von Union und SPD ein mit öffentlichen Mitteln geförderter Arbeitsmarkt geplant sei. Nun müsse er auch umgesetzt werden.
Seit zehn Jahren ist Uwe Sauder Filialleiter des Geschäfts der Neuen Arbeit in der Büchsengasse. In die- Jahrzehnt seiner Tätigkeit gebe es konstant 5000 Kunden mit Kundenkarte. Zum Höhepunkt der Flüchtlingswelle seien es ziemlich plötzlich und spürbar mehr Kunden geworden, doch dieser Andrang habe längst nachgelassen. Die beiden Häuser in Ulm und Neu-Ulm sind zweigeteilt. In einen Laden für Sachen aus zweiter Hand, in dem jeder einkaufen kann sowie das eigentliche Sozialkaufhaus. Hier kann nur einkaufen, wer sich mit Karte der Tafelläden, ALG II- oder Sozi- alhilfe-Bescheid als bedürftig ausweisen kann. Besonders viel los sei immer am Dienstag: Dann kostet jedes ohnehin reduzierte Teil nur einen Euro.
Das Geschäft mit Waren aus zweiter Hand sei nicht immer ganz einfach. Manche Kunden, die ihre abgetragene Kleidung auf Kommission überlassen, wären geradezu unverschämt. „Die wollen zwei Euro für ein T-Shirt, das sie in Stuttgart für einen Euro gekauft haben“, sagt Sauder. Und auch beim Schnäppsem chen–Dienstag vermutet der Filialleiter hinter manchem Einkauf ein Ebay-Geschäftsmodell. „Es ist schon auffällig, wenn Kunden 30 Teile zu je einem Euro kaufen.“Doch auf Kontrollen will die Neue Arbeit in ihrem für jeden zugänglichen Secondhand-Laden verzichten. Zumal das Angebot auch äußerst breit gestreut ist. Nagelneue Golfschuhe etwa, stehen im Regal. Für 25 Euro eigentlich ein Schnäppchen. Doch in Ulm bei der Neuen Arbeit doch eher ein Ladenhüter. Der Aufschrei war groß, als Daimler im November ankündigte, den Forschungsstandort auf dem Ulmer Eselsberg zu schließen. Eine Verlagerung wollen die 250 Beschäftigten und 200 Studenten und Doktoranden nicht hinnehmen. Unter dem Motto „Unsere Mittagspause für unseren Daimler Forschungsstandort Ulm“werden nach Angaben der Gewerkschaft IG Metall am morgigen Freitag ab 11.30 Beschäftigte vor der Einfahrt in der Wilhelm-Runge-Straße Ecke Albert-Einstein-Straße für ihre Arbeitsplätze und gegen den „unwürdigen Umgang mit ihnen als Beschäftigten“demonstrieren. Den Betroffenen wurde, wie berichtet, eine Beschäftigung in Sindelfingen oder Untertürkheim angeboten. Doch nicht alle Daimler-Mitarbeiter sind gewillt in Richtung Stuttgart zu pendeln. (heo)