In Neu Ulm hat es öfter gekracht
Die Polizeiinspektion Neu-Ulm stellt die Statistik für das Jahr 2017 vor. Am Allgäuer Ring gab es entgegen dem Trend weniger Unfälle – das liegt aber nicht an den installierten Umlaufsperren
Ein Moment der Unachtsamkeit auf dem Supermarktparkplatz, ein übersehenes Verkehrsschild an der Kreuzung oder ein kurzer Blick aufs Handy – schon hat es gekracht. 2590 Unfälle haben sich im vergangenen Jahr im Bereich Neu-Ulm, Elchingen und Nersingen ereignet, das sind 168 mehr als noch 2016. Das geht aus der neuen Verkehrsunfallstatistik vor, die die Neu-Ulmer Polizeiinspektion gestern vorgestellt hat. Dabei hatte Marcus Hörmann, Leiter der Inspektion, aber auch positive Nachrichten: Im vergangenen Jahr hat es im Zuständigkeitsbereich keinen Unfalltoten gegeben – das erste Mal seit 2014.
2017 hat es nicht nur öfter gekracht – die Verursacher sind im Vergleich zum Vorjahr auch öfter einfach verschwunden, wie Polizeihauptkommissar Werner Lipp berichtet. So gab es im vergangenen Jahr 483 Unfallfluchten. „Da ist oft der Egoismus der heutigen Gesellschaft der Grund“, sagt Lipp und fügt hinzu: „Leider ist die Aufklärungsquote bei Unfallfluchten nach wie vor gering.“Sie lag 2017 bei 35 Prozent. Gerade deshalb sei die Polizei auf Hinweise von Bürgern angewiesen, die etwas beobachtet haben. Wenn Geschwindigkeit eine Rolle spielte, komme es oft nicht deshalb zum Unfall, weil Autofahrer generell zu schnell unterwegs waren. „Es liegt vor allem an nicht angepasster Geschwindigkeit bei Schnee oder Regen“, so Lipp.
Die Zahl der Unfälle unter Drogenoder Alkoholeinfluss ist 2017 zurückgegangen. „Jetzt könnte man sagen: Super, die Leute haben es verstanden“, sagt Polizeichef Hörmann. Allerdings: „Unsere Aufgriffszahlen sind schlicht enorm gestiegen.“So hat die Neu-Ulmer Polizei 2017 insgesamt 307 Verstöße wegen Alkoholeinfluss – ein Plus von 22 Prozent gegenüber dem Vorjahr – sowie 121 Verstöße wegen Drogeneinfluss (plus 30 Prozent) am Steuer festgestellt. Hörmann betont: „Wenn ich am Straßenverkehr teilnehme, haben Alkohol und Drogen nichts verloren. Die Unfallfolgen sind verheerend und in keiner Weise beherrschbar.“
Deshalb kontrolliere die Polizei weiterhin oft, der „Verfolgungsdruck“soll hochbleiben. Dadurch will man die Unfallzahlen weiter senken, denn Hörmann ist sich sicher: „Bei den Kontrollen war si- cher der eine oder andere dabei, bei dem ein späterer Unfall verhindert werden konnte.“Das Feld soll also ein Schwerpunkt bei der Verhinderung von Unfällen bleiben, ebenso wie Ablenkung am Steuer. „Ablenkung ist vielfältig, aber der klassische Vertreter bleibt einfach der Griff zum Smartphone“, so Hörmann. Im vergangenen Jahr hat die Polizei bei Kontrollen doppelt so viele Verkehrsteilnehmer mit Handy am Steuer aufgegriffen als noch 2015.
Am Allgäuer Ring hat es im vergangenen Jahr entgegen dem generellen Trend übrigens weniger oft gekracht. Machen sich die im vergangenen April installierten Umlaufsperren für Radfahrer also bereits bezahlt? So direkt kann man diese laut Hörmann nicht beantworten. Zwar gebe es nicht mehr die „klassischen Raser“auf dem Rad, jedoch: Dass weniger passiert sei, liege nicht an den Umlaufsperren, sondern an den Baustellen. „Da kam der Verkehr eine Zeit lang nahezu
zum Stillstand“, erklärt Hörmann – und deshalb hatten sich weniger Auffahrunfälle ereignet. Um langfristige Verbesserungen durch die Umlaufsperren festzustellen, seien ein paar Monate jedoch zu wenig Zeit. Der Polizeichef würde sich sowieso eine ganz andere Verkehrsführung wünschen: „Wenn allein die Sicherheit ganz oben stehen soll, wäre eine Trennung der Verkehrsarten – beispielsweise durch eine Unter- oder Überführung – die effektivste Maßnahme.“ Ein Vortrag über verschiedene Persönlichkeitstypen findet am heutigen Donnerstag im Johanneshaus Neu-Ulm statt. Referent ist der Psychotherapeut Helmut Schmidt. Er spricht über das sogenannte Enneagramm, nach welchem Modell es neun Persönlichkeitsstile gibt. Diese Persönlichkeitsmuster geben Hinweise für die eigene Entwicklung, für Lebenskrisen und Beziehungsfragen und können positive psychische Veränderungen bewirken, sodass persönliche Zufriedenheit, Achtsamkeit und Gelassenheit wachsen. Beginn ist um 19.30 Uhr. (az)