Unnötiger Bürokratismus
Es gehört nun mal zu den Eigenschaften von uns Deutschen, die Dinge gerne genau zu nehmen und für möglichst vieles Regeln aufzustellen, damit alles seine Ordnung hat. Das muss ja nicht schlecht sein, denn so versuchen wir, alle Eventualitäten angemessen zu berücksichtigen und für größtmögliche Gerechtigkeit zu sorgen. Soweit so gut, doch je mehr wir geregelt haben, desto komplizierter wird auf der anderen Seite das Leben, denn es gilt immer mehr zu beachten. So kann es passieren, dass nicht mehr jeder alles geregelt bekommt, wenn er alle Regeln beachten will.
So ein Fall von „etwas zu gut gemeint“ließ sich am Freitag im Schul-, Kultur-, Sport- und Stiftungsausschuss des Landkreises exemplarisch beobachten. Es ging darum, neue Richtlinien für die Kulturförderung zu verabschieden. Solche gab es früher nicht, die Gelder wurden nach dem Dafürhalten der Kreisräte etwas ungeordnet verteilt. Die neue Richtlinie ist recht kompakt und übersichtlich. Im Kern ist festgelegt, dass maximal zwischen 5000 und 7000 Euro für kulturelle Projekte und Veranstaltungen ausgespuckt werden. Doch dann schlug die Stunde des Jürgen Bischof von den Freien Wählern. Er betrachtet die Dinge oft und gerne im Detail und unterbreitete im Namen der Fraktion eine dementsprechende mehrseitige „Ergänzung“zur kompakten Richtlinie, um sie gerechter zu machen.
Dafür erntete er mit Recht Kopfschütteln, denn seine Vorstellungen hätten Zuschussanträge unnötig kompliziert gemacht. In der Regel sind es leidenschaftliche Ehrenamtliche, die mit viel Herzblut, aber wenig Talent zur Bürokratie etwas auf die Beine stellen. Denen müssen nicht noch Knüppel zwischen die Beine geworfen werden, zumal es in der Regel eher um überschaubare Summen geht. Es ist immer wieder faszinierend, wie viel Gewese in politischen Debatten um vergleichsweise geringe Beträge gemacht wird. Wenn es etwa darum geht, teure Expertenmeinungen und Gutachten einzuholen, scheinen Maß und Ziel vernachlässigbare Größen zu sein.