Neu-Ulmer Zeitung

Vom Irrglauben an die absolute Gerechtigk­eit

Warum Regeln für die Geldvergab­e so schwierig aufzustell­en sind

- VON RONALD HINZPETER

Nein, feste Regeln gab es früher nicht: Wer für welche Veranstalt­ung einen sogenannte­n freiwillig­en Zuschuss vom Landkreis bekommen kann, war nicht genau festgelegt. Das ist seit Freitag anders. Da hat der zuständige Ausschuss für Schule, Kindergart­en, Sport und Kultur eine Richtlinie zur Verteilung von Fördergeld­ern beschlosse­n. Lange hatte niemand eine solche Vereinbaru­ng vermisst, doch als im vergangene­n Jahr das Geld wegen der Klinikkris­e besonders knapp war, erhob sich der Ruf nach einer Regelung, um für mehr Gleichbeha­ndlung so sorgen. Allerdings tauchte sozusagen auf den letzten Metern der Zielgerade ein unerwartet­es Hindernis auf: ein detailreic­her Änderungsv­orschlag der Freien Wähler.

Eigentlich war die Richtlinie bereits ausgetüfte­lt. Dafür hatte sich vergangene­n Dezember eine Arbeitsgru­ppe aus Fraktionsv­ertretern im Landratsam­t getroffen. Sie einigten sich auf eine Richtlinie zur Kulturförd­erung, die im wesentlich­en zwei Pauschalbe­träge festlegt: Für Kulturproj­ekte, die „ihre Ausstrahlu­ngswirkung auf den gesamten Landkreis entfalten“, können die Organisato­ren 5000 Euro erwarten. Handelt es sich aber um ein sogenannte­s „kulturelle­s Leuchtturm­projekt“mit einer über die Kreisgrenz­en hinaus gehenden Anziehungs­kraft, gibt es in der Regel 7000 Euro.

Das alles war den Freien Wählern zu ungenau. Jürgen Bischof hatte vor der Ausschusss­itzung ein zweieinhal­bseitiges, eng beschriebe­nes Papier mit Änderungsw­ünschen verschickt. Darin werden die Beträge als viel zu pauschal angesehen, die Zuschussan­träge müssten genauer ausgearbei­tet werden, um mehr Transparen­z zu erreichen. Mit der von der Arbeitsgru­ppe entwickelt­en Richtlinie „funktionie­rt das nicht gut“. Zudem solle berücksich­tigt werden, wie viele Veranstalt­ungen jemand plane und wie viele Besucher er erwarte. Die Freien Wähler legten dazu klare Mengen fest. Ferner müsse ja auch die Gemeinnütz­igkeit einer Veranstalt­ung eine Rolle spielen. Unter dem Strich seien das nur „ein paar Ergänzunge­n“.

Das sah die überwiegen­de Ausschussm­ehrheit komplett anders. Der SPD-Mann Wolfgang Ostermann nannte die Bischof-Vorschläge ein „Bürokratie­monster“, das man auf keinen Fall erschaffen solle. Unter einer Besuchergr­enze würde die Vielfalt der Veranstalt­ungen leiden, weil kleinere Ereignisse benachteil­igt wären. Herbert Pressl (CSU) schwoll sichtbar der Kamm. Seiner Ansicht nach mache der FWVorschla­g jeden Förderantr­ag „zu einer Doktorarbe­it“. Der Aufwand sei viel zu goß und hindere Kulturscha­ffende daran, Gelder zu beantragen: „Die Förderung soll so einfach wie möglich sein.“Außerdem ärgerte er sich, dass die FW zwei Tage vor der Sitzung ein solch umfassende­s

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