Was wird aus dem Jugendparlament?
Das Gremium soll in Illertissen neu gegründet werden. Doch ob sich genug Abgeordnete finden lassen, ist momentan noch offen. Woran das liegen könnte? K!ar.Text hat sich umgehört
Eigentlich klingt die Idee gut: Jugendliche wählen Abgeordnete in ein Parlament und die setzen sich dann bei Stadträten und Bürgermeistern für deren Interessen ein. So können sie sich Gehör verschaffen und tatsächlich etwas verändern. Bis vor Kurzem hat das auch in Illertissen funktioniert. Ziemlich gut sogar: Dort konnte das Jugendparlament im Jahr 2015 einen Skateplatz umsetzen, der die Stadt 450 000 Euro kostete. Das war einer der Höhepunkte für die Jugendvertreter.
Knapp zwei Jahre nach dem Erfolg löste sich das Parlament dann aber auf. Die Jugendlichen hatten kein Interesse mehr, hieß es. Zumindest vonseiten vieler Erwachsener. Nun gibt es einen Versuch, das Parlament wieder mit Leben zu füllen. Bürgermeister Jürgen Eisen warb in den weiterführenden Schulen um neue Mandatsträger. Bisher gibt es aber nur wenige Anmeldungen – zu wenige vielleicht, um das Ratsgremium weiterzuführen. Aber woran liegt’s? Wir haben bei Jugendlichen nachgefragt.
Zu wenig Interesse sei nicht das Problem, findet Moritz Steinle. „Das liegt schon eher am Zeitaufwand“, sagt der 17-Jährige, der das Kolleg der Schulbrüder besucht. Er selbst würde sich gerne im Jugendparlament engagieren. „Ich finde die Arbeit dort total wichtig.“Ihm fehle aber schlicht die Zeit dafür. Denn auf dem Weg zum Abitur gehe Schule bei ihm einfach vor. Deshalb wünscht sich Moritz für das Parlament mehr Unterstützung vonseiten der Stadt: „Die könnten bei der Planung und Organisation helfen. Das würde viel Zeitaufwand ersparen“, sagt Moritz. Ein einziger Jugendpfleger reiche nicht aus.
Einer, der sich
dem Aufwand im Parlament besonders auskennt, ist Haluk Özver. Er war drei Jahre lang als Abgeordneter tätig. Die Arbeit habe ihm gut gefallen. „Es war echt interessant und wir konnten viel bewegen“, findet der 20-Jährige. Warum er damals aufgehört hat? „Bei mir ging es aufs Abi zu, da hatte ich einfach keine Zeit mehr.“Zudem sei er nach drei Jahren im Parlament „etwas gesättigt“gewesen. Warum sich nur wenige neue Mitglieder melden, könne er nicht sagen. Schon zu seiner Zeit habe er sich aber mehr En-
im Jugendparlament gewünscht, sagt Haluk. „Die meisten jungen Leute zieht es Richtung Ulm oder Neu-Ulm. Denen ist die eigene Stadt oft egal.“Und das sei einfach schade, findet Haluk.
Auch Tilman Tausch, 17, war im Jugendparlament engagiert, etwa ein Jahr lang – bis zu dessen Ende. Er erinnert sich noch genau, wie das Parlament 2017 aufgelöst wurde: „Einige haben nach einem Jahr im Parlament einfach aufgehört. Dann waren wir zu wenige.“Deswegen habe er zusammen mit den übrig gemit
bliebenen Parlamentariern beschlossen, das Gremium aufzulösen. Dass es seitdem nicht mehr anlaufen will, liegt nach Meinung von Tilmann auch am mangelndem Interesse der Jugendlichen. „Schon damals wollten nicht so viele mitmachen“, weiß er. „Vielleicht sind es heute noch weniger.“Er hoffe aber, dass es bald weitergeht.
Ein ähnliches Projekt wie das Jugendparlament in Illertissen gibt es in Ulm. Das dortige „JuPa“setzt sich aus 20 Freiwilligen zusammen, die über unterschiedliche Themengagement
vorschläge anderer Jugendlicher beraten. Die Hauptaufgabe des Parlaments in Ulm ist es, die Anliegen der Jugendlichen vor den Gemeinderäten zu vertreten.
Aber auch hier scheint es Probleme zu geben: Wie auf der Website zu lesen ist, befindet sich das Ulmer Parlament „in einer Phase der Wiederorganisation“.
Auch ist telefonisch niemand zu erreichen. Derzeit vertritt also auch dort niemand die Meinung der Jugend. Zumindest nicht sie selbst.