Neu-Ulmer Zeitung

Was wird aus dem Jugendparl­ament?

Das Gremium soll in Illertisse­n neu gegründet werden. Doch ob sich genug Abgeordnet­e finden lassen, ist momentan noch offen. Woran das liegen könnte? K!ar.Text hat sich umgehört

- VON JONATHAN MAYER UND SOPHIE RICHTER

Eigentlich klingt die Idee gut: Jugendlich­e wählen Abgeordnet­e in ein Parlament und die setzen sich dann bei Stadträten und Bürgermeis­tern für deren Interessen ein. So können sie sich Gehör verschaffe­n und tatsächlic­h etwas verändern. Bis vor Kurzem hat das auch in Illertisse­n funktionie­rt. Ziemlich gut sogar: Dort konnte das Jugendparl­ament im Jahr 2015 einen Skateplatz umsetzen, der die Stadt 450 000 Euro kostete. Das war einer der Höhepunkte für die Jugendvert­reter.

Knapp zwei Jahre nach dem Erfolg löste sich das Parlament dann aber auf. Die Jugendlich­en hatten kein Interesse mehr, hieß es. Zumindest vonseiten vieler Erwachsene­r. Nun gibt es einen Versuch, das Parlament wieder mit Leben zu füllen. Bürgermeis­ter Jürgen Eisen warb in den weiterführ­enden Schulen um neue Mandatsträ­ger. Bisher gibt es aber nur wenige Anmeldunge­n – zu wenige vielleicht, um das Ratsgremiu­m weiterzufü­hren. Aber woran liegt’s? Wir haben bei Jugendlich­en nachgefrag­t.

Zu wenig Interesse sei nicht das Problem, findet Moritz Steinle. „Das liegt schon eher am Zeitaufwan­d“, sagt der 17-Jährige, der das Kolleg der Schulbrüde­r besucht. Er selbst würde sich gerne im Jugendparl­ament engagieren. „Ich finde die Arbeit dort total wichtig.“Ihm fehle aber schlicht die Zeit dafür. Denn auf dem Weg zum Abitur gehe Schule bei ihm einfach vor. Deshalb wünscht sich Moritz für das Parlament mehr Unterstütz­ung vonseiten der Stadt: „Die könnten bei der Planung und Organisati­on helfen. Das würde viel Zeitaufwan­d ersparen“, sagt Moritz. Ein einziger Jugendpfle­ger reiche nicht aus.

Einer, der sich

dem Aufwand im Parlament besonders auskennt, ist Haluk Özver. Er war drei Jahre lang als Abgeordnet­er tätig. Die Arbeit habe ihm gut gefallen. „Es war echt interessan­t und wir konnten viel bewegen“, findet der 20-Jährige. Warum er damals aufgehört hat? „Bei mir ging es aufs Abi zu, da hatte ich einfach keine Zeit mehr.“Zudem sei er nach drei Jahren im Parlament „etwas gesättigt“gewesen. Warum sich nur wenige neue Mitglieder melden, könne er nicht sagen. Schon zu seiner Zeit habe er sich aber mehr En-

im Jugendparl­ament gewünscht, sagt Haluk. „Die meisten jungen Leute zieht es Richtung Ulm oder Neu-Ulm. Denen ist die eigene Stadt oft egal.“Und das sei einfach schade, findet Haluk.

Auch Tilman Tausch, 17, war im Jugendparl­ament engagiert, etwa ein Jahr lang – bis zu dessen Ende. Er erinnert sich noch genau, wie das Parlament 2017 aufgelöst wurde: „Einige haben nach einem Jahr im Parlament einfach aufgehört. Dann waren wir zu wenige.“Deswegen habe er zusammen mit den übrig gemit

bliebenen Parlamenta­riern beschlosse­n, das Gremium aufzulösen. Dass es seitdem nicht mehr anlaufen will, liegt nach Meinung von Tilmann auch am mangelndem Interesse der Jugendlich­en. „Schon damals wollten nicht so viele mitmachen“, weiß er. „Vielleicht sind es heute noch weniger.“Er hoffe aber, dass es bald weitergeht.

Ein ähnliches Projekt wie das Jugendparl­ament in Illertisse­n gibt es in Ulm. Das dortige „JuPa“setzt sich aus 20 Freiwillig­en zusammen, die über unterschie­dliche Themengage­ment

vorschläge anderer Jugendlich­er beraten. Die Hauptaufga­be des Parlaments in Ulm ist es, die Anliegen der Jugendlich­en vor den Gemeinderä­ten zu vertreten.

Aber auch hier scheint es Probleme zu geben: Wie auf der Website zu lesen ist, befindet sich das Ulmer Parlament „in einer Phase der Wiederorga­nisation“.

Auch ist telefonisc­h niemand zu erreichen. Derzeit vertritt also auch dort niemand die Meinung der Jugend. Zumindest nicht sie selbst.

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Symbolfoto: Friso Gentsch, dpa Faulenzen? Von wegen! Die Arbeit im Jugendparl­ament ist intensiv und zeitaufwen­dig. Sie kann aber effektiv sein: So konnte in Illertisse­n ein Skatepark realisiert werden. Doch momentan ruht die parlamenta­rische Arbeit. Interessie­ren sich die...
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Moritz Steinle
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Tilman Tausch
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Haluk Özver

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