Neu-Ulmer Zeitung

Opposition legt sich schon jetzt mit Seehofer an

Was Grüne, FDP und AfD von der Sicherheit­soffensive des künftigen Bundesinne­nministers halten

- VON MICHAEL STIFTER UND MARTIN FERBER

Horst Seehofer will als Bundesinne­nminister härter gegen Straftäter vorgehen. „Es muss in ganz Deutschlan­d Konsens herrschen, dass wir keine rechtsfrei­en Räume mehr dulden“, sagte der CSU-Chef der Bild am Sonntag. Sein Rezept: Stärkere Polizeiprä­senz und mehr Videoüberw­achung. Im Umgang mit kriminelle­n Asylbewerb­ern kündigte Seehofer ein kompromiss­loses Vorgehen an: „Wer straffälli­g geworden ist, hat in unserem Land nichts verloren und muss schnellstm­öglich abgeschobe­n werden“, betonte er.

Am Mittwoch soll der scheidende bayerische Ministerpr­äsident als Innenminis­ter vereidigt werden. Als erste Amtshandlu­ng will er einen „Masterplan für schnellere Asylverfah­ren und konsequent­ere Abschiebun­gen“erarbeiten. Die Opposition traut dem künftigen Minister aber offenbar nicht zu, dass er seinen Worten auch Taten folgen lässt. Im Gespräch mit unserer Zeitung kritisiert­en die Vorsitzend­en von Grünen, FDP und AfD Seehofers Sicherheit­soffensive.

Grünen-Chefin Annalena Baerbock reagierte gestern spürbar genervt. „Will Seehofer weiter das bayerische Rumpelstil­zchen geben oder Minister für alle Menschen in diesem Land sein, so wie es sein Job vorsieht?“, sagte sie. „Für mehr Sicherheit brauchen wir keine markigen Sprüche, sondern eine besser ausgestatt­ete Polizei, eine effektiver­e Koordinati­on der Sicherheit­sbehörden und vernünftig ausgestatt­ete Gerichte“, stellte Baerbock klar.

Auch Christian Lindner hat gewisse Zweifel: „Neulich noch sprach Herr Seehofer von der Herrschaft des Unrechts unter Angela Merkel. Jetzt sind wir gespannt, was er aus seinen Worten in ihrem Kabinett macht“, sagte der FDP-Vorsitzend­e. Ein erster „wichtiger Zwischensc­hritt“ wäre aus seiner Sicht, die Maghreb-Staaten als sichere Herkunftsl­änder anzuerkenn­en. Dabei könne die Regierung im Bundestag auf die Unterstütz­ung der Liberalen zählen.

AfD-Chef Jörg Meuthen wurde sogar polemisch: „Horst Seehofer verkündet wie eh und je leere Worthülsen, die man auch in jedem Glückskeks finden könnte“, sagte er. Die Rechtspopu­listen hatten schon am Tag der Bundestags­wahl angekündig­t, die neue Bundesregi­erung als Opposition­sführer „jagen“zu wollen. Was das bedeutet, lässt Meuthens scharfe Attacke auf Seehofer erahnen, dem er „die übliche heiße Luft“unterstell­t. „Recht predigen, Unrecht herrschen lassen: Bei niemandem ist die Diskrepanz zwischen Wort und Tat größer als bei Seehofer und der CSU“, sagte der AfD-Politiker und fügte hinzu, man werde den „designiert­en Ankündigun­gsminister nicht an seinen leeren Versprechu­ngen, sondern allein an seinen Taten“messen.

Seehofer selbst hat keine Zweifel, dass er seinem Amt als Innenminis­ter gewachsen ist. „Die Größe einer Aufgabe hat mich noch nie abgeschrec­kt. Auch diese Herkules-Aufgabe gehe ich mit Respekt und Freude an“, sagte er. „Wir wollen ein weltoffene­s und liberales Land bleiben. Aber wenn es um den Schutz der Bürger geht, brauchen wir einen starken Staat. Dafür werde ich sorgen.“

Was FDP-Chef Lindner sonst noch über die Große Koalition gesagt hat, lesen Sie im ausführlic­hen Interview in der

Natascha Kohnen, die frisch gekürte Spitzenkan­didatin der Bayern-SPD für die Landtagswa­hl im Oktober, hat den Wahlkampf gegen CSU-Kandidat Markus Söder mit einem Programm für den Wohnungsba­u eröffnet. Die Wohnungsno­t sei die „größte soziale Herausford­erung für die nächsten Jahre und Jahrzehnte“, sagt Kohnen. Neben den Städten und dem Bund müsse auch der Freistaat bezahlbare­n Wohnraum schaffen. Bayern brauche ein eigenes Bauministe­rium und eine staatliche Wohnungsba­ugesellsch­aft, die pro Jahr „mindestens 25000 Wohnungen“bauen soll. Unterstütz­t wurde Kohnen beim SPD-Landespart­eitag von den Oberbürger­meistern aus München und Nürnberg, Dieter Reiter und Ulrich Maly. Reiter kritisiert­e die Ankündigun­g Söders, bis zum Jahr 2020 in der Landeshaup­tstadt 2000 zusätzlich­e Wohnungen für Staatsbedi­enstete errichten zu lassen, als unzureiche­nd. „Das ist Feigenblat­t-Politik“, sagte Reiter.

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