Wir müssen lernen, unsere digitale Welt zu beherrschen
Das Smartphone ist allgegenwärtig. Und soziale Netzwerke locken uns ständig ins Internet. Es besteht Suchtgefahr. Wir brauchen eine Gegenstrategie
Schauen Sie sich mal um! Irgendjemand in Ihrer Nähe starrt immer auf sein Smartphone. Eigentlich ist das nicht schlimm. Die Super-Handys sind kein Teufelszeug. Im Gegenteil: Sie sind nützlich, sparen Zeit, erleichtern den Kontakt zu Familien und Freunden.
Es gibt nur ein Problem. Diese Wunderkisten sind einfach zu gut. Sie können zu viel: Nachrichten, Spiele, Wetter, Bankgeschäfte, Shopping, Kommunikation in sozialen Netzwerken, Navigation und tausend andere Dinge.
Doch mit ihrer Vielseitigkeit überfordern die Smartphones immer mehr Menschen. 88-mal täglich schaut der durchschnittliche Nutzer laut einer Studie der Uni Bonn auf den Mini-Computer. Im Bett, beim Frühstück, im Auto – wo auch immer. Das ist abzüglich der Schlafenszeit etwa fünf- bis sechsmal pro Stunde. Man muss kein Mediziner sein, um zu ahnen, dass unser Gehirn für diesen Informationsstress nicht geschaffen ist.
Die Folgen der „Smartphonisierung“sind noch gar nicht erforscht. Doch Wissenschaftler weisen immer häufiger auf die Risiken hin. Nach einer Hamburger Studie sind 100 000 deutsche Jugendliche süchtig nach sozialen Netzwerken, die viele Teenager ständig mit ihrem Smartphone „checken“.
Und wer sich in seinem Freundeskreis umsieht, der bemerkt, dass diese Sucht nicht nur ein Problem Heranwachsender ist. Mehr als 30 Millionen Deutsche nutzen Facebook – meist mit dem Smartphone. Die Jüngeren sind längst bei Snapchat oder Instagram. Facebook ist das Netzwerk, in dem sich Senioren digital ausleben.
Bei allen positiven Seiten von Smartphones und Social Media wird immer klarer, dass die Geschwindigkeit dieser Revolution die eigentliche Überforderung ist. Vor elf Jahren hat Apple die Urmutter, das erste iPhone, präsentiert und damit endgültig auch unseren Alltag digitalisiert.
Wir haben uns auf die Smartphones gestürzt, wir sind in die Netzwerke eingetaucht. Doch niemand hat uns den maßvollen Umgang damit beigebracht. Es war einfach alles da. Es gab keine Lehrbücher oder Erfahrungswerte.
Daher muss man sich nicht wundern, wenn junge Menschen zum Beispiel mit zunehmender Nutzung von Social Media unzufriedener werden. Viele wissen nicht, dass Netzwerke wie Instagram Scheinwelten sind, in denen Fotos mit Software so lange bearbeitet werden, bis alle Mädchen schön und die Jungen noch muskulös dazu sind.
Die amerikanische Sängerin Pink hat das kürzlich angeprangert: Social Media führe dazu, dass jeder denkt, der andere hätte ein viel cooleres Leben. Aber Instagram sei nicht das reale Leben, weiß Pink. Ein Teenager weiß das nicht. Man muss es ihm beibringen.
Das ist die Aufgabe von Eltern und Schulen. Es ist Zeit für eine Gegenstrategie. Kinder werden in die Welt des Lesens, Schreibens und Rechnens eingeführt. Doch wir lassen sie alleine mit dem Smartphone das Internet erkunden. Es ist schon oft über einen digitalen Führerschein diskutiert worden. Er wäre ein guter Ansatz.
Und die Erwachsenen? Wir müssen ohne Lehrer lernen, unsere digitale Welt besser zu beherrschen, damit sie nicht uns beherrscht. Es mag banal klingen: Aber man kann ein Smartphone auch so einstellen, dass es nicht ständig piept und uns aus der Konzentration reißt. Man muss es auch nicht mit ins Restaurant nehmen. Ein Abendessen mit Freunden kann auch ohne das Gerät Freude machen.
Weniger kann auch in der digitalen Welt mehr sein. Es braucht eine breite Debatte, in der über die Suchtgefahren und die möglichen Folgen maßloser SmartphoneNutzung diskutiert wird. Ebenfalls dazu: Mit derartigen Äußerungen lässt sich die Politikverdrossenheit sehr gut steigern. Ich hätte eine Idee, mit der die Bundesregierung mehr Ansehen erreichen könnte: die Sitze im Bundestag halbieren.
Gennach Zu „Situation in der Pflege dramatisch” (Bayern) vom 6. März: Ich wünsche mir, dass die gesamte Pflege verstaatlicht wird! Mit der Pflege dürfen keine Gewinne erzielt werden! Sie gehört auf keinen Fall an die Börse! Alle, die diese Menschen pflegen, müssen angemessenen Lohn erhalten. Die Finanzierung erfolgt ausschließlich über die Pflegeversicherung und über Steuergeld, die dann von allen Bürgern getragen wird! Dafür ist der Staat zuständig. Den jetzigen Zustand haben diese leidenden Menschen nicht verdient!
Bobingen Zu „Die Garagenmilliardäre“(Seite 1) vom 8. März: Auch in unserer Region haben viele Firmen in „Garagen“angefangen. In einfachsten Verhältnissen wurde improvisiert auf dem Bauernhof, in Wohnungen oder Scheunen an Werkbänken, Drehmaschinen u. Ä. Hier stecken die Wurzeln vieler feinmechanischer und auch anderer Firmen, die heute teilweise weltweit agieren. Stellen Sie sich das heute vor: In einem Wohngebiet stellt jemand eine Drehbank in die Garage und arbeitet dort, die Teile werden regelmäßig mit einem Lkw von dort abgeholt. Oder ein Bauer richtet in einer leer stehenden Scheune eine Werkstatt ein. Dafür gibt es so hohe bürokratische Hürden – bauplanungsrechtliche, bauordnungsrechtliche, nachbarschützende, stellplatzverordnende, Brandschutzauflagen, die Liste ließe sich noch weiterführen. Selbst für eine digitale, gewerbliche Nutzung. Es werden so hohe Anfangsinvestitionen gefordert, dass viele diesen Schritt nicht gehen. Unsere Bürokratie erstickt diese kreative Dynamik im Keim.
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