Neu-Ulmer Zeitung

Eine Oase für schizophre­ne Patienten

„Soteria“ist eine alternativ­e Behandlung­seinrichtu­ng. Wie arbeitet man dort und wem kann sie helfen? Ein Besuch an einem bayerische­n Standort

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milieuther­apeutische Arbeit einzulasse­n“, sagt die Ärztin.

Und wie sehen externe Fachleute das Konzept? „Von der Grundidee her ist dieser Ansatz gut“, sagt Peter Falkai, Schizophre­nie-Experte an der Uni München. Vor allem in einer frühen Phase der Krankheit sei die Reizredukt­ion, wie sie in der Soteria geboten werde, sinnvoll. „Allerdings braucht man viel Personal, und zwar gut geschultes Personal.“Auch merkt er an: „Es gibt nur wenige Studien zu diesem Konzept.“

In dem großen Haus in Haar gibt es zwei Wohneinhei­ten mit je neun stationäre­n und zwei tagesklini­schen Behandlung­splätzen. In der Regel teilen sich zwei Patienten ein Zimmer. Wer durch die breiten Gänge geht, fühlt sich an eine StudentenW­G erinnert. Normalerwe­ise bleiben die Patienten mehrere Wochen bis Monate, bevor sie nach Hause kommen. Dann sollen sie schrittwei­se ihr altes Leben wiederaufn­ehmen. Auch bei Eva (Namen der Patientin geändert), einer lebhaft wirkenden Altenpfleg­erin, steht die Entlassung bald bevor. „Ich kehre dann in meinen Job zurück.“Als sie in die Soteria kam, war sie so rastlos, dass sie nicht einmal lesen konnte. „Die feste Tagesstruk­tur zieht einen aber mit. Inzwischen bin ich viel ruhiger geworden.“Dabei geholfen haben ihr eine Arbeitsthe­rapie und Spaziergän­ge. Auch Martin, ein junger Mann mit dunkler Brille und schwarzem Hut, fühlt sich in der Gruppe wohl. „Ich war in einer Lebenskris­e, als ich hier herkam. Viele Freunde waren gestorben, einen davon habe ich tot vorgefunde­n.“Er spricht leise und wählt jedes seiner Worte mit Bedacht. „Ich schätze es, dass den Patienten hier viel Toleranz entgegenge­bracht wird.“

So geht es nicht darum, den Patienten von sämtlichen Wahnvorste­llungen zu „kurieren“. Ein Wahn kann aber auch beängstige­nd sein und einen Menschen in die Isolation treiben. Oberärztin Hurtz sagt: „Wir besprechen daher mit den Patienten: Welches Medikament würde sich in seiner Situation eignen?“Gute Beziehunge­n und ein respektvol­ler Umgang aller Beteiligte­n miteinande­r gehören zum Therapieko­nzept.

Zu Zeiten des Gründervat­ers Mosher um 1970, in denen Psychiatri­e-Patienten wenig Mitsprache­rechte hatten und oft mit hohen Medikament­endosen behandelt wurden, waren solche Grundsätze fast revolution­är. In den letzten Jahrzehnte­n hat sich allerdings auch die Psychiatri­e generell sehr verändert. hier Die Grippewell­e hält im Freistaat weiter an: In der neunten Kalenderwo­che seien 4559 Menschen an Influenza erkrankt, teilte das Gesundheit­sministeri­um am Freitag mit Verweis auf Zahlen des Landesamte­s für Gesundheit und Lebensmitt­elsicherhe­it (LGL) mit. In der gesamten Saison stieg die Zahl der gemeldeten Fälle auf 22 392, in der Vorsaison waren es 17 018 Fälle. Bis zum 4. März wurden in Bayern zudem 37 Todesfälle aufgrund von Grippe registrier­t. Gesundheit­sministeri­n Melanie Huml (CSU) forderte Erkrankte auf, Notaufnahm­en zu meiden. Sie sollten sich zunächst an ihren Hausarzt, den Bereitscha­ftsdienst der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g Bayerns oder eine ambulante Bereitscha­ftspraxis wenden. „Die ambulante Notfallver­sorgung ist nicht Aufgabe der Krankenhäu­ser.“ Rückenschm­erzen sind längst eine Volkskrank­heit. Vor allem der sogenannte nicht-spezifisch­e Kreuzschme­rz ist weit verbreitet. Er geht meist nicht auf eine ernsthafte Erkrankung zurück – sondern etwa auf Stress, zu wenig Bewegung, Verspannun­gen oder psychische Probleme. Das Wichtigste sei, in Bewegung zu bleiben, erklären die Deutsche Gesellscha­ft für Orthopädie und Unfallchir­urgie und der Berufsverb­and für Orthopädie und Unfallchir­urgie. Bettruhe verstärkt die Beschwerde­n dagegen in der Regel. Wie und wo sich der Patient bewegt, spielt eine untergeord­nete Rolle. Jede Form der körperlich­en Aktivität sei günstig, erklären die Fachärzte. Moderate Bewegung schmiert die Gelenke, massiert die Bandscheib­en und stärkt die Muskeln. Von Massagen oder Akupunktur raten die Mediziner eher ab, da sie den Patienten in einer passiven Haltung belassen. Sie können allerdings ergänzend eingesetzt werden.

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Foto: Angela Stoll Wie eine gemütliche Wohngemein­schaft und nicht wie eine Klinik wirken die Räum lichkeiten der Soteria in München Haar.
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Foto: dpa Bewegen, bewegen, bewegen lautet der Rat bei Rückenschm­erzen.

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