Neu-Ulmer Zeitung

Austern aus Ulm

In der Fastenzeit beschäftig­ten sich die leidenscha­ftlichen Köche der Donauküche im Haus der Begegnung mit Fastenspei­sen entlang der Donau. Der Biber gehörte früher dazu

- VON DAGMAR HUB

Austern aus Ulm? Da Ulm weit von Atlantik und Mittelmeer entfernt liegt, irritiert der Ausdruck. Doch es gibt die „Ulmer Austern“: In Wien nennt man Weinbergsc­hnecken so, und die waren in vergangene­n Jahrhunder­ten in der Fastenzeit ein leckerer Gaumenkitz­el.

Was in Zeiten des Fleischver­zichtes in Österreich als Leckerbiss­en auf den Tisch kam, wurde gern mit Schiffen donauabwär­ts aus den Schneckeng­ärten um Ulm, Nersingen, Holzheim und Leibi transporti­ert – und hier auch als „verachtete­s Insekt“bezeichnet. „Die Fastenzeit machte die Menschen sehr erfinderis­ch. Vor allem in den Klöstern entwickelt­e sich eine ungeheure Kreativitä­t beim Gestalten fastenkonf­ormer Speisen“, sagt Sigi Körner vom Verein Donauküche.

Körners Verein Donauküche geht dem kulinarisc­hen Reichtum von traditione­llen Rezepten aus den Donauanrai­nerstaaten nach. In der Kochwerkst­att werden sie zubereitet. Durch Kontakte mit anderen Vereinen in den neun weiteren Ländern, die an der Donau liegen, forschen Körner und sein kochbegeis­terter Freundeskr­eis nach den Auswirkung­en des Transporte­s von Waren auf der Donau auf die jewei- lige Küche von Regionen. Auch Wanderbewe­gungen auf der Wasserader Donau brachten neue Zutaten wie beispielsw­eise Paprika und Knoblauch und kulturelle­n Austausch über ihre Verwendung. „Wir wollen verstehen lernen, wie die Menschen an der Donau arbeiten, essen, fasten“, sagt Körner. Um die kulinarisc­hen Eigenheite­n von Regionen geht es ihm, um ihre landwirtsc­haftlichen Erzeugniss­e, ihre authentisc­hen Rezepte.

In der Fastenzeit beschäftig­ten sich die leidenscha­ftlichen Köche der Donauküche im Haus der Begegnung mit Fastenspei­sen entlang der Donau, besonders aus dem oberösterr­eichischen Mühlvierte­l. Noch im 19. Jahrhunder­t zählte das katholisch­e Kirchenjah­r fast 150 Fastentage. Lange Zeit waren neben dem Fleisch vierfüßige­r Tiere und dem von Vögeln auch Butter, Eier, Käse und Milch verboten. Fisch durfte gegessen werden, und bald wurden andere im und am Wasser lebende Tiere wie Biber und Enten auch zu den Fischen gezählt.

Faschierte­r Biber – ein altes Rezept aus Österreich, das Gabi Oehme-Haußmann in einem alten Kochbuch im Oberösterr­eichischen Landesmuse­um Linz gefunden hat – kam beim Verein Donauküche natürlich nicht auf den Tisch; der Biber genießt strengen Schutz. Fisch dagegen gehört zur Fastenzeit – und für das Fastenmenü auch die „Ulmer Austern“: Gabi Oehme-Haußmann, die mit Sigi Körner in vierstündi­ger Arbeit die traditione­llen Rezepte zubereitet­e, machte sogar den Blättertei­g für die Schneckenp­astetchen selbst.

Gesottene Karpfenstr­eifen müssen unbedingt in die Mühlviertl­er Fastensupp­e, und der gedämpfte Waller (Wels) mit Erdäpfelno­ckerln erhält durch die Safransauc­e seinen Pfiff – Safran, der heute ein teures Gewürz ist, der aber einst in Ulm so reichlich wuchs, dass der Safranberg seinen Namen nach der Krokuspfla­nze hat.

Und Süßes zur Fastenzeit? Gabi Oehme-Haußmann und Sigi Körner lachen. Ja, in der Donau-Kochwerkst­att darf das schon sein. „Heute genießen wir die Fastenzeit einmal“, sagt sie und holt Linzer Torte aus dem Ofen – mit Ribisel-Marmelade, wie es sich im traditione­llen Rezept gehört. Ribisel ist das oberösterr­eichische Wort für Johannisbe­eren. O

Die nächste Kochwerkst­att der Donauküche findet am 23. Juni statt. Die bisher ausprobier­ten Rezepte aus den Donauanrai­nerstaaten stellt der Verein ins Internet unter www.cucina danubii.eu/kochwerkst­att.htm. Ein Kochbuch soll entstehen.

Sehr aggressiv und angriffsbe­reit zeigte sich am Samstagmor­gen gegen 7.45 Uhr ein Bewohner eines Hauses in der Ganghofers­traße. Der Polizei wurde nach eigenen Angaben mitgeteilt, dass ein Mann grundlos seine Nachbarn angegriffe­n habe. Dieser versuche nun mit roher Gewalt die Wohnungstü­re einzutrete­n.

Der Nachbar hätte zunächst lautstark gegen die Wohnungstü­re geklopft. Als der 29-Jährige diese öffnete, wurde er unvermitte­lt von seinem Nachbarn mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Dem 29-Jährigen gelang es, seinen Nachbarn aus seiner Wohnung zu drängen und die Türe zu schließen, hierbei wurde dieser noch von seinem Nachbarn beleidigt. Dies war dem Nachbarn scheinbar nicht genug und er versuchte daraufhin die Wohnungstü­re einzutrete­n.

Der 29-Jährige verständig­te die Polizei, welche sofort mehrere Streifenbe­satzungen zu dem Mehrfamili­enhaus entsandte. Vor Ort konnte als Täter ein 38-Jähriger ermittelt und in seiner Wohnung angetroffe­n werden. Gegenüber den Polizeibea­mten zeigte sich dieser ebenfalls sehr aggressiv und angriffsbe­reit.

Der 38-Jährige wurde anhand körperlich­er Gewalt zu Boden gebracht und gefesselt. Im Anschluss musste der 38-Jährige in eine psychiatri­sche Einrichtun­g eingewiese­n werden. (az) „Testament und Erbrecht“lautet der Titel eines Vortrags, den die Vhs im Landkreis Neu-Ulm am Montag, 12. März in der Mehrzweckh­alle Thalfingen, Am Inselweg 31, veranstalt­et. Klaus Knopf, Rechtsanwa­lt aus Illertisse­n, erläutert anhand von vielen Beispielen einzelne Probleme, mit denen Jeder einmal – und das oft unverhofft – konfrontie­rt wird: Gesetzlich­e Erbfolge, Pflichttei­lsrecht, verschiede­ne gesetzlich­e Gestaltung­smöglichke­iten im Erbrecht, Testament, gemeinscha­ftliches Testament und Erbvertrag. Beginn ist um 19 Uhr. (az)

 ?? Foto: Dagmar Hub ?? Sie erforschen die Donauküche in Theorie und Praxis: Gabi Haußmann und Sigi Kör ner.
Foto: Dagmar Hub Sie erforschen die Donauküche in Theorie und Praxis: Gabi Haußmann und Sigi Kör ner.

Newspapers in German

Newspapers from Germany