Der Papa hat es gut gemacht
Im ersten Liga-Heimspiel des Jahres überzeugen die Spatzen zwar nicht, können am Ende aber jubeln. Besonders einer freute sich und hatte besonderen Besuch
Die Feierlaune ist den Spielern im Ulmer Donaustadion zuletzt ja etwas abhanden gekommen. Vor dem vergangenen Samstag gab es in dieser Saison der Regionalliga Südwest gerade mal drei Siege der Spatzen zuhause zu bejubeln. Weil der Seltenheitswert dieser Anlässe so hoch ist, wird umso mehr gefeiert, wenn es einen Sieg gibt. Am Samstag war es mal wieder so weit. Mit 2:1 hat der SSV Ulm 1846 Fußball den amtierenden Regionalliga-Südwest-Meister SV Elversberg besiegt und den vierten Heimsieg geholt. Zwar nicht schön, aber nach dem Schlusspfiff interessierte das von den jubelnden Spielern keinen mehr.
Vor allem einen nicht: WinterNeuzugang Luigi Campagna, der wegen der Spielverschiebungen der vergangenen Wochen so lange auf sein erstes Liga-Heimspiel als Ulmer warten musste. Die Partie sei schon etwas besonderes für ihn gewesen, sagte er nach dem Schlusspfiff. Er hatte zuvor noch nie im Donaustadion gespielt. „Außerdem war es das erste Mal, dass ich so nahe an meiner Heimat gespielt habe“, sagte der 28-Jährige aus Schwäbisch Hall. Folglich waren auch einige seiner Familienmitglieder da, die nach dem Schlusspfiff gar nicht genug davon bekommen konnten, Campagna zu herzen und ihn zu beglückwünschen. Besonders sein kleiner Sohn Rocco, der mit auf die Ehrenrunde durfte, war stolz auf seinen Papa. Dazu hatte er auch allen Grund, denn Luigi Campagna gehörte zu den aktivsten Ulmern in einer Mannschaft, die es sich zum Ziel gesetzt hatte, besonders destruktiv gegen die Elversberger vorzugehen.
„Hinten dicht stehen und auf Konter lauern“, lautete die Devise von Trainer Tobias Flitsch. Und zumindest Ersteres funktionierte ganz gut. Defensiv standen die Spatzen sicher und nahmen Elversberg nahezu aus dem Spiel. Nur nach vorne wollte es nicht so recht funktionieren. Zu fahrig war das Passspiel an vielen Stellen und zu viele Fehler machten die Spieler bei der Ballannahme und im Umschaltspiel. Zudem suchten die Spieler zu häufig ihr Heil im hohen, weiten Bällen. Die landeten mal hier, mal dort, aber nur selten bei den Teamkollegen. Ausreden gab es dafür eigentlich nicht. Der Rasen, wegen dem ja in den vergangenen Wochen einige Spiele ausfallen mussten, war in erstaunlich gutem Zustand. Grün war er zwar ganz und gar nicht, aber dafür laut Flitsch „richtig gut“. Nur fehlte den Spatzen das Gefühl für das Geläuf. Es war laut Flitsch erst das vierte Mal in diesem Jahr, dass das Team auf Naturrasen spielen konnte.
Ideen im Spielaufbau kamen vor allem von Campagna, der sich mit seiner sehr robusten Zweikampfführung (wofür es eine gelbe Karte gab) ins Zeug legte und von Alper Bagceci. Beide trieben die Mannschaft immer wieder nach vorn. Auch Johannes Reichert gehörte zu den Aktiveren. Dass Bagceci in der Startformation stand, war im übrigen eine Überraschung. Unter der Woche war er im Training auf seinen Ellbogen gestürzt. Flitsch ging deshalb davon aus, auf den Mittelfeldspieler verzichten zu müssen. Doch der wollte unbedingt auflaufen. Bagceci war es dann auch, der das 1:0 in der 51. Minute erzielte.
Da klappte die Sache mit den Kontern ausgezeichnet. Eine Flanke von rechts durch Stürmer Steffen Kienle verwertete Bagceci sicher mit dem Kopf. Elversberg wollte in der Folge mehr Druck machen, was aber nur zwei Minuten später nach hinten losging. Ulm nahm dem SVE in dessen Angriff den Ball ab und wieder ging es schnell nach vorne. Wieder über rechts, dieses Mal allerdings über Johannes Reichert. Er bediente Ardian Morina, der eiskalt verwandelte und etwas später wegen Muskelproblemen vom Feld musste. Die Führung verwaltete Ulm bis zur 78. Minute, als sich die Defensive der Spatzen eine seltene Auszeit nahm
und Julius Perstaller im Strafraum frei zum Kopfball kommen konnte. Zwar schwamm Ulm jetzt etwas, ließ aber nichts mehr anbrennen.
Dafür sorgte auch Luigi Campagna, der auf der Position im defensiven Mittelfeld viel Sicherheit ausstrahlte. Eingelebt hat er sich an der Donau schon sehr gut. „Mich haben alle vom ersten Tag an gut aufgenommen. Gerade bin ich noch auf Wohnungssuche. Aber ich kann mir schon vorstellen, hier länger zu bleiben.“
Betz – Bradara, Krebs, Reichert, Schindele – Bagceci (72. Rathgeber), Campagna, Schmidts, Sauter (85. Braig) – Kienle, Morina (70. Nierichlo).