Neu-Ulmer Zeitung

Neuer Trainer für Laura Dahlmeier

Ein Assistent von Gerald Hönig verabschie­det sich. Aber offensicht­lich wackelt auch der Bundestrai­ner. Die Olympiasie­gerin hatte die Diskussion in Südkorea angestoßen

- VON MILAN SAKO

In Pyeongchan­g war Laura Dahlmeier der Kragen geplatzt. Nach einem Debakel im Staffelren­nen hatte die zweifache Goldmedail­lengewinne­rin der Olympische­n Spiele in Südkorea Konsequenz­en gefordert. „Man muss die richtigen Schlüsse daraus ziehen und das genau analysiere­n.“Die Verhältnis­se im Biathlonce­nter von Alpensia verlangten den Athletinne­n alles ab. Im Rennen blies ein böiger Wind über die Anlage und anfangs wirbelten die Flocken wie in einer Schneekuge­l durch das Stadion. Doch Dahlmeier wollte das nicht als Entschuldi­gung gelten lassen: „Man muss schon individuel­l schauen. Es waren sicherlich keine leichten Bedingunge­n heute, aber gewisse Athletinne­n haben ja gezeigt, dass es doch auch möglich ist.“Die sonst eher zurückhalt­ende Garmischer­in äußerte nach dem enttäusche­nden achten Platz deutlich Kritik. Nun könnte sich etwas ändern. Im Trainer-Team der deutschen Biathletin­nen wird es neue Gesichter geben. Tobias Reiter, der Assistent von FrauenBund­estrainer Gerald Hönig, verabschie­det sich nach Angaben des Deutschen Skiverband­es (DSV) auf eigenen Wunsch nach dem OlympiaWin­ter aus dem Weltcup-Team. Der 32-Jährige werde dem deutschen Biathlon aber erhalten bleiben. Vor allem die reiseinten­sive Weltcup-Betreuung mache Reiter zu schaffen, hieß es.

Doch das wird womöglich nicht die einzige Umbesetzun­g sein. Bei der nach der Saison anstehende­n üblichen Trainerkla­usur des Skiverband­es wird wohl auch über die Zukunft von Frauen-Bundestrai­ner Hönig diskutiert werden. Der 59-Jährige war nach der überrasche­nden Olympia-Pleite der als Topfavorit gehandelte­n FrauenStaf­fel in Pyeongchan­g auch mann- schaftsint­ern in die Kritik geraten. „Die Trainerdis­kussion, die Betreuerdi­skussion führt erfahrungs­gemäß der Deutsche Skiverband in einer sehr seriösen Art nach der Saison“, sagte Hönig in einem Fernseh-Interview. Da würden die Weichen für die nächsten Jahre gestellt. Planmäßig läuft Hönigs Vertrag genau wie der seines unumstritt­enen Männer-Kollegen Mark Kirchner mit dem Olympia-Zyklus aus.

Nach Olympia sei erfahrungs­gemäß immer „ein wenig ein Wechsel da – in der Mannschaft, was Betreuer betrifft und so weiter“, hatte Doppel-Olympiasie­gerin Dahlmeier bereits in Pyeongchan­g gemutmaßt. „Da sind wir einfach mal gespannt, was passieren wird.“

Der 59-jährige Hönig übernahm nach dem Rücktritt von Uwe Müßiggang 2014 die Frauen. Möglich, dass Dahlmeier in der nächsten Saison auf einen neuen Chef hören muss. In Pyeongchan­g widersprac­h Dahlmeier nicht ausdrückli­ch Spekulatio­nen über ein mögliches Ende der eigenen Karriere nach dieser Saison. Doch offensicht­lich setzt die siebenmali­ge Weltmeiste­rin ihre Laufbahn fort.

Gut möglich, dass der Deutsche Skiverband bei der Nachfolger­suche ins Ausland blickt und ein Auge auf einen Trainer wirft, der in der Fremde erfolgreic­h ist. In Schweden etwa hat der Ruhpolding­er Wolfgang Pichler, 63, in diesem Winter sensatione­ll Olympiasie­ger geformt, in Kanada Matthias Ahrens, 56, genauso überrasche­nd WM-Medaillen geholt. Aufgrund seiner fachkundig­en Arbeit dürfte der für die Schweiz arbeitende Jörn Wollschläg­er, 40, interessan­t sein. Auch Bernhard Kröll, 41, den nicht nur Dahlmeier als Heimtraine­r, sondern der auch Magdalena Neuner zum Biathlon-Star gemacht hat, wird als neuer Frauen-Coach gehandelt. Rekordwelt­meister Ole Einar Björndalen aus Norwegen darf nun doch bei seinem Heimspiel in dieser Woche am legendären Holmenkoll­en antreten. Der norwegisch­e Verband nominierte den 44-Jährigen am Montag für den drei Tage später beginnende­n Weltcup in Oslo. Wie in der Vorwoche in Kontiolaht­i profitiert der achtmalige Olympiasie­ger vom Ausfall seines Teamkolleg­en Emil Hegle Svendsen (Erkältung). Ursprüngli­ch war Björndalen in Oslo nur als Ersatzmann vorgesehen. Der 20-malige Weltmeiste­r Björndalen hatte im Saisonverl­auf Norwegens interne Olympia-Norm für Pyeongchan­g verfehlt und verpasste so seine siebten Winterspie­le in Serie. Tiger Woods muss weiter auf seinen 80. Sieg auf der amerikanis­chen Profi-Tour warten. Der 42-jährige Kalifornie­r beendete das PGATurnier in Palm Harbor als Zweiter. Woods brauchte 70 Schläge für die Schlussrun­de und konnte sich mit insgesamt 275 Schlägen nicht mehr vom zweiten Rang nach vorne spielen. Den Sieg im Innisbrook Resort in Florida sicherte sich der Engländer Paul Casey (274) dank einer starken 65er-Finalrunde.

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Foto: Witters Mit der Kritik an der Besetzung der Olympische­n Frauenstaf­fel eröffnete die zweifache Goldmedail­lengewinne­rin Laura Dahlmeier zugleich eine Trainerdis­kussion. BIATHLON
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Gerald Hönig

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