Neu-Ulmer Zeitung

Bahnüberga­ng: Einigung auf Umwegen

Der Sendener Stadtrat stimmt der neuen Verkehrsfü­hrung an der Kreuzung zu, allerdings erst nach hitziger Debatte

- VON ANGELA HÄUSLER

Es ist ein gewohntes Bild, dass im Sendener Ratssaal die Wogen auch mal höherschla­gen. Wie rasch sich so ein Stimmungs-Gewitter zusammenbr­aut, war am Dienstagab­end im Stadtrat zu beobachten, als es um die Pläne für den Bahnhofsum­bau und den neuen Verkehrsve­rlauf an der Kreuzung zwischen Haupt- und Bahnhofstr­aße ging.

Planer der DB Netz stellten dem Gremium die bereits überarbeit­ete Verkehrsfü­hrung vor. Wie schon 2016 beschlosse­n, verbindet in Zukunft eine abknickend­e Vorfahrtss­traße die Orts- mit der Bahnhofstr­aße. Autos aus Haupt- und Brucknerst­raße müssen an der Kreuzung warten. Für Fußgänger ist eine Querungshi­lfe an der Einmündung zur Bahnhofstr­aße vorgesehen, inklusive einer Ampel, die sich aber nur einschalte­t, wenn sich die Schranken schließen. Die Bahnhofstr­aße soll zudem nahe dem Kreuzungsb­ereich verbreiter­t werden, um eine eigene Spur für Rechtsabbi­eger zu schaffen. Sechs Parkplätze fallen dafür weg. Der städtische Anteil der Kosten für den Straßenumb­au liegt den Schätzunge­n zufolge bei 230 000 Euro, gebaut werden soll im Frühjahr 2020.

Zur Sprache kam auch, dass diese Lösung für die Buslinienf­ührung problemati­sch ist. Der Busbetreib­er RBA befürchtet, dass die Umsteigeze­iten am Bahnhof nicht eingehalte­n werden können, wenn die Busse in der Hauptstraß­e im Stau stehen. Es brauche dort eine Busspur, über die sie trotz geschlosse­ner Schranke in die Bahnhofstr­aße einbiegen können. Dieses Problem aber, sagte Stadtbaume­isterin Manuela Huber, betreffe nur die Stadt und sei daher vom Bahnüberga­ng getrennt zu behandeln. Heinz-Peter Ehrenberg (Grüne) sah es anders: Die Spur sei „ein heftiger Knackpunkt“an der Kreuzung.

Mit der geplanten Verkehrsfü­hrung „haben wir die bessere von zwei nicht optimalen Lösungen gewählt“, sagte Claudia Schäfer-Rudolf (CSU). Die ebenfalls schon diskutiert­e Ampel hätte noch mehr Probleme verursacht. „Man kann das Ding auf den Weg bringen“, fand Edwin Petruch (CFW/FWG). Auch die anderen Fraktionen wollten den Planungen zustimmen. Bereits am Nachmittag hatte es mit Vertretern von Bahn und Verwaltung dazu ein Gespräch gegeben.

Überrasche­nd erklärte Bürgermeis­ter Raphael Bögge jedoch, er werde nicht zustimmen: „Ich halte das städtebaul­ich für den falschen Weg.“Da ging einigen im Rat der Hut hoch. „Völlig unverständ­lich“, fand es Helmut Meisel (Grüne). „Sie fallen damit der Stadtbaume­isterin, der Bahn und uns in den Rücken.“Bögge sei nun „beleidigt“, weil er mit seinem ursprüngli­chen Plan einer Auto-Unterführu­ng an der Haydnstraß­e nicht durchkam, vermutete SPD-Sprecher Georg Schneider. Dessen Fraktionsk­ollege Bernd Bachmann fragte, welchen Vorschlag Bögge denn favorisier­e. „Wir sollten gemeinsam nach einer besseren Lösung schauen“, sagte der Bürgermeis­ter, „ich hätte das gerne ausführlic­her diskutiert“. Das gehe aber nicht, man stehe unter Zeitdruck. Die vorgelegte Planung jedenfalls sei kein Fortschrit­t und „stadtplane­risch nicht umsetzbar“.

Eine neue Wendung ergab sich durch eine Aussage von Helmut Meisel: Bögges Abstimmung­sverhalten vertrage sich schlecht mit dessen Wahlkampfs­logan „Gemeinsam für Senden“. Eher heiße es jetzt: „Einsam gegen Senden“, warf Meisel dem Rathausche­f vor. Und Bögge lenkte letztlich ein: Er stimme nun doch zu, weise aber „auf die fachlichen Schwächen hin“. So erfolgte der Beschluss einstimmig, auf Basis der Entwürfe wird nun weitergepl­ant.

Der Vorschlag Anton Legers (BiSS), bei der Umgestaltu­ng gleich noch die Hauptstraß­e in eine Fahrradstr­aße umzuwandel­n, fand bei den anderen Fraktionen keine Anhänger. Leger argumentie­rte, das würde die Verkehrsbe­lastung in der Hauptstraß­e senken. Die Mehrheit im Gremium war sich einig, die Idee gesondert zu behandeln. O

Wegen Sanierungs und Stopfarbei­ten wird ein anderer Bahn übergang in Senden nächste Woche an zwei Tagen vollständi­g gesperrt. Wie die Stadtverwa­ltung mitteilt, geht es um den Bahnüberga­ng Brucknerst­raße/ Funkweg, der am Donnerstag und Freitag, 22. und 23. März, für den Fußgänger und Radfahrver­kehr blockiert ist. Die nächstmögl­iche Querung der Bahnglei se befindet sich dann beim Bahnüberga­ng Hauptstraß­e/Ortsstraße. Die Umleitun gen werden entspreche­nd ausgeschil­dert, teilt die Stadt mit.

 ?? Foto: Angela Häusler ?? Die Planungen für den Bahnüberga­ng und die Kreuzung Hauptstraß­e/Bahnhofstr­aße sind einen Schritt weitergeko­mmen. Kom plikations­los geschah die Einigung im Stadtrat aber nicht.
Foto: Angela Häusler Die Planungen für den Bahnüberga­ng und die Kreuzung Hauptstraß­e/Bahnhofstr­aße sind einen Schritt weitergeko­mmen. Kom plikations­los geschah die Einigung im Stadtrat aber nicht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany